Auf zum großen Fest!

Welche Bedeutung hat Festive Mode auf dem deutschen Markt, welchen Einfluss üben kirchliche oder humanistische Zeremonien heute noch aus? Childhood Business wirft einen Blick auf Festlichkeiten, ­Zahlen und Fakten.

Für den festiven Modemarkt sind die kirchlichen Feste, aber auch die Jugendweihe von allergrößter Bedeutung. Die Zahlen verraten, welche Bedeutung und wie viel Potenzial solche Anlässe für die Branche besitzen. Die erste christliche Festlichkeit bildet die Taufe des Kindes. Im Jahr 2013 verzeichnete die evangelische Kirche gut 165.000 Kindstaufen, die katholische Kirche etwas mehr als 161.000. Tendenziell machen sich über die Jahre in beiden Konfessionen rückläufige Zahlen bemerkbar. Der feierliche Segen Für die Eltern und Verwandten des Kindes ist die Taufe meist die erste offizielle Feier im größeren Familienrahmen. Das Kind tritt mit der Taufe der Glaubensgemeinschaft der Christen bei. Bei der traditionellen Taufzeremonie zeichnet sich allerdings ein Wandel ab, so meldet es die Evangelische Kirche in Deutschland.

Der Trend gehe hin zu einem individualisierten Sakrament, und die Kirche geht mittlerweile immer häufiger auf diese Wünsche ein. So gab es bereits Tauffeste im Unesco-Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel oder an den Ufern von Seen, berichtet die Magdeburger Theologieprofessorin und Ausbildungsreferentin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Regina Sommer. Familien wollen die Feierlichkeiten heute mitgestalten und die Taufe als Familienerlebnis aktiv wahrnehmen. Das weiße Taufgewand steht wieder hoch im Kurs, nur das Taufkissen, auf dem der Säugling getragen wird, ist selten geworden. Heute tragen die Taufpaten das Kind meist im Arm. Nach katholischem Brauch folgt auf die Taufe die Erstkommunion. Im Jahr 2014 erfuhren knapp 190.000 Kinder um das dritte Schuljahr herum diese Zermonie. Im Alter von 14 Jahren haben katholische Jugendliche dann die Möglichkeit, mit der Firmung ihr Taufversprechen zu bekräftigen.

Viele Mädchen erscheinen zur Kommunion aufwändig ausstaffiert. Um dem entgegenzuwirken, haben einige Gemeinden die traditionelle Kutte wieder eingeführt. Das „Kommunionsersatzkleid“ wird dann nach der Messe angezogen.
Viele Mädchen erscheinen zur Kommunion aufwändig ausstaffiert. Um dem entgegenzuwirken, haben einige Gemeinden die traditionelle Kutte wieder eingeführt. Das „Kommunionersatzkleid“ wird dann nach der Messe angezogen.

2014 wurden deutschlandweit mehr als 160.000 Jugendliche gefirmt. Besonderes Merkmal der katholischen Festtagsbekleidung sind die typischen weißen Kommunionkleider der Mädchen und die Anzüge der Jungen. „Für viele Familien ist die Kommunion ein äußerst wichtiges Fest, hier will man keine Abstriche machen. Vor allem für die Feier nach der Kirche wird der Wunsch geäußert, dass das Kind schön aussehen sollte. Zudem ist das Kleid oft als Geschenk von den Paten oder den Großeltern zu verstehen“, berichtet Wendy Nichols, Geschäftsführerin von Emmerling. Allerdings wurde in einigen Gemeinden mittlerweile die Einheitskutte eingeführt. „Da es in vielen Regionen den Trend zur Kutte gibt, hat das traditionelle Kommunionkleid an Bedeutung verloren. Viele Kunden fragen daher nach einem ‚Kommunionersatzkleid‘, einem festlichen weißen Kleid, das unter der Kutte getragen wird und erst bei der späteren Feier zum Vorschein kommt. Vorteil hierbei ist natürlich, dass es auch bei späteren Anlässen getragen werden kann“, erläutert Dana Busse, Produktmanagerin von Eisend Kids. Bei den Firmlingen gilt allerdings, ähnlich wie bei den Konfirmanden, ein deutlich selbstbestimmteres und erwachseneres Auftreten, in eleganten Roben mit allen Facetten, Formen und Farben. Den letzten vorliegenden Daten der evangelischen Kirchenstatistik nach wurden im Jahr 2013 rund 220.000 Heranwachsende im Alter von ungefähr 14 Jahren konfirmiert.

Die Segnung der Konfirmation markiert den Übertritt ins kirchliche Erwachsenenalter. Eine Feier unter Humanisten Die Jugendfeier – oder auch: Ju­gend­weihe – steht für den Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter. Die Zeremonie markiert symbolisch den Übertritt vom Jugend- ins Erwachsenenalter. Jugendweihen werden von freireligiösen Gemeinden, humanistischen Organisationen und von Jugendweihe-Vereinen durchgeführt, wie etwa dem Humanistischen Verband Deutschlands und dem Bundesverband Jugendweihe Deutschland e.V. Die Begriffsänderung von Jugendweihe in Jugendfeier ist zum einen als Imagewandel zu verstehen, zum anderen aber auch als logische Konsequenz, da bei der Jugendweihe nicht „geweiht“ wird. „Die Tradition der Jugendfeier reicht etwa 150 Jahre zurück, leider ist es eine durch Kriege und die DDR unterbrochene Tradition. Die Jugendfeier wurde instrumentalisiert und für politische Zwecke missbraucht“, sagt Daniel Pilgrim, Projektleiter Jugendfeier des Humanistischen Verbandes Deutschlands in Berlin-Brandenburg. In Berlin und Brandenburg haben sich bisher 6.350 Jugendliche im Alter von 13 bis 14 Jahren zur diesjährigen Jugendweihe angemeldet.

Der Bundesverband Jugendweihe Deutschland e.V. verzeichnete im vergangenen Jahr bundesweit 36.500 Teilnehmer. Welche Rolle die Kleiderwahl für Jugendliche spielt, erklärt die Bundesgeschäftsführerin des Verbandes, Marina Hammer: „Die Lust auf Selbstbestimmung spiegelt sich deutlich in der Kleiderwahl der Jugendlichen wider, denn sie werden als Erwachsene in eine Gemeinschaft eingeführt und nehmen die Veranstaltung als solche ernst.“

Viele Jugendliche kommen im Ballkleid, im Anzug mit Fliege und einer individuellen Note, ausgedrückt etwa über Sneaker als Schuhwerk. Sonntagskleid und Festgewand Das klassische „Sonntagskleid“ hat sicher an Bedeutung verloren. Die wenigsten Familien suchen gezielt für Weihnachten ein neues Gewand. „Der Markt wird eine Nische bleiben, wenn man sich ausschließlich mit religionsbezogener Kleidung beschäftigt. Für uns bietet diese Nische aber großes Potenzial“, erklärt Catrin Scheer von Königsmühle. Denn gerade durch Hochzeiten, Tanzabschlussbälle, Abibälle oder mit Kunden, die auf der Suche nach etwas Besonderem sind, erfährt die Branche einen Aufschwung.

„Der Markt der festiven Kindermode unterliegt einem ständigen Wandel, wie die gesamte Modebranche. Es wird aber wie bisher immer Verbraucher geben, die zu einem besonderen Anlass Wert auf besondere Kleidung legen“, so Susanne Strobel, Produktmanagerin bei der Gotthard Staab Baby-Schuh- und -Bekleidungsfabrik.

(ao)

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Original aus CHildhood Business:

Dieser Beitrag erschien in der gedruckten Ausgabe 05/2016 von Childhood Business.

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