Lauflerner: die ersten Schuhe

Die ersten Schuhe:
Für Kleinkinder dürfen nur sorgsam entwickelte Schuhe in den Einkaufskorb.

Laufen fängt mit den Fingern an. Denn diese werden dringend benötigt, um sich neugierig an Schubladen, Stühlen oder anderen Gegenständen hochzuziehen. Sobald die ersten Schritte von ­alleine gehen, wird es Zeit, sich um das Thema ­Lauflernschuhe zu kümmern.

Manche Mutter kann es vielleicht kaum erwarten, mit dem Nachwuchs endlich die ersten Schuhe kaufen zu gehen. Doch was der Mama oft große Freude bereitet, will bei Kindern mit Bedacht umgesetzt werden. Ganz wichtig ist in jedem Fall, nicht zuallererst auf den Look zu schielen, sondern auf kindgerechte Schuhe zu achten. Auch für diese nur kurze Zeitspanne im Leben eines Kindes bieten zahlreiche spezialisierte wie große Hersteller physiologisch ausgewogene Schuhe an.

Im Durchschnitt sind Kinder etwa ein gutes Jahr alt, wenn sie die ersten Schritte entlang eines Sofas oder einer anderen Gelegenheit machen: vorsichtig tastend, das Gleichgewicht suchend und nicht nur auf glatten Böden noch lange nicht standfest und trittsicher. In der Regel nach drei weiteren Monaten klappt das mit dem freien Laufen dann schon viel besser – das Gewicht wird hin und her verlagert, der Körper ausbalanciert und mit einem kleinen Schwung der Schritt getan. Der auf Bewegungsentwicklung spezialisierte Psychologe Dr. Heinz Krombholz vom Staatsin­stitut für Frühpädagogik in München weist darauf hin, dass sich Eltern nicht verunsichern lassen sollten. Allgemeine Entwicklungstabellen „sind ja nur Durchschnittswerte“, meint der Experte. Bei der motorischen Entwicklung gäbe es eine große zeitliche Bandbreite.

Auf die Frage, wann man das erste Paar Schuhe kaufen sollte, gibt es keine einfache Antwort. „Und es gibt auch keinen Grund, sich zu beeilen,“ meint Marianne Bisgaard vom gleichnamigen dänischen Schuhhersteller. Die Knochen der jungen Kinderfüße sind noch nicht komplett entwickelt, weich und daher noch recht verletzlich. Auf keinen Fall dürfen sie in zu enge Schuhe gezwängt werden. Zu enge Schuhe können das normale Wachstum eines Fußes behindern. Bisgaard empfiehlt daher, frühestens sechs Wochen nach den ersten festen Schritten ein erstes Paar weiche Lauflernschuhe auszuprobieren. Generell gilt jedoch: Je mehr ein Kind barfuß läuft, umso besser. Die beste Stärkung der Fußmuskulatur und die Schulung des Gleichgewichts erreicht man am besten, indem das Kind so oft wie möglich auf Schuhe verzichtet. Für die gesunde Entwicklung des kindlichen Fußes ist es von großer Bedeutung, dass er sich möglichst natürlich bewegen kann. Gute Lauflernschuhe sind daher weich, sehr biegsam, bieten für die freie Bewegung der Zehen ausreichend Platz und ermöglichen auch ein gutes Fußklima. Am besten sind dazu Schuhe aus weichem Leder geeignet.

Drei Sorten Schuhe in nur einem Jahr

Dennoch bietet die Industrie Schuhe ab der Geburt an und Eltern fragen entsprechend nach persönlichen Vorlieben bereits schon früher nach einem passenden Schuhwerk für die ganz Kleinen. In den ersten Lebensmonaten braucht es kaum mehr als einen Schutz vor Kälte oder Stößen. Dazu reichen Socken oder erste, äußerst weiche „Babyschuhe“, die genügend Bewegungsfreiheit lassen. Erkundet das Baby die Umwelt bereits selbst, bieten sich „Krabbelschuhe“ an. Dabei handelt es sich um leichte, weiche Schuhe mit flexiblen Laufsohlen, die das Krabbeln unterstützen. Die darauf folgenden „Lauflernschuhe“ verfügen über festere, aber weiterhin biegsame Sohlen, die die Fußsohle stimulieren. Dadurch verstärkt sich die Muskulatur und der Fuß beginnt mit der Ausbildung des typischen Längsgewölbes eines später voll entwickelten Fußes. Das Wichtigste bei einem guten Lauflernschuh ist die flexible und weiche Sohle. Sie sollte sich mit einer Hand einfach und ohne großen Kraftaufwand biegen lassen. Nur so lernt das Kind das Abrollen über den Ballen. Eine verstärkte Kappe an der Ferse gibt Halt, ohne das Kind beim Laufen einzuschränken.

Da ein Fuß in den ersten zwei Jahren am schnellsten wächst, ist eine laufende Kontrolle der Schuhe nötig. Kleinkinder können zu eng gewordene Schuhe weder ausmachen noch artikulieren.

Schadstofffreie Gerbung

Ein durch die öffentlichen Medien intensiv verbreitetes und von Kunden häufig angesprochenes Thema gilt der Schadstofffreiheit des Schuhleders, vor allem von einer Chrom-VI-Belastung. Chrom-VI ist allergieauslösend und kann bei entsprechend sensibilisierten Menschen bei Hautkontakt zu Hautausschlägen führen. Einige Chrom-VI-Verbindungen werden bei Inhalation als krebserregend eingestuft. Diese Verbindungen können bei der Gerbung des Schuhleders durch Chrom-Salze entstehen.

Für Kleinkinderschuhe sollte darauf geachtet werden, dass zumindest das mit der Haut in Kontakt kommende Leder oder besser noch das des gesamten Schuhs chromfrei gegerbt wurde. Viele Hersteller achten in der Zwischenzeit auf den alternativen Einsatz von vegetabilisch gegerbten Lederstoffen.

Handel und Konsumenten können sich am einfachsten an entsprechend zertifizierten Anbietern orientieren. Als das aktuell beste Label im Lederbereich gilt „IVN Naturleder“. Dessen Befolgung stellen nicht nur Chrom-freie Lederwaren, sondern auch die Einhaltung einer Reihe weiterer nachhaltiger Kriterien sicher. Ebenso wertvoll ist eine ECARF-Zertifizierung, die ebenfalls Chrom-VI-freie Leder kennzeichnet und auf allergiefreundliche Produkte hinweist.

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Original aus CHildhood Business:

Dieser Beitrag erschien in der gedruckten Ausgabe 07/2016 von Childhood Business.

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