Pitti Bimbo: If you make it there, you can make it…

Die Pitti Immagine Bimbo gilt immer noch als die wohl wichtigste Kindermodemesse in Europa. Der Besuch entführt den Einkäufer in die erstaunlich lebendige und selbstbewusste Modeszene Italiens. Und auch die aufwendig inszenierten Schauen sind stolze Zeugnisse einer Trend setzenden Gestaltungskraft.

Viele kleine Labels mit Anspruch suchen für die zumeist internationale Kundschaft die Bühne der Pitti Bimbo. Mit einer Reihe an unterschiedlich ausgerichteten Konzeptbereichen bietet sich nahezu jedem Aussteller das passende Umfeld.
Viele kleine Labels mit Anspruch suchen für die zumeist internationale Kundschaft die Bühne der
Pitti Bimbo. Mit einer Reihe an unterschiedlich ausgerichteten Konzeptbereichen bietet sich nahezu jedem Aussteller das passende Umfeld.

Öffnet die Pitti Immagine Bimbo ihre Tore, liegt mit der Pitti Uomo die wichtige Modemesse für Herren gerade mal eine Woche zurück. Doch ohne Ermüdungserscheinungen, sondern – ganz im Gegenteil – mit einer professionellen Organisation, einem klaren Geländekonzept und schnell erfassbaren Themengebieten erwartet Italiens wichtigste Kindermodemesse mit­ rund 500 ausstellenden Marken ihre wie immer äußerst zahlreichen Besucher. Dichtes Gedränge herrscht nicht nur auf den Modeschauen, sondern an den ersten beiden Tagen auf allen Gängen. Der letzte Messetag ist wie auf vielen Veranstaltungen kein dankbarer Tag, sowohl für die Aussteller – da die Besucher­zahlen deutlich abfallen – als­ auch für die Besucher, da Erstere in Teilen bereits abbauen oder nur noch mit einer Notbesetzung mehr Präsenz als Freude über das Interesse von Nachzüglern zeigen.

Sehenswerte Schauen

Auch in diesem Jahr laden die italienischen Klassiker zur Modenschau ein, um mit ihrem Aufwand und ihrer für deutsche Geschmäcker zumeist erstaunlichen Freude an Farben, verspielten Designs und der Opulenz an Looks zu begeistern. Zu den notorischen Veranstaltungen gehören die von Il Gufo, Monnalisa und Yclù. Ebenso präsentieren sich wie jede Saison die spanischen Labels mit ihrer Show „Fashion from Spain“, die die ASEPRI, der Verband der spanischen Hersteller von Kinderprodukten, organisiert. Neu in diesem Sommer ist die Solo-Schau des monegassischen Labels AlishaV im Haute Couture-Bereich. Und erneut dabei ist SHE.VER, ein Label von Fun & Fun.

Nach dem Erfolg der ersten Apartment-Show im Januar 2016 organisiert die Pitti Bimbo auch für die Aussteller des „KidsFizz“-Bereichs eine eigene Schau. Ist man auf der Suche nach neuen oder kleinen, anspruchsvollen Labels bieten genau diese beiden Bereiche den richtigen Teich zum Fischen. Im KidsFizz-­Bereich, durch den alle Besucher gleich mit dem Betreten des Messegeländes eine inspirierende und vor lauter aufgeregten Newcomern äußerst lebendige Frischzellenkur verpasst bekommen, versammeln sich insbesondere kreative, experimentierfreudige junge Labels. In diesem Sommer wird die Fläche sogar noch durch die Hinzunahme der von der Pitti Bimbo bisher noch nie bespielten Flächen in den „Archivi“ vergrößert.

Im Bereich „Apartment“ sind ebenfalls kleine Labels versammelt, jedoch mit anspruchsvolleren Kollektionen im gehobenen bis Luxusbereich. Das Gebäude dazu erlaubt eine gleichzeitig offene wie auch durch abgehende Räume an private Showrooms reichende Ausstellungskonstellation. Zur Schau für die SS17-Kollektionen präsentieren sich Cape, Lamantine Paris & Milan, miss L. Ray, Péro, Piccola Ludo, Stella Jean, Trottolini und Velveteen.

Einen weiteren feinen, aber leider immer kleineren Bereich stellte „Ecoethic“ dar. Was hierzulande oder auch zum Beispiel in Skandinavien eine immer ausgeprägtere Rolle spielt, gewinnt auf der Pitti Bimbo nicht an Fahrt. Fragt man viele Aussteller der Messe, die durchaus auf nachhaltige Kollektionen achten, warum sie sich nicht über die Platzierung im Ecoethic-Bereich stärker positionieren, sind zwei Gründe zu vernehmen: Einerseits will man sich nicht in eine „Öko-Nische“ abgedrängt sehen, zum anderen fehlt es dem Bereich an Attraktivität, liegt er doch am Außenrand des großen Pavillons und ist augenscheinlich auch nur auf kleinere Exoten hin konzipiert. Die Zahl der Wiederaussteller vom Frühjahr ist mit Håndværkskunst oder Naturapura klein und insgesamt stellen in diesem Sommer nur noch acht Marken hier aus, darunter das vegane Label Infantium Victoria aus Deutschland, das durch eine Gothic-Collection für Kids starke gestalterische Akzente setzt, und jooseph’s little monster supply ­­­aus Österreich.

Die großen Bereiche stellen die namensgleiche „Pitti Bimbo“, „Sport­ Generation“ und „Superstreet“. In der Superstreet-Halle versammeln sich Denim- und Streetwear-Labels für Juniors und Teens, darunter auch die deutschen Anbieter Blue Effect Jeans, Blue Seven und MillionX, wobei sich Blue Seven auf seinem großzügigen Eckstand mit dem größten Sortiment für alle Altersbereiche zeigt. In der noch etwas poppiger aufgemachten Sport-Generation-Halle zeigen sich vor allem moderne Sport- und Activewear-Anbieter, aber auch manche Denim-Labels wie Antony Morato, Eddie Pen, Retour oder Vingino sowie Schuhmarken wie Clic!, natural world, Naturino, Rondinella oder Unisa.

Im Herzen der Veranstaltung liegt wie immer der zentrale Pavillon mit seinen zwei Etagen im Erd- und Untergeschoss. Hierhin streben die klassischen italienischen sowie die etablierten Marken. Aus Deutschland sind Aigner Kids über den Lizenznehmer Püttmann, Ewers, Maximo sowie Sterntaler und aus Österreich Philipp Plein Juniors vertreten. Hier finden sich aber auch nahezu alle weiteren Marken mit sehenwerten Kollektionen wie Billieblush, Billybandit, Douuod, Elsy, Fracomina, Fun & Fun, Gallucci, I Pinco Palino, Il Gufo, Kenzo Kids, La Perla Kids, Miss Blumarine, Monnalisa, Petit Batteau, Quis Quis, Silvian Heach Kids, Trussardi Junior, Twin Set oder Zadig & Voltaire.

Sosehr ein Besuch der Pitti Bimbo ein Zugewinn für jeden Einkäufer ist und die wichtigsten deutschen Buyer den Termin fest in ihren Reisekalendern eingebucht haben, stellt sie kein ausreichendes Abbild der europäischen Szene dar. Die nationalen Messen und in Deutschland die regionalen Ordertage sind für Hersteller weiterhin unverzichtbar, um weiterhin die nicht nach Italien pilgerndern Unternehmen zu erreichen. Neben den bereits erwähnten Anbietern aus Deutschland stellt nur noch die Kids Fashion Group aus. Seit dem Zukauf des in Italien angesehenen Labels Papermoon präsentiert sich das Unternehmen im eigenen Gebäude. Aber anders als in den Vorjahren richtet sich der Auftritt in diesem Jahr nicht mehr international, sondern konsequent am italienischen Markt orientiert aus. Im Vordergrund steht die Ausweitung des ehemaligen Olimpias-Franchisenetzes, das in Kids Brands House umbenannt und zum Vorbild für den Rest Europas wird.

Siehe auch:

Interview mit Marco Danieli- Manager Director iDEA S.p.A.

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Original aus CHildhood Business:

Dieser Beitrag erschien in der gedruckten Ausgabe 07/2016 von Childhood Business.

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