Schau, was kommen wird

Internationale Messen und nationale Ordertage sind die Bühne für die Marken der Kindermode. Wir werfen einen Blick auf die Profile der internationalen Messen und stellen aus den Kollektionen 12 Looks vor.

Ausdrucksstark: Aus den baltischen Staaten kommen eine ganze Reihe engagierter Kindermodelabels. Um sich auch am Rande Europas Gehör zu verschaffen, setzt Edite Kirse von Paade Mode in ihrem aktuellen Lookbook auf einen alarmroten Hintergrund. Und dass so ein Eyecatcher funktioniert, sieht man hier.

Die gute Nachricht zum Jahresstart destillierte sich zum Ende des rund 15 Messen und Ordertage umfassenden Saisonauftakts heraus.

Die Mehrheit der durch Childhood Business befragten Handelsvertretungen gab an, dass sie trotz der Zunahme an ausstellenden Labels und einer weithin als stagnierend wahrgenommenen Besucherfrequenz eine Belebung des Zuspruchs verzeichneten. Auch die Stimmung war besser als im letzten Jahr und die Ordern leicht erhöht. Dennoch ist anzumerken, dass dieses Stimmungsbild nicht als Ausdruck einer ausgeprägten Amplitude verstanden werden darf. Doch tut ein aufgehellter Horizont dem deutschen Markt ganz gut, da dieser in den letzten Saisons doch immer trüber wurde.

In unserer Umschau über die wichtigsten Termine im Januar und Februar werden wir in dieser Ausgabe eine kleine Zusammenfassung der internationalen Messen vornehmen und uns in der kommenden Ausgabe speziell dem deutschen Markt widmen.

Über 1.500 Marken

Für deutsche Einkäufer sind vor allem die Messen in Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien und in den Niederlanden von Interesse. Zählte man die ausgestellten Marken der relevanten Messen in diesen Ländern zusammen und bereinigt das Ergebnis um Mehrfachaussteller, so bieten allein diese Länder einen Einblick in mehr als 1.500 unterschiedliche Marken. Allerdings sind nicht alle Labels für den deutschen Einkäufer interessant. Auch wenn die Interessen individuell abweichen, treten zahlreiche Marken aufgrund von landestypischen Geschmacksunterschieden, Verkäuflichkeit, Preispunkten oder Lieferfähigkeit bis hin zu banalen Aspekten wie Sprachbarrieren in den Hintergrund. Doch gibt es vor allem zwischen diesen Messen einen regen Austausch an Ausstellern und ein Comment bei Besuchern.

Russland ist ein Sonderfall, da die CPM Kids vor allem in eine Richtung funktioniert. Aus europäischer Sicht bietet sie einen Zugang für Marken, die in das östliche Europa exportieren wollen. Für Einkäufer bietet sie hingegen kein Schaufenster in das russische Angebot. Für Premium-Brands kann zudem die Pitti Bimbo als attraktive Verkaufsplattform genutzt werden, da zahlreiche russische Einkäufer nach Italien reisen.

Auch die FIMI in Spanien stellt keinen Pflichttermin dar und die Little Barcelona erinnert zwar an Formate wie die Dot to Dot London oder Kid Paris, ist aber zu klein und hat zuletzt auch noch verloren, als dass sie derzeit für Einkäufer interessant ist. Bei der FIMI kollidiert der Januar-Termin regelmäßig mit der Pitti Bimbo, was ein Problem ist. Und viele der spanischen Marken sind zumindest für die deutsche Nachfrage nicht relevant. Die wichtigen und kommerziell interessanten Labels wie Boboli, Losan oder Mayoral sind ohnehin sehr export-orientiert und in den Zielländern auf Messen und durch starke Vertretungen aktiv. Premium-Brands nutzen die Asepri, die nicht zuletzt auch auf der Kind + Jugend „Fashion from Spain“ präsentiert. Und Newcomer beziehungsweise inhabergeführte Labels stellen auf der Pitti Bimbo, Ciff Kids oder Playtime Paris aus. Also: Wer Spanien liebt, fährt hin. Wer aber einen terminlichen Spagat machen muss, findet das interessante Anbieterspektrum auch auf den stärkeren europäischen Events.

Die größte Dichte an jungen Designer-
Marken gibt es auf der Playtime Paris. Dabei bezieht sich das sowohl auf die Vielzahl an ideenreichen Kollektionen bei zahlreichen und auf die persönliche Präsentation durch die Kreativen bei den meisten Ausstellern. Wer Neues sucht, für den ist Paris ein Pflichttermin.

Früher Saisonauftakt

Die AW 17/18-Saison leitete gleich Anfang Januar die Kleine Fabriek ein und verlegte den Termin gegenüber der Spiegelmesse im Vorjahr um zehn Tage nach vorn. Dabei scheint nur noch der Kalenderjahreswechsel zu verhindern, einen noch früheren Termin zum Auftakt wählen zu können. Den Veranstaltern wird bewusst sein, dass für nicht wenige Hersteller und Besucher ein Termin so kurz nach dem Jahreswechsel nicht unproblematisch ist. Nicht immer sind die Kollektionen bereits komplett fertig und bei manchen endete gerade erst der Winterurlaub. Aber da die internationalen Messen neben ihrer Funktion als nationaler Hotspot auch auf das gleiche, international reisende Einkäuferklientel zielen, gilt es, einen überschneidungsfreien Platz im Messekalender zu finden. Ob sich das Datum für die Amsterdamer Messe ausgezahlt hat, ist nicht sicher.

Besucherzahlen veröffentlicht sie nicht und die Anzahl an Brands sagt wenig über die Relevanz der Marken aus. So liegen die von uns gezählten rund 270 Marken im Vergleich auf dem Niveau guter Ordertage in Deutschland wie die der Kindermoden Nord oder Supreme Munich. Allerdings kommen aus den Niederlanden zahlreiche starke Labels, nicht zuletzt auch im Jeans-Bereich, die über die eigenen Grenzen hinaus kommerziell erfolgreich sind.

Allein von der Beobachtung der Besuchsfrequenz hat sich die Kleine Fabriek mit dem im letzten Sommer eingeführten, wirklich sehenswerten und vor allem auch funktional gut durchdachten „Market“-Konzept in diesem Januar noch nicht spürbar von dem langjährigen Rückgang an Besuchern erholen können. Ein Besuch der niederländischen Messe lohnt dennoch vor allem dann, wenn man an gut verkaufbaren Marken mit guten Preislagen interessiert ist. Sicher, auch in Amsterdam nutzen Label-Gründer die Chance, sich zu präsentieren. Durch die Nähe zu Belgien und Frankreich und aufgrund des stärkeren Zuspruchs des Standorts aus früheren Jahren hat die Messe für Hersteller noch immer einen attraktiven Ruf.

Die Pitti Bimbo in Florenz ist und bleibt der wohl wichtigste Sehnsuchtsort für Modemacher im Kids-Fashion-Sektor. Die Fiesta, die hier jedes Halbjahr gefeiert wird, die aufwendigen Solo- und Gruppen-Schauen sowie der Zuspruch durch das Publikum sind einmalig. Der KidzFizz-Bereich für junge und experimentelle Marken der Messe entwickelt sich immer mehr zu einem Hotspot und trägt dazu bei, die über 40 Jahre alte Pitti Bimbo äußerst jung zu halten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für Entdeckungen nach Paris

Eines der stärksten Formate für Newcomer und einer der größten Magnete für Einkäufer aus der ganzen Welt bietet die Playtime Paris. Dabei konnte sie sich in den zehn Jahren ihres Bestehens den persönlichen Charme des Familienbetriebs der Gründer bewahren, zugleich bis an den Rand ihrer Flächenkapazität wachsen und mit einer an die 600er-Marke heranreichenden Anzahl an Labels, die oftmals von den Designern ganz persönlich präsentiert werden, ein äußerst vielfältiges Spektrum an Ausstellern erarbeiten.

Zahlreiche Inhaber von Concept-Stores finden hier die Labels für ein individuelles Markensortiment. Allerdings zielt das Ausstellerfeld zumeist auf eine Preislage, die zwar nicht als Luxussegment zu titulieren ist, aber vielfach doch über den in Deutschland üblichen Preispunkten liegt. Paris ist anregend und einen Besuch wert, aber am Ende muss jeder schauen, ob die Messe zum Kundenprofil passt. Im Grunde hat jede der internationalen Messen nicht nur eine natürliche Bindung an das Herkunftsland, sondern auch eine bestimmte Funktion im internationalen Messekanon.

So bietet sich für Einkäufer, die das Klientel für starke Marken im Premiumsegment haben, vor allem die Pitti Bimbo an. Aus Italien kommen die meisten erfolgreichen Premiummarken im Kindermodebereich. Und die Einkäufer kommen dazu nach Italien. Selbst die relevanten französischen Anbieter wie die CWF Group oder die Kidiliz-Gruppe trifft man eher auf der Pitti als auf der Playtime.

Das im letzten Sommer neu lancierte „Market“-Konzept der Kleinen Fabriek in Amsterdam wurde für die gleich Anfang Januar 2017 gelegene Messeausgabe leicht modifiziert. So wurde das in einer Kreisform angelegte Hallenlayout zu einer „8“ gedoppelt. Der Zuspruch des Publikums hat sich zwar nicht verdoppelt, aber die Resonanz der Aussteller war trotzdem leicht positiv.

 

 

 

 

 

 

 

 

Mode aus dem Norden

Und dann gibt es noch das Phänomen der skandinavischen Mode. Die trifft in weiten Teilen Deutschlands auf den Geschmack der Verbraucher und bietet einen guten Mix von Basics, über Nachhaltigkeit und Design bis hin zu anspruchsvollen Labels und kombiniert das mit Zuverlässigkeit sowie guten Preislagen. Von daher ist ein Besuch der dänischen Ciff Kids also eigentlich immer lohnenswert. Doch für viele Einkäufer tut das gar nicht not, denn wenn, wie geschildert, so viele passende Zutaten zusammenkommen, wundert es nicht, dass die skandinavischen Marken auch ihren Vertrieb ganz nüchtern organisieren. Die kommerziell erfolgreichen Marken haben meist gut vernetzte Handelsvertretungen in Deutschland und sind über diese auf den Ordertagen präsent. Für die englischen Marken lässt sich das leider nicht sagen. Da wagen sich nur wenige jenseits der Bubble
London, wobei hier modisches Potenzial schlummert.

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