Astrid Schulte verlässt die Bellybutton und die Kanz -Gruppe

Astrid Schulte brachte Bellybutton erst auf Kurs und dann bei der Kids Fashion Group ein
Astrid Schulte brachte Bellybutton erst auf Kurs und dann bei der Kids Fashion Group ein

Nach einer bislang noch unbestätigten Branchenmeldung wird Astrid Schulte, Mitglied der Geschäftsführung der Kids Fashion Group, die Unternehmensgruppe verlassen. Sie war Anfang 2014 als geschäftsführende Gesellschafterin mit der Übernahme von Bellybutton zur Kanz-Gruppe gekommen und als einzige der vormals fünf Gesellschafterinnen auch nach der Übernahme beim Unternehmen geblieben. Eine Stellungnahme war feiertagsbedingt noch nicht zu erhalten.

Von Hamburg aus ergänzte sie die Geschäftsführung der Unternehmensgruppe mit Sitz im Pliezhausen, in der Nähe von Stuttgart. Zu Ihren Aufgaben zählten die Leitung des Marketings sowie die Koordination der lange als rückständig geltenden digitalen Geschäfte der Gruppe, zu denen auch der zugekaufte  Webshop 4little.de sowie die Vernetzung der Logistik mit führenden Online-Marktplätzen wie Zalando gehörten.

Die blonde Hanseatin und Mutter von drei Töchtern hatte die Marke Bellybutton bis zur Übernahme durch die Kanz-Gruppe geschickt von einem Umsatz in Höhe von 400.000 Euro auf rund 8,5 Millionen Euro gehievt. Als größere Investitionen, unter anderem in ein Warenwirtschaftssystem und in EDI-Technologie, anstanden, um ein weiteres Wachstum zu ermöglichen, kam es zu Gesprächen mit der Kanz-Gruppe. Am Ende stand anstelle einer Kooperation eine Beteiligung, die Anfang 2014 in der zunächst mehrheitlichen und später dann vollständigen Übernahme der von Dana Schweiger und Schauspielerin Ursula Karven 1998 gegründeten Firma mündete.

Die zum Zeitpunkt der Übernahme fünf gleichberechtigten Eigentümerinnen, zu denen auch Annette Bode, Katja Emcke und Astrid Schulte gehörten, schieden bis auf Schulte aus. Erstere machten Kasse, letztere vertraute auf eine spätere Aussicht auf Erfolg innerhalb der Kanz-Gruppe.

Hieß es zur Übernahme, dass man bestrebt sei, das Team zusammenzuhalten, waren schon kurze Zeit später die Designer ausgetauscht und schlussendlich die meisten Bellybutton-Mitarbeiter nicht mehr an Bord. Doch Schulte blieb auch nach Abschluss der Übernahme dabei. Sie vertraute darauf, trotz der räumlichen Entfernung zwischen der Zentrale und der angestammten Hamburger Außenstelle mit den KFG-Geschäftsführern Özgür Kemal Bender und Harald Hepperle auf Augenhöhe agieren zu können.

Formal hatte sie als Chief Marketing Officer in der KFG-Gruppe die Verantwortung für das Marketing inne. Für diesen Bereich konnte sie als Managerin auf einen Erfahrungsschatz aus einer ganzen Reihe an Positionen zurückgreifen, zu denen solche zählten wie bei Richemont, wo sie in der Geschäftsführung für das  Cartier-Marketing zuständig, oder bei Loyalty Partner, ebenfalls in der Geschäftsführung, für Marketing und Vertrieb für Payback verantwortlich war, sowie Stationen bei Roland Strategy Consultants und Kraft Foods Group.

Doch nicht immer realisiert sich, was auf eine Visitenkarte gedruckt wird. So musste sie oft selbst bei kleineren Entscheidungen das Votum des Primus inter pares Hepperle erfragen. Die Außenwirkung des Unternehmens verschmälerte sich im letzten Jahr ebenfalls zusehends. Im Januar 2017 wurde der komplette Messeauftritt auf der Pitti Bimbo in Florenz abgesagt, obgleich sich die Gruppe in den Jahren zuvor erst mühsam das Ansehen in Italien erarbeitet hatte und zuletzt großzügig in einem eigenen Gebäudeteil zu den Messen residierte. Kooperationen wie mit Geox waren der Lohn, auch wenn die Kids-Lizenz in Deutschland bis heute noch nicht richtig durchstarten konnte.

Auch von der Playtime Paris zog sich die Gruppe in 2017 zurück, auf der gerade auch für Bellybutton, die Maternity-Plattform der Messe von Bedeutung war, zurück. Und  von der Ciff Kids, auf der die aufgekaufte Lizenz Ticket to Heaven ehemals standesgemäß aufspielte und die Marken der Gruppe gen Skandinavien vertreiben helfen sollte, nahm das Unternehmen Abstand.

Dafür beschaffte sich die Kanz-Gruppe über die Muttergesellschaft Kids Brands House N.V. erst im April 2017 zusätzliches Kapital. So wurde eine kurzläufige Wandelanleihe begeben, die drei Millionen Euro an liquiden Mitteln in die Gruppe leiten soll. Die Laufzeit ist auf ein Jahr beschränkt und die Verzinsung beträgt stattliche sechs Prozent. Das Kapital soll von strategische Investoren kommen, das am 30.4.2018 im Falle der Ausübung des Wandlungrechts ohne weitere Zuzahlung im Verhältnis 1:1 in Aktien der Kids Brands House gewandelt werden kann. Bei derzeit rund 3,15 Millionen ausgegebenen Aktien, würde damit binnen Jahresfrist ein an die 50 Prozent herankommender neuer Gesellschafterkreis möglich werden.    

Bellybutton gilt noch immer als die strahlendste und anhand zahlreicher Lizenzvergaben am besten entwickelte Marke in der Kanz-Gruppe. Im Bereich der Baby- und Erstausstattung gehören Unternehmen wie Alvi, Manducaoder Paidi zu den Partnern. Für Erstaunen hatte im letzten September 2016 die Bekanntgabe einer Kooperation mit Osann im Bereich von Autositzen geführt. Einige Branchenkenner hätten namhaftere Hersteller als Partner erwartet. Und auch die Präsentation der ersten Lizenzprodukte am Osann-Stand auf der Kind + Jugend fiel mehr als bescheiden aus.

Zu den zahlreichen Marken des Hauses, zu denen unter anderem Döll, Kanz, Lemmi, Lief! und Ticket to Heaven gehören, zählen auch Lizenzen von Geox, Marc O’Polo und ab dem kommenden Jahr Tom Tailor.

Wohin es Astrid Schulte zieht, darüber ist noch nichts bekannt. Die Geschäftsführung der Tochterfirma  Bellybutton International übernehmen Bender und Hepperle. Vermutlich dürfte dann schon bald auch der Hamburger Sitz zur Disposition stehen und die ehedem durch ihre prominenten Gründerinnen so erfolgreiche Marke dann endgültig in den Kanz’schen Kindermarkenkanon übernommen sein.

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