Aus dem Atelier

Wie entstehen eigentlich Anlasskleider? Und sitzt der entwurf immer gleich beim ersten Mal? Designerin Hoi Man Cheung vom Hersteller Jottum gewährt im Gespräch mit Childhood Business einen Einblick ins Atelier.

Childhood Business: Wie entsteht ein Festkleid bei Jottum?

Alte Filme, besondere Gemälde, aber auch Bäume und Gebäude inspirieren Hoi Man Cheung bei ihrer täglichen Arbeit als Concept Designer bei Jottum. Die 28-Jährige ist selbst Mutter eines eineinhalb Jahre alten Sohnes und lebt im niederländischen Rotterdam.
Alte Filme, besondere Gemälde, aber auch Bäume und Gebäude inspirieren Hoi Man Cheung bei ihrer täglichen Arbeit als Concept Designer bei Jottum. Die 28-Jährige ist selbst Mutter eines eineinhalb Jahre alten Sohnes und lebt im niederländischen Rotterdam.

Hoi Man Cheung: Es beginnt zunächst immer damit, dass wir Stoffe sammeln und sie am Moodboard drapieren. Dann pinnen wir Bilder von Kleidern aus verschiedenen Modeepochen mit dazu. Denn das kann eine Inspiration für die Kollektion sein. Es können aber auch Abbildungen von speziellen Techniken oder Details mit dabei sein. Da haben wir immer unseren eigenen Twist, am Ende aber komplettieren die verschiedenen Details ein Kleid. Ein konkretes Beispiel: Wir haben das Bild eines Seidenkleides, aber um es mehr wie ein Mädchenkleid aussehen zu lassen, verwenden wir eher Popeline oder Jacquard. Ich vollende dann das Design des Kleides auf dem Papier und unsere Produktmanagerin verfasst daraufhin ein Dokument mit allen korrekten Maßen und Stoffdetails. Nachdem wir den ersten Prototyp von unserem Hersteller erhalten haben, entscheiden wir, ob es unserer ursprünglichen Vorstellung des Kleides entspricht oder nicht.

CB: Nach welchen Kriterien wählen Sie die Materialien aus? 

HMC: Jottum hat immer ein paar Qualitäten, die in jeder Frühjahrskollektion verwendet werden, wie zum Beispiel Popeline in Navy und Weiß, Baumwollsatin, Tüll und baumwollene Kupferseide. Um einen frischen Wind hineinzubringen, geben wir noch zwei weitere Stoffe hinzu. Für die Sommerkollektion haben wir beispielsweise einen Baumwoll-Tweed in Offwhite sowie einen Jacquard mit silbernen Lurex­blumen hinzugenommen. Bei der Auswahl ist für uns das Wichtigste, dass alle Stoffe einen natürlichen Look & Feel haben. Wir würden unsere Kleider niemals aus Poly­estergewebe fertigen lassen. In der Regel achten wir bei den Stoffen auch auf deren Waschbarkeit. Bei der Frühlingskollektion machen wir da allerdings auch mal eine Ausnahme, weil es ja Kleider für einen besonderen Anlass sind.

CB: Wonach entscheiden Sie sich für welchen Schnitt und welche Passform? 

HMC: Nach all den Jahren hat Jottum eine bewährte Verkaufsgeschichte und weiß in Bezug auf Passform und Schnitt, was funktioniert. Da bleiben wir uns in den klassischen Schnitten treu, versuchen aber, die kleinen Details immer wieder zu erneuern.

CB: Wie viele Entwürfe braucht es, bis ein Resultat stimmig ist und ein Kleid produziert werden kann? 

HMC: Ich habe zum Glück eine sehr gute Verbindung mit meiner Produktdesignerin, dass sie aus meinen Zeichnungen ganz genau „lesen“ kann, wie ich mir das Kleid als Endprodukt vorgestellt habe. Nachdem wir die Stoffauswahl und die Passform Schritt für Schritt besprochen haben, übernimmt sie den Entwurf und entscheidet beispielsweise, wie breit ein Kleid sein soll. Zu 80 Prozent brauchen wir nur einen Entwurf und können damit direkt zur Produktion übergehen. Nur bei sehr neuen Formen oder komplizierten Schnitten müssen wir einen zweiten Prototypen anfertigen lassen.

CB: Wie lassen Sie die Wünsche und Bedürfnisse kleiner Mädchen in Ihre Kreationen mit einfließen?

HMC: Kleine Mädchen wollen gern eine Prinzessin oder Ballerina sein und mit ihrem Kleid herumwirbeln, es am liebsten nie mehr ausziehen. Das beobachten wir zumindest oft bei Shootings oder Fittings. Diese Momente haben wir dann auch beim Entwerfen im Kopf. Es ist also wichtig, dass die Breite des unteren Saums weit genug und die Taille entsprechend schlank ist, damit so das Volumen eines Kleides geschickt akzentuiert werden kann. Außerdem muss auf die Menge der Tüllschichten und generell auf möglichst leichte Stoffe achtgegeben werden.

CB: Was sind die kommenden Trends in der festiven Kindermode?

HMC: In der nächsten Saison wird es viele Rüschen als Details geben – außerdem große, voluminöse Formen und natürliche Qualitäten wie Leinen und Baumwolle.

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Original aus CHildhood Business:

Dieser Beitrag erschien in der gedruckten Ausgabe 05-06/2017 von Childhood Business.

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