„Bio-Mode: Mit Power-Farben und knackigen Designs“

Zwischen den Marken, Händlern und Kunden sind es Handelsagenturen wie die von Hans-Joachim Hesselbarth, die nachhaltige Modelabels erfolgreich auf den Markt bringen. Ein Gespräch über den Wandel und die Bedeutung von Zertifikaten.

Hans-Joachim Hesselbarth kennt das Geschäft von beiden Seiten, denn zunächst war er als Vertriebsleiter bei Petit Bateau für eine Marke tätig, bevor er sich mit der eigenen Handels­agentur selbständig machte und Marken von Dritten zu vertreiben begann. Dabei setzte er bewusst von Beginn an auf Lables, die sich einer nachhaltigen Produktion verschrieben haben.

Childhood Business: Sie setzen ja vor allem auf nachhaltige Kinderbekleidungsmarken. Wie kam es eigentlich zu Ihrem Schwerpunkt in diesem Bereich?

Hans-Joachim Hesselbarth: Nach meiner Tätigkeit als Vertriebsleiter bei Petit Bateau habe ich den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Ich wollte unbedingt eine Handelsagentur aufbauen, die im ökologischen Bereich zu Hause ist. Ich hatte das Glück, mit der Firma Engel Naturtextilien und den Marken Engel Kinder und Erwachsene sowie Engel Sports einen starken und verlässlichen Partner auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit für eine Zusammenarbeit mit meiner Handelsagentur zu finden. Das Geschäft konnte ich dann weiter mit dem dänischen Unternehmen by Green Cotton mit den Marken Fred’s World und Müsli by Green Cotton ausbauen.

 

CB: Hat sich der Markt in den letzten Jahren deutlich verändert?

HJH: In der Tat! Der Markt hat sich sehr stark verändert. Der Zuwachs an Naturgeschäften wird immer größer und auch konventionelle Geschäfte setzen immer mehr auf ökologische Bekleidung. Man kann heute sagen, dass das Interesse sehr stark zunimmt, weil sich auch das Bewusstsein der meisten Menschen verändert hat. Es wird immer mehr Wert auf eine gesunde Bekleidung gelegt und auch darauf, wo, von welchen Menschen und auch wie sie produziert wird.

CB: Wie viele KIKO-Händler mit einem grünen Sortiment gibt es in Deutschland?

HJH: Derzeit gibt es einige hundert Händler und die Zahl wächst aus meiner Sicht immer weiter. Wir verzeichnen von Saison zu Saison einen Zuwachs an Kunden. Natürlich fallen auch mal Kunden weg, aber im Saldo steigt die Zahl. Ich denke, auch zukünftig werden immer mehr konventionelle Geschäfte ihr Sortiment um nachhaltige Mode ergänzen. Warum auch nicht? In den trendbewussteren Kollektionen sieht man heute  ganz einfach Bio-Mode mit Power-Farben und knackigen Designs.

CB: Wodurch unterscheidet sich eine erfolgreiche grüne Marke von den vielen anderen, die gerade im Kinderbereich oft versprechen, auf nachhaltige Materialien zu setzen, diese aber nicht zertifizieren lassen?

HJH: Ein Unternehmen muss sich kümmern, wo und wie seine ökologische Bekleidung produziert wird. Das umfasst auch die Arbeitsbedingungen und die Frage nach dem, was die Menschen verdienen. Leider gibt es immer noch sehr viele Unternehmen, die mit Nachhaltigkeit werben, aber diese Anforderungen nicht nachweisen können. In Zukunft wird es noch wichtiger werden, dass die Marken bitteschön eine richtige Zertifizierung haben. Wir beobachten auch, das von „GOTS-Stoffen“ gesprochen wird, wenn in einem Betrieb produziert wird, der GOTS-zertifiziert ist, aber das Material selbst keine GOTS-Zertifizierung hat. Leider sind gerade neue Kunden noch nicht so firm, ihren Anbietern hier auf den Zahn zu fühlen.

CB: Nachhaltige Textilien sind in der Regel teurer. Ist der Preisaufschlag angemessen?

HJH: Ich würde das nicht so formulieren, dass nachhaltige Textilien teuer sind. Sie haben ihren Preis, weil sie unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt werden! GOTS-zertifizierte Bekleidung muss ihren Preis haben, denn sonst würden wir uns doch selbst belügen.

CB: Gibt es bei konventionellen Händlern Vorbehalte, ein nachhaltiges Sortiment anzubieten?

HJH: Ich möchte es lieber so formulieren: Der konventionelle Kunde schaut auf den Preis und entscheidet dann, ob der Artikel gefällt. Der Naturkunde schaut, wo und wie der Artikel produziert wird, und erst dann richtet sich sein Blick auf Preis und Design.

CB: Gibt es Labels außerhalb Ihres eigenen Sortiments, die Sie ebenfalls schätzen?

HJH: Klar! Viele Labels machen einen guten Job, gerade auch hier in Deutschland. Dazu zählen Marken wie Loud + Proud, Maxomorra, Sense Organics, Serendipity oder Reiff, um nur einige zu nennen.

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