Boxen, die es in sich haben.

Out of the Box: Kassettenrekorder sind out und CD-Player auch schon fast überlebt: Im Kinderzimmer dämmert das Zeitalter der Boxen.
Out of the Box: Kassettenrekorder sind out und CD-Player auch schon fast überlebt: Im Kinderzimmer dämmert das Zeitalter der Boxen.

Die einen setzen auf Hör­figuren, die anderen auf Abonnements: gemeinsam ist der Toniebox wie der Tigerbox die Freude am ganz einfachen Hörgenuss im Kinderzimmer.

Wie kann es sein, dass im Zeitalter von Smartphone und Tablet im Kinderzimmer noch immer CD-Player oder gar Kassettenrekorder den Ton angeben? Dabei leiden so manche Geräte unter der zunächst noch etwas grobmotorischen Bedienung ihrer jungen Eigentümer. Daher gibt es eine Reihe von Unternehmen, die sich mit eigenen Konzepten aufgemacht haben, mit ihren Produkten die Kinderzimmer zu erobern. Zwei davon stellen wir hier vor.

Ausgewählt haben wir sie, da beide auf würfelartige Boxen setzen. Diese unterscheiden sich nicht nur in der Gestaltung, sondern, obgleich beide eine Anbindung an das Internet integriert haben, auch in Bezug auf die Geschäftsmodelle. Während Boxine mit der „Tonie­box“ vor allem auf einzeln zu kaufende Geschichten-Avatare in Form dann doch noch konkreter kleiner Figuren namens „Tonies“ setzt, bietet Storydocks für seine „Tigerbox“ Abonnements an, deren Inhalte aus dem Internet ge­streamt werden. Auch in Bezug auf ihre Messe­präsenzen unterscheiden sich die Anbieter. Die Toniebox wird auf der Kind + Jugend vorgestellt, während die Tigerbox die Spielwarenmesse als ihre Bühne Anfang 2018 genutzt hat.

Die Toniebox 

Die Toniebox mausert sich zu einem neuen Standard zum Hörspielhören für Kinder.
Die Toniebox mausert sich zu einem neuen Standard zum Hörspielhören für Kinder.

Die Väter Patric Faßbender und Marcus Stahl hatten einfach genug von zerkratzten CDs im Kinderzimmer und heckten gemeinsam die Idee der Toniebox aus. 2013 hängten sie ihre alten Jobs an den Nagel und gründeten Boxine. Vor drei Jahren brachten sie die Toniebox auf den Markt. 80 Mitarbeiter sind aktuell für das Unter­nehmen in Düsseldorf, Schwäbisch-Gmünd und London tätig. Nach Angaben des Unternehmens wur­den bisher mehr als 400.000 Boxen und über 2,7 Millionen Tonies verkauft. Die Produkt sind im deutschsprachigen Raum sowie Großbritannien und Irland erhältlich. Der Umsatz lag in 2017 bei rund 17 Millionen Euro.

Das Prinzip ist schnell erläutert: Auf einen weich gepolsterten Würfel mit seinem digitalen Innenleben setzt man Hörfiguren – die Tonies – und schon startet unmittelbar ein Hörspiel. Per WLAN werden beim erstmaligen Aufstellen des Tonies die passenden Inhalte einmalig von der Website des Herstellers heruntergeladen und in der Box gespeichert. Durch einen in jede Tonie-Figur integrierten NFC-Chip erkennt die Box, welcher Inhalt abgespielt werden soll. NFC steht dabei für die Technik „Near Field Communication“, mit der über wenige Zentimeter Daten übertragen werden können. Wird der Tonie heruntergenommen, stoppt die Wiedergabe automatisch, um beim nächsten Aufstellen an der gemerkten Stoppstelle erneut zu starten. Durch einen Klaps links oder rechts an die Box kann man zwischen den Kapiteln springen. Über das Drücken der Ohren lässt sich die Lautstärke regulieren.

Zu den Hörfiguren mit bekannten Inhalten gesellen sich die Kreativ-Tonies, die 90 Minuten Platz für eigene Geschichten, Lieder oder Grußbotschaften bieten. Mit einer Smartphone-App lassen sich eigene Inhalte aufladen oder vorhandene Audiodateien mittels Kreativ-Tonie ins Kinderzimmer bringen. Das geschlossene System des Herstellers bietet bis zu sieben Stunden Akku­laufzeit und einen Flash-Speicher mit Platz für mehr als 400 Stunden Hörinhalte. Rund 110 Tonies sind im Sortiment. Bis Ende 2018 sind 20 weitere geplant. Inhaltlich mit dabei sind bekannte Inhalte, wie der Räuber Hotzenplotz oder Benjamin Blümchen.

Die Macher haben nun neue Features im Bereich Ausrüstung auf den Markt gebracht. So gibt es nun einen Tonie-Transporter mit Tragegriff für unterwegs. In die Tasche für 19,99 Euro passen 20 der Figuren, gut verpackt in acht integrierten kleinen Netztaschen. Erhältlich sind die Transporter in den Farbtönen Beere, Grün, Hell-blau, Pink und Rot. Fans können im Kinderzimmer ihre Hörfiguren auf der Tonie-Tribüne (19,99 Euro) ausstellen: ein kleines, 60 Zentimeter langes Metallregal im dezenten Weiß oder knalligen Rot. Dank 25 mitgelieferter Magneten können die Figuren auch Kopf stehen.

Die Tigerbox

Die Tigerbox setzt auf Abos mit dem Streaming von Hörspielen aus der Cloud.
Die Tigerbox setzt auf Abos mit dem Streaming von Hörspielen aus der Cloud.

Die 2017 gestartete Tigerbox stammt von TigerBooks, Teil von Storydocks, die als Tochtergesellschaft des Friedrich Oetinger Verlags Produkte und Geschäftsmodelle für digitales Storytelling entwickelt und zahlreiche weitere kreative Lösungen für Kindermedien unter einem Dach vereint. Das Unternehmen kooperiert übrigens mit der Lufthansa, bei der Fluggäste mit Kindern vor Reiseantritt für sieben Tage einen kosten­losen „Tigerbooks-Premium“-Zugang erhalten und so Zugriff auf rund 2.000 interaktive Bücher, E-Books und Hörbücher erhalten. Über den Mobilfunkanbieter O2 lässt sich zu einem Vertrag eine „Kids Media Flat“ zu­buchen. Lokal arbeitet TigerBooks mit den Hamburger Bücherhallen zusammen. Diese integrieren TigerBooks in ihr öffentlich zugängliches Kindermedienangebot. Insgesamt sollen derzeit etwa 200.000 registrierte Nutzer auf das Angebot von TigerBooks vertrauen.

Die Tigerbox ist ein Lautsprechersystem mit extragroßen Knöpfen, einem geringen Gewicht und einer gummierten Antirutschfläche. Via Bluetooth lässt sich die Hörbox mit jedem Smartphone oder Tablet koppeln. Verbunden wird die Tigerbox mit der Kindermedienplattform TigerBooks, die Kindern und ihren Eltern aktuell Zugriff auf mehr als 1.000 Hörspiele und Musiktitel ermöglicht. Im Programm sind unter anderem die „Dragons“, „Alvin und die Chipmunks“, „Das Sams“, „Yakari“, „Mia and Me“ oder „Die Wilden Kerle“. Einmal verbunden, kann ein anderes Gerät die Verbindung nicht unterbrechen.

Es lassen sich aber auch SD-Karten einstecken, über die sich eigene Inhalte abspielen lassen. Der Akku soll bis zu acht Stunden halten. Die Tigerbox ist in fünf Editionen erhältlich, die sich in der Farbgebung wie auch inhaltlich  unterscheiden. Neben der Bibi & Tina-, Benjamin Blümchen- oder der Olchis-Edition gibt es noch Boxen mit ausgesuchten Hörspielen oder Kinderliedern. Zu jeder Tigerbox wird ein Gutschein ausgereicht, um vier Wochen lang „Tigertones Premium“ testen zu können. Dabei handelt es sich um ein abonnierbares Medienangebot mit den erwähnten rund 1.000 Hörspielen und Musiktiteln. 

Während der Handel bei Boxine an der Box und den Tonies verdient, entfallen weitere Erlöse aus den Aboumsätzen bei der Tigerbox.  

Im direkten Vergleich Toniebox Tigerbox
Zielgruppe Für Kinder ab drei Jahren. Für Kinder ab zwei bis zehn Jahren.
Design Die Toniebox gibt es in den Farben Rot, Grün, Hellblau, Beere und Pink. Genäht ist sie aus nachhaltigem, wasserabweisendem Stoff. Sie ist mehrfach mit Designpreisen ausgezeichnet. Robustes Holzgehäuse für guten Klang. Trageschlaufe für unterwegs. Die abschaltbare LED-Lichtleiste reagiert auf Musik und Sounds. 
Maße 12 x 12 x 12 Zentimeter 8,5 x 8,5 x 8,5 Zentimeter
Preis Toniebox: 79,95 Euro, Tonies: 11,99 Euro bis 14,99 Euro 34,99 Euro, Medientitel im Abo: ab 2,99 Euro monatlich
Website www.tonies.de www.tiger.media/tigerbox/

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