Von der Wollsocke zum Topseller

Klischees über Woll­socken und ihre Träger gibt es reichlich. dass diese überholt sind, ­zeigen klare Verkaufs­­zahlen von Naturtextilunternehmen.

Als Einzelhändler ökologische Mode anzubieten, sei es aus sozialer Notwendigkeit, Ästhetik oder Idealismus, erscheint auf wirtschaftlicher Ebene zunächst wenig rentabel, zumindest im direkten Vergleich mit herkömmlichen Textilien. Gefürchtet werden altbackene Mode, hohe Preise, eine damit einhergehende geringere Nach­frage und vermeintlich kleine Gewinnmargen.

Dass sich Bio-Mode aus der Ecke der Nischenprodukte heraus entwickelt hat, lässt sich beispielsweise am Umsatz des Naturtextilversandhauses Hess Natur von 2014 erahnen. Es erlöste mit Bio-Produkten 63 Millionen Euro. Hans-Joachim Hesselbarth, Geschäftsführer der Handelsagentur Hesselbarth, kann den Wandel und die zunehmende Bedeutung von Bio-Mode für die Wirtschaft bestätigen. Die Agentur vertritt Unternehmen wie by Green Cotton aus Dänemark, Engel aus Pfullingen oder Enfant Terrible aus Stuttgart, die alle für nachhaltige Produkte stehen. „Die Nachfrage an ökologischen Kindermodelabels seitens konventioneller Einzelhandelspartner ist seit 2013 von 15 Prozent auf 35 Prozent angestiegen“, sagt Hesselbarth. „In den kommenden zwei Jahren rechne ich mit einer weiteren, deutlichen Zunahme des Interesses.“

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Biologisch produzierte Kleidung mit poppigen Designs wie etwa von Mini Rodini kann am POS besondere Aufmerksamkeit auf einen Öko-Teilbereich lenken.

Kirsten Weihe-Keidel, Bio-Kindermodenpionierin, steht bereits seit 1995 mit Sense Organics für fairen Handel und biologisch produzierte Kinderbekleidung. Mit seit 20 Jahren gesammelten Erfahrungen im Handel von Fremd- und Eigenmarken kennt Weihe-Keidel die Schwierigkeiten und Veränderungen in diesem Bereich. Sie persönlich hält bestenfalls einen nur geringen Preisunterschied zwischen konventionell und ökologisch hergestellter Bekleidung für notwendig. Dieser läge bei lediglich zehn Cent pro Babyartikel und bei etwa 30 Cent für Erwachsenenbekleidung. Etablierte Marken, die sich vollständig auf eine soziale und ökologische Produktion eingestellt haben, müssten für den Endverbraucher nicht teurer sein.

„Vergleicht man Bio- mit konventioneller Mode, wird man sehr schnell feststellen, dass es keine großen Preisunterschiede gibt. Für den Händler sind die Gewinnmargen nicht besser oder schlechter“, bestätigt Hans-Joachim Hesselbarth.

Bio muss nicht teurer sein

Um als Einzelhändler ökologische Mode erfolgreich in das Sortiment aufzunehmen, empfiehlt Weihe-Keidel, Bio-Mode erst anzutesten. Hierzu sollten Bereiche im Ladengeschäft visuell klar ausgezeichnet werden. Analoge Methoden findet man vor allem in Super- und Drogeriemärkten, die ihre biologischen Produkte verbraucherfreundlich hervorheben. Wichtig seien zu 100-Prozent-zertifizierte Marken. Firmen mit teilöko­logischen Kollektionen oder gar ohne Gütesiegel führten nur unnötig zur Kundenverwirrung. „Verbrauchern gegenüber sind Zertifikate wichtig“, betont Weihe-Keidel. Diese geben erste Sicherheit. Dennoch sei eine fachkundige Beratung mit dem Wissen über die Spezifizierung der geführten Marken unersetzlich. Trotz einer gewissen Aufgeschlossenheit für nachhaltige Produkte sind Aufklärung und Transparenz ein wichtiges „Verkaufs­tool“. Inhaltliche Argumente für grüne Kinderbekleidung im Handel gibt es genug.

(ao)

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