“Ein Kinderzimmer sollte keine Küchenoptik haben.“

Welche Ansprüche haben Kunden an Kindermöbeln? Und welche Möglichkeiten haben Hersteller, diese Wünsche zu erfüllen? Gabriele Lehner, Geschäftsführerin von Taube Jugendmöbel, spricht im Interview mit Childhood Business über Nachhaltigkeit, Preise und eigenständiges Design.

Childhood Business: Welches sind die aktuellen Themen, die die Kindermöbelbranche bewegen?

Gabriele Lehner leitet das Familienunternehmen Taube in zweiter Generation. Dass ausschließlich am Firmenstandort im mittelfränkischen Ipsheim produziert wird und dafür nur heimische Hölzer verwendet werden, ist für sie eine Selbstverständlichkeit.
Gabriele Lehner leitet das Familienunternehmen Taube in zweiter Generation. Dass ausschließlich am Firmenstandort im mittelfränkischen Ipsheim produziert wird und dafür nur heimische Hölzer verwendet werden, ist für sie eine Selbstverständlichkeit.

Gabriele Lehner: Kunden  werden immer sensibler für die Aspekte Nachhaltigkeit und Gesundheit. Es gibt viele Negativschlagzeilen aus vielen Bereichen des alltäglichen Lebens, sodass ein starkes Bewusstsein entstanden ist. Immer mehr Eltern wollen wissen, dass ihre kleinen Zwerge keinen Schadstoffausdünstungen ausgesetzt sind, wenn sie ins Bett gelegt werden.

CB: Wie stellen Sie bei Taube eine solche Schadstofffreiheit sicher?

GL: Das funktioniert nur durch eine sorgfältige Auswahl der Grundprodukte. Wir kaufen darum keine Brettware, sondern lassen unser Holz selber schlagen. Mein Mann, unser technischer Geschäftsführer, geht im Frühjahr noch selbst mit dem Förster in den Wald. Gemeinsam suchen sie die Buchen, Birken und Erlen aus, die wir verarbeiten möchten. Die Bäume werden gefällt, bei uns aufgestapelt und ein Jahr gelagert, bevor wir dann Möbel daraus bauen. Das machen wir schon immer so und das werden wir auch weiterhin tun.

CB: Schlägt sich das nicht notwendigerweise im Preis wider?

GL: Das muss es nicht. Natürlich ist die Verwendung von Massiv- holz aus heimischen Wäldern kostspieliger als die von Spanplatten, die teilweise gar mit Formaldehyd verklebt sind. Wir setzen aber in der Kalkulation massiv den Rotstift an, um dennoch ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis gewährleisten zu können.

CB: Worauf kommt es bei dem Design und der Entwicklung neuer Produkte an?

GL: Ein Kinderzimmer soll ein Kinderzimmer sein und nicht die heute so verbreitete kantige und flächige „Küchenoptik“ haben. Unser neues Kinderzimmer „Nostalgie“ schafft das mit einer durchscheinenden Holzmaserung und einem Wellenmotiv an den Kanten.

CB: Wie konnte die nüchterne „Küchenoptik“ in Kinderzimmern eine solche Verbreitung finden?

GL: Die Großmöbelindustrie schafft solche Trends und stürzt sich dann auch auf das Kinderzimmer. Was bei Erwachsenen beliebt ist, wird einfach verkleinert. Damit sind sie durchaus erfolgreich. Dann springen einige Unternehmen einfach auf den Zug auf. Dabei ist es doch gerade für die kleineren Hersteller wichtig, grundsätzlich etwas anders zu machen.

CB: Inwiefern begrenzen auch Sicherheitsvorschriften das Design? Bei Babybetten ist beispielsweise der Abstand zwischen den Streben genau reguliert.

GL: Tatsächlich sind uns insbesondere bei den Seitenteilen von Babybetten die Hände gestalterisch gebunden. Allerdings nicht vorne und hinten: An Kopf- und Fußende lassen sich noch viele Ideen umsetzen. Es findet sich immer ein Weg, etwas Eigenständiges zu kreieren.

CB: Wie schnell können Trends bei Kindermöbeln aufgegriffen werden?

GL: Prinzipiell können wir neue Ideen zügig umsetzen. Allerdings wollen wir keinen schnelllebigen Trends folgen, sondern die Wertigkeit in den Vordergrund setzen. Kinderzimmer sollen ja lange begleiten, erweiterbar sein, mitwachsen und dem Kind auch noch nach vielen Jahren gefallen. Unsere Möbel sind darum bis zu zehn Jahre im Handel erhältlich, und wir produzieren einzelne Teile noch lange nach.

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