„Es gibt keine Möbelpolizei.“

Im Gespräch mit Childhood Business verrät Ursula Geismann, Möbelexpertin und Pressesprecherin des Verbands der deutschen Möbelindustrie, welche Trends und Entwicklungen die Branche derzeit bewegen.

Childhood Business: Welche Entwicklungen und Veränderungen prägen die Möbel­industrie?

Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie beschäftigt sich aktiv mit den Trends und Strömungen im Möbeldesign. Unter anderem saß sie in der Jury auf der ­Kind + Jugend bei der Verleihung des letztjährigen Kids Design Awards.
Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie beschäftigt sich aktiv mit den Trends und Strömungen im Möbeldesign. Unter anderem saß sie in der Jury auf der ­Kind + Jugend bei der Verleihung des letztjährigen Kids Design Awards.

Ursula Geismann: Die Branche ist sehr aktiv und reagiert inzwischen schneller auf sich verändernde Nachfragen. Das gilt nicht nur für die Möbelproduzenten, sondern auch für deren Zulieferer. Ein Beispiel sind die Furniere: Noch vor fünf Jahren gab es fast nur im wahrsten Sinne des Wortes astreine Waren. Heute sind viel mehr Astlöcher und Markstrahlen zu sehen. Die überall identischen Oberflächen sind gewichen, dadurch sind furnierte Möbel entsprechend dem Trend nach Einzigartigkeit viel individueller.

CB: Und was sind die wichtigsten Ansprüche der Kunden insbesondere an Baby- und Kindermöbel?

UG: Sicherheit ist nach wie vor das wichtigste Kriterium. Nichts ist schlimmer, als das eigene Kind zu gefährden. Und leider gibt es keine „Möbelpolizei“. Importierte Möbel werden nicht an der Grenze kontrolliert, ob sie denn auch schadstofffrei sind oder auf andere Weise eine Gefahr für das Kind darstellen. Deswegen erleben wir, dass wieder sehr stark auf Siegel geachtet wird. Neben der Sicherheit sind natürlich auch Faktoren wie beispielsweise Design und die generelle Qualität wichtige Kaufkriterien.

CB: Wie hochwertig und langlebig muss ein Babymöbelstück überhaupt sein? Schließlich ist es ja keine „Investition fürs Leben“. 

UG: Viele Babymöbel werden durchaus für eine lange Nutzungsdauer gekauft und an Freunde oder Verwandte weitergegeben. Der Erfahrung nach landen wesentlich weniger Baby- oder Kindermöbel auf dem Sperrmüll, als es Möbel für Erwachsene tun. Und eine Wiege ist ja nach einem halben Jahr nicht „oppe“. Darum werden sie oft weitergegeben.

CB: Welche Trends sehen Sie auf dem Baby- und Kindermöbelmarkt?

UG: Generell ist das Feld sehr breit: Von kühler, schlichter Optik über den Landhausstil bis hin zu Designerstücken und den Repliken von beispielsweise Bauhaus-Klassikern reicht das Angebot. Stark ist der Trend hin zu geschlechterspezifischen Kinderzimmern. Es gibt hier wieder eine starke Polarisierung. Klassische Rollenbilder spiegeln sich in den Themenwelten wider. Vielen Eltern gefällt das. Das ist insofern erstaunlich, da es doch gerade in den letzten Jahrzehnten der Geschlechterangleichung ein so relevantes Thema war. Aber ganz egal ob Designerzimmer oder romantisches Prinzessinnen-Reich: In der Realität sehen die Kinderzimmer nie aus wie im Katalog. Und nach kurzer Zeit sind sie eh kunterbunt beklebt.

CB: Betreffen die Veränderungen nur das Kinderzimmer selbst?

UG: Wir erleben, dass sich gerade auch im Badezimmer viel tut. Lange wurde es nur als funktionaler Raum wahrgenommen, inzwischen wird er ein „Lebensraum“. Auch die kindlichen Bedürfnisse werden verstärkt berücksichtigt. In Neubauten ist zu beobachten, dass einige Kunden beispielsweise niedrige Waschbecken für Kinder anbringen. Aber auch etwas weniger aufwendige, nicht gleich die Architektur betreffende Veränderungen zeigen sich. Trittbänke und Hocker werden nicht mehr nur gekauft, weil sie nun mal da sein müssen, sondern hier wird vermehrt Wert auf ein gutes Design gelegt.

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