Liegt die Zukunft im Leihen?

Das vom Carsharing bekannte Geschäftsmodell ist auch bei Babymöbeln anwendbar, glaubt Oliver Piskora, Inhaber von Gloria Lavi. Er verkauft und vermietet luxuriöse Wiegen, Stubenwagen und Beistellbetten.

Möbel-Kunst: Die Objekte von­ Gloria Lavi genügen höchsten Design-Ansprüchen.
Möbel-Kunst: Die Objekte von­ Gloria Lavi genügen höchsten Design-Ansprüchen.

Bei den Stubenwagen, Krippen und Beistellbetten von Gloria Lavi handelt es sich beinahe um Kunstwerke. Die Geschichte dahinter ist eine, wie sie in ähnlicher Form auch viele Inhaberinnen von Modelabels erzählen. Als Oliver Piskora Vater wurde, suchte er eine Krippe, die ihm gefiel, fand aber keine. Also begann er, selbst eine solche zu entwickeln. Er brachte sich im Selbststudium das Design am Computer bei, arbeitete mit Schreinermeistern zusammen und entwickelte schließlich drei Produkte, die auch höchsten ästhetischen Ansprüchen genügten. Ein Problem trat dann schnell auf: Viele seiner Kunden bewunderten zwar die in aufwendiger Arbeit produzierten Objekte, konnten sie sich aber nicht leisten. Also beschloss er, diese nicht nur zu verkaufen, sondern auch zu vermieten.

Childhood Business: Wie funktioniert das Geschäftsmodell?

Weil Oliver Piskora keinen Stuben­wagen fand, der ihm gefiel, entwickelte er selber einen solchen. Weil die aber für einige seiner Kunden zu teuer waren, entschloss er sich, sie auch zu verleihen.
Weil Oliver Piskora keinen Stuben­wagen fand, der ihm gefiel, entwickelte er selber einen solchen. Weil die aber für einige seiner Kunden zu teuer waren, entschloss er sich, sie auch zu verleihen.

Oliver Piskora: Wir bieten eigentlich Luxusgüter an, da nicht nur unsere schönen, sondern jede Art von Wiegen lediglich über einen überschaubaren, recht kurzen Zeitraum genutzt werden. Nach rund acht Monaten wird ein Stubenwagen nicht mehr verwendet. Darum verleihen wir sie auch.

CB: Tun Sie dies nur selbst oder erfolgt das auch über Ihre Fachhandelspartner?

OP: Wir bieten die Leihe selbst an, aber im Prinzip können das unsere Partner natürlich auch tun. Gerade die lokale Struktur dürfte einem solchen Modell guttun. Auf der anderen Seite entsteht einem Händler natürlich ein großer Aufwand. Schließlich muss jedes Möbelstück nach der Nutzung zumindest grundgereinigt werden. Es kann natürlich aber auch sein, dass Überarbeitungen vorgenommen werden müssen.

CB: Welchen Aufwand hat der Endkunde?

OP: Nur die Montage und die Demontage. Im Mietpreis ist ein Liefer- und ein Abholservice bereits inklusive. Außerdem gibt es eine fabrikneue Matratze dazu. Des Weiteren bieten wir auch passende Textilien an. Damit machen wir natürlich ein Zusatzgeschäft.

CB: Gerade die Krippe ist doch aber ein sehr emotional aufgeladenes Möbelstück. Wie hoch ist die Bereitschaft, ein solches „nur“ zu leihen?

OP: Zweifellos ist nicht jeder dazu bereit. Viele Eltern bekommen die Krippe zur Geburt geschenkt. Teilweise sind dies vererbte Modelle, die eingelagert vom Dach­boden kommen. Viele Eltern freuen sich darüber. Manchmal passen diese Möbel aber einfach auch nicht ins Interieur. Es gibt hier den Streit „Romantik versus Design“. Während sich manche Eltern über eine solche Krippe freuen, gibt es auch die, die ihren gewohnten Lifestyle fortsetzen und ihr Kind auch stolz vorzeigen wollen. Und vor allem in den Großstädten haben einige Eltern gar nicht den Platz, die lieb gewonnene Krippe später aufzubewahren. Aber natürlich kommt es auch vor, dass wir die zunächst ausgeliehene Krippe nach der Nutzung doch noch verkaufen. Der Mietpreis wird dann auf den Kaufpreis angerechnet.

CB: Glauben Sie, dass sich das Verleihmodell von Baby- und Kindermöbeln stärker ausbreiten wird?

OP: Warum nicht? Auch der Handel kann von solch einem Verleihmodell durchaus profitieren. Es sollte stärker ins Bewusstsein der Endkunden gebracht werden, dass so etwas möglich ist. Aber natürlich ist die Etablierung mit Aufwand und einem gewissen Risiko verbunden. Möbel oder auch Kinderwagen müssen beispielsweise auch schnell repariert werden können. Aber ich bin sicher, dass sich da in den nächsten Jahren noch einiges tun wird. (CH)

 

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