„Wir warten händeringend auf eine Umstandsmodemesse in Deutschland.“

Wolfgang Juchem ist als selbstständiger Kaufmann seit 25 Jahren in der Textil­branche zu hause. Anfangs widmete er sich der Kindermode, seit zwölf Jahren kümmert er sich um Umstandsbekleidung. Das Vertretungs­gebiet seiner Handels­agentur Jorga Textilvertrieb Juchem umfasst Belgien, Deutschland, Luxemburg, Österreich und Die Schweiz.

Childhood Business: Sie vertreten als Handelsagentur Umstandsmodemarken wie Attesa Maternity, Love2Wait und bis vor kurzem auch Pietro Brunelli. Wie kam es zur Trennung von Pietro Brunelli?

Wolfgang Juchem vertritt mit seiner Firma Jorga Textil­vertrieb Juchem die Umstandsmodemarken Attesa und Love2Wait.
Wolfgang Juchem vertritt mit seiner Firma Jorga Textil­vertrieb Juchem
die Umstandsmodemarken Attesa und Love2Wait.

Wolfgang Juchem: Pietro Brunelli entspricht vom Preisniveau her einfach nicht dem deutschen Markt. Für die hiesigen schwangeren Frauen sind die Kleider zu extravagant und hochpreisig. Nachhaltig etabliert hat sich dahingegen in den vergangenen zwölf Jahren die von Ihnen erwähnte italienische Marke Attesa. Attesa und Love2Wait sind preislich und designtechnisch für unsere deutschen Kunden interessanter.

CB: Was ist die deutsche Frau bereit auszugeben und welche Kaufkriterien sind entscheidend?

WJ: Frauen wollen einen hohen Tragekomfort, Qualität und nicht zu viel Geld für Schwangerschaftskleidung ausgeben. Das Mittelpreissegment läuft im Einzelhandel am besten. Außerdem zeigt sich deutlich, dass die Umstandsmode mittlerweile auch noch in der Stillzeit und darüber hinaus getragen wird.

CB: Hat die Umstandsmode in Deutschland eine Nischenpostion?

WJ: Ja, aber an sich müsste das nicht mehr so sein. Vergleiche sehen wir in der Schweiz und in Belgien. Dort gibt es vermehrt Fachgeschäfte, die sich gezielt und mit Erfolg auf Umstandsmode spezialisiert haben. In Deutschland zeigt sich das Geschäft mit der Schwangerschaftsbekleidung jedoch noch recht lieblos. Kindermodenfachgeschäfte nehmen Schwangerschaftsmode meist zur Umsatzsteigerung ins Sortiment auf, und das auch nur in kleinen Teilbereichen. Das hilft nicht gerade, die Marktposition zu stärken.

CB: Wo sind die umsatzschwächsten und -stärksten Regionen in Deutschland und wo verkauft sich Umstandsmode besser, im Fachgeschäft oder in Warenhäusern?

WJ: In Deutschland gibt ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. Im Süden wie auch in Deutschlands Mitte läuft die Schwangerschaftsmode sehr stark. Im Norden hingegen haben wir unseren schwächsten Markt. Da Schwangerschaftsmode besonders beratungsintensiv ist, zeigt unsere Erfahrung, dass Fachgeschäfte diese Aufgabe am besten leisten können und dort auch am meisten vertrieben wird.

CB: Wie sollte die fachliche Beratung im Idealfall aussehen?

WJ: Das geschulte Fachpersonal sollte der Schwangeren eine Hilfestellung zum Beispiel bei Größen und Tragekomfort bieten. Der Einkauf sollte ein Event sein, die Schwangere sollte sich verstanden fühlen und das Gefühl haben, gut informiert worden zu sein.

CB: Auf welchen Messen stellen Sie aus und wie beurteilen Sie selbst die momentane Messesituation für den Bereich der Umstandsmoden?

WJ: Wir nehmen an Messen in Hamburg, München, Neuss, Wallau und in Belgien, Frankreich sowie auch in Österreich teil. Die Messesituation in Deutschland selbst gestaltet sich in diesem Bereich als äußerst schwierig. Im Grunde warten wir hier händeringend auf eine internationale Messe, die die Interessen der Umstandsmodebranche vertritt.

CB: Wie sieht es mit der Playtime in Paris als momentan stärkste Plattform aus? Erfüllt diese die Anforderungen?

WJ: Durchaus, aber auch mit gewissen Einschränkungen. Die Playtime in Paris ist für uns die mit Abstand wichtigste Messe. Hier stellen derzeit 40 Umstandsmodelabels aus aller Welt aus und finden damit große Aufmerksamkeit. Allerdings hat die Messe das Manko, dass das Publikum vorrangig wegen der Kindermodeaussteller kommt. Ersichtlich ist das auch bei unseren deutschen Einkäufern, die nur in beschränktem Rahmen präsent sind.

(Interview: Anne Oloff)

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