In der Kinderbekleidung spielt das Thema einer ökologisch nachhaltigen Produktion oft eine große Rolle. Gerade die Jüngeren Labels eint das Grüne und gerade kleine Anbieter treiben dieses bedeutende Thema.
Zählen C&A, H&M oder Nike mittlerweile auch zu den größten Abnehmern von Biobaumwolle, so umfasst der Anteil an nachhaltig produzierter Baumwolle auch weiterhin nur einen niedrigen einstelligen Prozentsatz an der weltweiten Gesamtproduktion – und sinkt nach offiziellen Quellen noch weiter. Überhaupt wird auch von Experten die Frage, wie sich diese Nachhaltigkeit überhaupt definiert, sehr unterschiedlich beantwortet. Allein der Verzicht auf Pestizide oder auch künstliche Düngemittel resultiert meist in einem deutlich höheren Wasserverbrauch. Dabei wird Baumwolle gerade in solchen Landstrichen angebaut, in denen es ohnehin an Wasser und mehr noch an sauberem Trinkwasser mangelt. Und auch der Begriff „Biobaumwolle“ ist ein allgemeiner. Achtzig Prozent des Biobaumwollsortiments sind nur nach den Kriterien des Organic Content Standard (OCS) zertifiziert. Der OCS kontrolliert allerdings allein den Anteil biologischer Fasern in den Produkten, berücksichtigt aber keine Produktionsprozesse, Chemikalien oder soziale Kriterien. Nur ein Fünftel der Biobaumwolle wird nach den strengen GOTS-Richtlinien (Global Organic Textile Standard) geprüft, die ökologische und sozial verträgliche hergestellte Textilien entlang der gesamten textilen Kette garantieren. GOTS gilt als anerkanntes und hochwertiges Bio-Siegel, das den Einsatz umwelt- und gesundheitsschädlicher Chemikalien verbietet, einen Anteil von mindestens 70 Prozent der Fasern aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft erfordert, Gentechnik untersagt und eine Abwasseraufbereitung sowie bessere Arbeitsbedingungen verlangt.
Ein Buch mit zu vielen Siegeln
Siegel und Biozertifikate stellen ein probates Mittel dar, einen einheitlichen Produktionsstandard zu kennzeichnen, der durch die herausgebende Organisation definiert und durch unabhängige Kontrollinstitute überprüft wird. Allerdings: Allein im Textilbereich hat Greenpeace über 100 verschiedene Siegel gezählt. Für den Verbraucher ist das eine nicht mehr zu überschauende Anzahl an Nachweisen. Und selbst mancher Hersteller scheint den Überblick zu verlieren. So gilt für viele Anbieter selbst eine Oeko-Tex-Zertifizierung als Beleg für ein „nachhaltiges“ statt lediglich schadstoffarmes Produkt. Beim Besuch einer Berliner Ernsting’s Family-Filiale fand sich eine Reihe an Nachweisen wie Biobaumwolle, FairTrade, GOTS. Die Frage, ob den Oeko-Tex auch eine grüne Produktion auszeichne, beantwortete die Verkäuferin mit einem „Ja“.
Bezeichnenderweise fand sich im Kassenbereich der Filiale ein Rückrufhinweis zu einem mit Oeko-Tex ausgezeichneten Kinderbekleidungsprodukt, aus Gründen eines erhöhten Schadstoffaufkommens. Der schwedische Textilgigant H&M ist laut der Nichtregierungsorganisation Textile Exchange heutzutage der weltweit größte Verbraucher von Biobaumwolle. Über 13 Prozent des Baumwollangebots von H&M waren 2014 „bio“.
Aber auch hier kann der Verbraucher nicht eindeutig erkennen, was in einem Produkt enthalten ist. Wenn ein grünes Schildchen mit der Aufschrift „Conscious“ dranhängt, dann ist nach Angaben von H&M entweder wirklich Biobaumwolle oder recycelte, eventuell aber auch konventionell produzierte Baumwolle enthalten.
Ein Mix aus grünem Engagement
Gerade im Bereich von Baby- und Kinderbekleidung setzen viele der meist kleinen Unternehmen auf eine nachhaltige Produktion. Bei der Recherche für das große „Green-Special“ in der Ausgabe CB 10/2015 stellte sich heraus, dass die Mehrheit der Anbieter, die behaupteten, GOTS-zertifizierte Produkte anzubieten, das Siegel gar nicht verwenden durften. Dies setzt nämlich voraus, dass auch der Anbieter selbst zertifiziert sein muss. Und auch jetzt, ein halbes Jahr später, ist das Bild unverändert. Das GOTS-Zeichen wird nur noch selten abgebildet, aber dennoch viel von „Biobaumwolle“ gesprochen oder auf den „Einsatz GOTS-zertifizierter Baumwolle“ verwiesen. Sicher können gerade kleinere Labels die Kosten oder organisatorischen Aufwendungen oft nicht schultern. Dennoch sollte im Umkehrschluss konsequent darauf geachtet werden, trotz guter Absichten keine falschen Eindrücke bei Einkäufern oder Verbrauchern zu wecken.
Dennoch investieren gerade kleinere Labels mit großem Engagement in die nachhaltige Produktion ihrer Kollektionen. Oft werden nicht einfach nur zertifizierte Stoffe gekauft, sondern auch auf die Garne oder Farben zum Beispiel für Prints geachtet. Auch ist das Schlagwort „source local“, also einer Beschaffung aus einem nicht zu großen Umkreis, ein Element. Und vielfach werden die Produktionsbetriebe persönlich unter Augenschein genommen, wenn nicht gar mit sozialen Engagements unterstützt. Ist auch der Umgang mit Zertifikate-Stichworten zu lax, so sind die Bemühungen um nachhaltigere Produkte sehr ernsthaft und haben ein gutes Angebot geschaffen.