Ein Stift, der nicht schreibt, sondern liest

Mit dem 2010 auf den Markt gebrachten tiptoi-Stift aus dem Haus Ravensburger ist dem Unternehmen ein Millionen-Seller gelungen. Und was den Handel freut: wer den Stift erworben hat, kauft meist noch weitere Produkte.

Es gibt Spielzeugklassiker, die jeder kennt und die einem wie Lego oder Playmobil sofort einfallen. Dass es aber gerade ein Buchverlag geschafft hat, binnen weniger Jahre mit einer Kombination aus einem herkömmlichen Buch und einem dicken, orangefarbenen Stift in nach eigenen Angaben fast jedem zweiten deutschen Kinderzimmer präsent zu sein, ist beachtlich. Das Produkt heißt „Tiptoi“ und stammt aus dem Hause Ravensburger. Weltweit wurden mehr als drei Millionen Stifte und rund zehn Millionen Bücher, Spiele und Spielzeuge verkauft, die Tiptoi-fähig sind. Kaum eine Kinderbuchabteilung kommt heute ohne Produkte aus, die durch den Tiptoi-Stift zu einem Erlebnisprodukt reifen. Wer einmal für seine Kinder einen solchen Stift erworben hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit noch so manch weiteres Roitoi-Folgeprodukt kaufen. Das macht das Produkt für Händler mit Sortimenten für Kinder ab vier Jahren besonders interessant.

Mehr Leben in Büchern und Spielen

Bei Tiptoi handelt es sich um ein Lernsystem, mit dem Kinder die Welt spielerisch entdecken. Tippt man mit dem Stift auf ein Bild oder einen Text in einem Tiptoi-Produkt, erklingen passende Geräusche, Sprache oder Musik. Mittels der intelligenten Elektronik erleben Kinder Bücher, Spiele und Spielzeuge eigenständig immer wieder neu. Dazu wandelt der Stift mithilfe eines proprietären optischen Sensors (OID) per Infra­rot für das Auge nicht wahrnehmbare Codes in Töne um. Diese Codes werden zum Beispiel auf einer Buchseite mittels einer Infrarotlicht reflektierenden Druckfarbe als Raster über den Motiven aufgedruckt. Die notwendigen Audiosequenzen eines Tiptoi-Produkts lassen sich anhand des Tiptoi-Managers über das Internet herunterladen und dann per USB-Anschluss auf den Stift laden. Dabei ist es auch möglich, kleine Spiele und Quizze einzubauen, sodass das Kind nicht nur zum Hören, sondern auch interaktiven Mitspielen eingeladen wird. Ravens­burger bietet eine Vielzahl an Produkten an, die durch die Raster angereichert nicht nur konventionell gelesen oder gespielt, sondern via Tiptoi erlebt werden können.

Ravensburger hat mit dem 2010 im Markt eingeführten System eine interessante Kombination aus gerade bei Eltern noch immer als „klassisch-gut“ empfundenen Büchern und eines elektronisch-spielerischen Erlebnissen geschaffen. Die Tiptoi-Technik wird allerdings nur durch Ravensburger genutzt, während die ähnlich konzipierte Ting-Welt als offene Plattform angeboten wird und von Drittanbietern lizenziert werden kann. Für Bastler gibt es zwar inzwischen Rezepte im Internet, um sich den Tiptoi-Stift für eigene Projekte zunutze zu machen. Aber für das heimische Kinderzimmer bietet Ravensburger eigentlich eine ausreichend große Auswahl, die kaum Wünsche offenlässt.

Diese umfasst Bücher und Spiele zum Entdecken und Miterleben von Geschichten, Lexika und Globen, um das Wissen über Geräusche, Erklärungen und kleine Erzählungen zu erweitern, sowie auch Lernbücher, um Schulwissen oder Fremdsprachen kennenzulernen und einzuüben.

Die Faszination von Büchern, die gerade Kinder erleben, wird durch Tiptoi erweitert und nicht wie bei anderen elektronischen Spielzeugen ersetzt. Kinder können die Produkte ganz individuell aufnehmen und anhand von vier Ebenen Elemente entdecken, Spannendes über das jeweilige Buchthema erfahren, kleinen Erzählungen lauschen oder sich in eingefügte Spiele vertiefen.

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Original aus CHildhood Business:

Dieser Beitrag erschien in der gedruckten Ausgabe 07/2016 von Childhood Business.

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