Interview mit Erik Salters, Senior Engineer Research & Development, Maxi-Cosi

Childhood Business: Herr Salters, was ist der aktuelle Status quo bei der neuen Gesetzgebung für Kinderautositze?

Erik Salters ist als Senior Engineer Research and Development für Maxi-Cosi bei Dorel in Deutschland tätig. Er ist aktives Mitglied der Arbeitsgruppe „Passive Sicherheit“ der Vereinten Nationen.
Erik Salters ist als Senior Engineer Research and Development für Maxi-Cosi bei Dorel in Deutschland tätig. Er ist aktives Mitglied der Arbeitsgruppe „Passive Sicherheit“ der Vereinten
Nationen.

Erik Salters: Da sich Technologien stetig weiterentwickeln, ändert sich entsprechend auch die Gesetzgebung für Kinderautositze, um sicherste und modernste Produkte zu gewährleisten. Gemeinsam mit Gesetzgebern, Konsumentenverbänden und weiteren Industriepartnern ist Maxi-Cosi schon immer stark darin involviert, neue gesetzliche Standards für Kindersitze in Europa mitzuentwickeln. Ein Meilenstein in der Gesetzgebung für Kindersitze trat Ende 2013 in Kraft: die erste Phase von R129. Diese Phase, die Sie auch unter dem Namen i-Size kennen, garantiert die verbesserte Sicherheit von Kindern ab der Geburt bis zu einer Körpergröße von 105 Zentimetern.

CB: Wie viele Phasen gibt es bei i-Size und welche wird die nächste sein?

ES: R129 ist der neueste Standard innerhalb der europäischen Gesetzgebung von Kindersitzen. Insgesamt besteht die komplette Umsetzung der R129-Gesetzgebung aus drei Phasen. Derzeit ist nur die erste Phase von R129 gültig und beinhaltet Kindersitze für Kinder ab der Geburt bis zu einer Körpergröße von 105 Zentimetern. Im Sommer 2017 wird die zweite Phase von R129 in Kraft treten, die neue Standards für Kindersitze für Kinder zwischen 100 und 150 Zentimetern Körpergröße setzt.

CB: Welche Änderungen werden mit Umsetzung der zweiten Phase von R129 kommen?

ES: Diese zweite Phase wird eine große Auswirkung auf die Kindersitze von größeren Kindern über 100 Zentimeter Körpergröße haben. Wie schon in Phase 1 haben sich die
Sicherheitsstandards für Testkriterien im Vergleich zu ECE R44 deutlich verbessert, indem realistischere, sogenannte Q-Dummies verwendet und zusätzlich zum Frontalaufprall- auch ein neuer Seitenaufprall-Test aufgenommen wurden. Des Weiteren wurde auch hier die Maßeinheit für Kinder von Gewicht in Körpergröße geändert. Eltern wissen oft besser, wie groß ihr Kind ist – schließlich ist auch Kinderbekleidung in Zentimetern angegeben.

Ein weiterer Vorteil der R129 ist das bessere Zusammenpassen von Produkten und Autos dank der engen Zusammenarbeit von Kindersitzherstellern und Automobilindustrie. Für Phase 2 ist die Verwendung von ISOFIX nicht gesetzlich verpflichtend, aber natürlich möglich. Wichtig zu wissen: Mit Inkrafttreten der Phase 2 von R129 ab Sommer 2017 wird die aktuell existierende Norm R44/04 nicht enden und beide Normen werden parallel gültig sein. Konsumenten können entscheiden, ob sie den neuesten und höchsten Standard für Kinderautositze in Europa wählen möchten. Die lokale Gesetzgebung für Deutschland, Österreich und die Schweiz gibt weiterhin vor, dass ein Kind bis 150 Zentimetern Körpergröße in einem Kindersitz transportiert werden muss – daran wird sich nichts ändern.

CB: Die Norm ECE R44 ist ja nach wie vor bis zu einer Körpergröße von 150 Zentimetern oder einem Alter von 12 Jahren gültig. Welche Änderungen können wir hier in den nächsten Monaten erwarten?

ES: Genau wie jede andere Gesetzgebung auch, werden Bestimmungen für Kindersitze Änderungen unterzogen. Da sich Technologien und Autosicherheit weiterentwickeln, definieren Gesetzgeber existierende Standards manchmal neu. So werden in Zukunft keine Sitzerhöhungen ohne Rückenlehne mehr für Kinder unter 125 Zentimetern erlaubt sein, denn ein kompletter Sitze mit Rückenlehne bietet Kindern mehr Schutz. Ein erster Schritt dafür: Ab Januar 2017 werden unter ECE R44 neue Modelle einfacher Sitzerhöhungen nur für Kinder mit einer Körpergröße über 125 Zentimetern zugelassen werden. Vorhandene Modelle werden für eine Übergangszeit noch erhältlich sein. Der Hintergrund dazu ist relativ einfach: Sitzerhöhungen mit Rückenlehne, also komplette Sitze, gewährleisten einen besseren Gurtverlauf über die Schultern und bieten Kindern damit immer einen besseren Schutz im Falle eines Seitenaufpralls. Das ist ein wichtiges Argument, da zum Beispiel Seiten-Airbags oft nicht für Kinder unter 125 Zentimetern Körpergröße entwickelt wurden.

CB: Was geschieht mit ECE R44, wenn die zweite Phase von R129 im Sommer 2017 offiziell in Kraft tritt?

ES:: Mit Inkrafttreten der R129-02 wird die aktuell existierende Norm ECE R44/04 parallel gültig sein.

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