Darf ich vorstellen? Wen denn bitte?

Nicht immer sagt ein Bild mehr als 1.000 Worte. So viele müssen es ja nicht sein, aber Pressebilder verdienen aussagekräftigere Dateinamen. Und auch bei der Bereitstellung der Kollektionsbilder lässt sich so manches besser machen.

Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte. Doch leider sagen viele Pressebilder zu wenig.
Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte. Doch leider sagen viele Pressebilder zu wenig.

Was haben ­­„04 (10) -highres“, „00T0I6_KYANF_K456“, „IMG_2257526266“, „AW1703“ und „DSC1123“ gemeinsam? Sie stehen für erstklassige Bilder von anspruchsvollen Marken. Es handelt sich um Datei­namen der neuesten Kollektions­fotos. Und leider bedeuten sie eine Menge unnötiger Arbeit und sind Sinnbilder vertaner Chancen.

Gute Fotos sind eines der wichtigsten Marketinginstrumente fast aller Modemarken. Sind die Kollektionen erst erstellt, wird viel Zeit und Arbeit in Fotoshootings investiert, um unter den Tausenden von Kindermodelabels in Europa und Hunderten allein in Deutschland herauszustechen. Exzellente Fotos sind die Währung, mit der um die Gunst der Redakteure, Blogger und Instagramer geworben wird. Auch stehen sie zur Bebilderung der Warenpräsentation in Online-Shops bereit und dokumentieren Kollektion für Kollektion die Entwicklung einer Marke.

Erstaunlich ist, dass bei all dem Aufwand einer Kleinigkeit wie dem Dateinamen eines Bildes nur selten die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird. Auch Childhood Business erreichen Monat für Monat unzählige Bilder. Und die genannten Beispiele stehen leider für das Gros der Zuschriften. Zupfen die Bildredaktionen Fotos heraus, um diese für die kommende Ausgabe zu empfehlen, lässt sich am Dateinamen nicht einmal ermitteln, von welcher Marke das Bild stammt, geschweige denn, aus zu welcher Kollektion es gehört, um welches Kollektionsteil es sich handelt oder welche Bestellnummer oder UVP gilt.

Kleiner Aufwand, große Wirkung

Wer sich hier den Aufwand spart, signalisiert dem Redakteur nur eines: „Nach mir die Sintflut“. Wer seine Prozesse klar strukturiert, gewinnt. Die Aufbereitung, Übermittlung und Auszeichnung von Presse- und Produktbildern spart viel Aufwand in den Redaktionen – ganz gleich, ob es sich um Fachmagazine, Publikumstitel oder digitale Influencer handelt. Werden einfache Fehler vermieden, steigt die Chance, abgebildet zu werden. Und gute Begleitinformationen gehören ebenso dazu, wenn man sich als Marketingverantwortlicher eine aussagekräftige Vorstellung der Kollektion wünscht.

Daher sollten ein paar einfache Regeln beachtet werden:

1. Die Bereitstellung

Werden die Bilder nicht auf CDs oder USB-Sticks zugesandt, erfolgt die Übermittlung meist elektronisch. Diese reicht von speziellen Log-ins zu Presse-Sites, auf denen der Redakteur sich selbst durch Dateiverzeichnisse hangeln soll, über Dropboxen und GoogleDrives, die es teilweise nicht erlauben, größere Mengen an Bildern in einem Rutsch herunterzuladen, bis hin zu WeTransfer-Links, die nach 14 Tagen nicht mehr funktionieren und nur allzu oft nach dem Download kryptische Verzeichnisnamen erzeugen. Auch diese sind vermeidbar und helfen dann der schnelleren und einfacheren Sichtung.

WeTransfer ist kostenlos und jeder kann einfach per Browser eine angefragte Selektion an Bildern mit einem Volumen von bis zu zwei Gigabyte als Download-Link versenden. Allerdings sollten Unternehmen und in jedem Fall eingeschaltete PR-Agenturen über einen Plus-Account verfügen. Einer der Vorteile ist, dass die bereitgestellten Daten nicht binnen zwei Wochen automatisch gelöscht werden. Das erspart häufiger lästiges Nachfragen und erneutes Zusenden.

Wichtig ist, dass die Daten am besten als Datei-Archiv, zum Beispiel im Zip-Format, übermittelt werden. Und die Archivdatei sollte einen aussagekräftigen Namen tragen, der sich aus der Marke und der Saison zusammensetzt. Auf diese Weise erscheint nach dem Download auf der Redaktionsfestplatte nicht ein Zufallsverzeichnisname wie „wetransfer-50ad05“, sondern gleich ein „sprechendes“ Arbeitsverzeichnis.

Bei einer Redaktion kommen am Tag zahlreiche Zusendungen an. Liegen erst ein Dutzend Verzeichnisse nebeneinander, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen, steigt der Aufwand und sinkt die Freude an den Bildern. Sind dann auch noch die enthaltenen Fotos ebenso unzulänglich bezeichnet, gerät die angestrebte Veröffentlichungschance nur allzu schnell in den digitalen Mülleimer.

2. Das Bild und sein Dateiname

Auch für die einzelnen Kollektionsbilder sollte es Standard sein, diese anhand ein paar einfacher, einleuchtender Regeln zu benennen. Jedes Bild muss zumindest den Markennamen und eine Kollektionsbezeichnung tragen. Nicht nur bei Freistellern, auch bei Image-Bildern sollten zudem die gezeigten Kollektionsteile bezeichnet werden. Eine Bestellnummer, die im Katalog oder im Online-Shop verwendet wird, hilft beim Nachschlagen von Produktdetails. Und last, not least vervollständigt eine UVP-Angabe die Auszeichnung eines Bildes.

Stellen Sie sich vor, ein Bild wird weitergereicht, ganz gleich ob an einen Autor oder Layouter oder auch, wenn das Foto auf einer Website zum Einsatz kommen soll. Es liegt auf der Hand, dass diese Datei auch von Dritten, gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt, mit seinem sorgsam gesetzten Dateinamen ohne viel Aufwand zugeordnet werden kann.

Marken- und Kollektionsbezeichnung lassen sich im Dateiprogramm eines Rechners meist per rechter Maustaste für sämtliche Bilder eines Verzeichnisses in einem Rutsch ergänzen. Weitere gelten meist einzeln pro Bild. Aber ganz gleich, ob eine Bilddatenbank diese Angaben automatisch ergänzen kann oder Hand anzulegen ist – der Aufwand lohnt sich, denn er erspart Multiplikatoren viel Arbeit.

Wer viel mit Bloggern zusammenarbeitet, sollte seinen Bildern meist mittels eines Tools sogenannte Exif- oder IPTC-Daten spenden. Dabei handelt es sich um Standards der Kamerahersteller (Exif) oder Nachrichtenagenturen (IPTC), mittels derer in einer Bilddatei zusätzliche Meta-Informationen mitgespeichert werden können. Wer die eben besprochenen Angaben oder gar kleine Texte auf diese Weise dem Foto mit auf die Reise gibt, wird des Bloggers Liebling. Denn Content-Managament-Systeme (CMS) wie WordPress lesen diese Daten automatisch aus, sobald ein Bild ins System geladen wird. So werden statt der Dateinamen ausformulierte Angaben zum Bild gespeichert. Und der Online-Redakteur oder Blogger muss nicht jedes Foto einzeln um Angaben ergänzen. Guter Nebeneffekt: Oft werden die gespeicherten Angaben kurzerhand übernommen, sodass man die Suchmaschinen mit eigenen Phrasen füttern kann.

3. Die Begleit­information

Abschließend gehört zu jeder professionellen Aussendung auch noch eine Kollektionsbeschreibung, ein Lookbook und ganz wichtig: Angaben zu den einzelnen Styles. Einem noch so glanzvoll inszenierten Foto sieht man weder die erhältlichen Größen, Farben, Materialien oder Preisempfehlungen an. Auch Liefertermine, Ordergrößen und andere Angaben gehören dazu.

Die Informationen liegen meist in der einen oder anderen Form vor und sollten gleich mitgesendet werden. Je nach Zielgruppe und Abbildungsformat kann der Redakteur so auf die jeweils benötigten Hintergrundinfos schnell zugreifen. Und im Ergebnis erhöht sich die Chance, zur Veröffentlichung einen qualifizierten Begleittext zu erhalten.

Wofür steht eigentlich?
DSC
Die Camera & Imaging Products Association (CIPA) hat den Prefix „DSC“ für von Digitalkameras produzierte Dateinamen empfohlen. Die Abkürzung steht für „Digital Still Camera“. Das Prefix ist zwar nicht Bestandteil des „Digital Camera Filesystem Standards” (DCF), wurde aber von den Herstellern Nikon und Fuji einheitlich umgesetzt.

Exif
Der Exif-Standard wurde 1998 von der JEITA, einer japanischen Organisation zur Standardisierung von elektronischen Bauelementen und Geräten, beschlossen. Exif ist die Abkürzung für Exchangeable Image File Format und bedeutet, dass Digitalkameras, Scanner und Fotohandys technische Aufnahmeinformationen direkt in der Bilddatei speichern. Diese lassen sich um eine Beschreibung und Copyright-Angabe erweitern.

IPTC

Bezeichnet den Weltverband der Nachrichtenagenturen und Zeitungen (International Press Telecommunications Council). Im Gegensatz zu den Exif-Informationen dienen die IPTC-Daten dazu, den Inhalt des Bildes zu beschreiben. Dazu zählen Angaben wie Copyright, Überschrift, Schlüsselwörter, Kategorien, Datum und Ort.

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