Zweimal im Jahr testen ADAC und Stiftung Warentest eine Auswahl an Autositzen. Und mit schöner Regelmäßigkeit werden Modelle belobigt oder bemängelt. An den Ergebnissen orientieren sich viele Verbraucher und damit natürlich auch Einkäufer im Fachhandel. Und selbst die Hersteller nutzen die Bewertungen zur Auszeichnung ihrer Produkte, sofern sie zu den als „gut“ oder „sehr gut“ bewerteten Kandidaten gehören. Hin und wieder hört man auch Kritik an den Tests: über die Unklarheit bei der Auswahl der Testmodelle, über nicht vollständig veröffentlichte Testprotokolle oder über eine fehlende Vorinformation bei der Veränderung von Tests. Eine offenere Zusammenarbeit mit der Industrie hat sich jüngst der Vorstand des Bundesverbands der Kinderausstattungs-Hersteller (BDKH) gewünscht. Aber diese scheitert bisweilen an dem historisch gewachsenen Selbstverständnis der Verbraucherorganisationen.
Und dennoch hat sich selbst die in Details noch verbesserungsfähige Gemengelage als sehr fruchtbar erwiesen. Ein bisschen ist es wie bei Hase und Igel, wenn neue Grenzwerte gesetzt oder Stoffe aufgenommen werden, die zum Beispiel im Schadstoffbereich neu oder noch strenger in den Fokus rücken. Doch so unterschiedlich auch in der Kommunikation die Hersteller mit einem ungenügenden Ergebnis umgehen – in der Regel werden Produkte zügig nachgebessert oder aus dem Handel genommen. Schwerer wiegen sicherlich Sicherheitsmängel. Insbesondere auch, weil ja die Produkte ihre Berechtigung gerade aus dem Versprechen ableiten, die Kindersicherheit zu gewährleisten. Wer hier auffällt, wird zu recht gerügt.
Im Ergebnis ist es auch diesen Tests zuzuschreiben, dass Autositze immer sicherer werden. Die gesetzlichen Normen gelten für die Premiumhersteller mithin nur als Mindeststandard, und sie lassen sich immer wieder neue Konzepte einfallen, um die Gesamtsicherheit zu erhöhen. Setzen die Testorganisationen die Latte auch noch etwas höher und damit weiter über die gesetzlichen Anforderungen hinaus, dann treibt das den Markt um die Sicherheit der Kinder in die richtige Richtung.
Dabei unternehmen Hersteller, die ihre Sitze nicht nur in Fernost zukaufen, sondern in eigener Regie entwickeln, erhebliche Anstrengungen. Da die Checks der Verbraucherschutzorganisationen nur punktuell testen – und manchmal dann auch piesacken –, übernehmen die Premiumhersteller eine hohe autonome Eigenverantwortung. Und haben diese wie zum Beispiel Britax Römer, Dorel, Recaro oder Takata eigene Crashtest-Anlagen im Haus, können sie bei der Entwicklung zahlreiche Details, Situationen und Konstellationen prüfen und optimieren, die ebenfalls die Grenzen des Möglichen ausweiten.
Wir berichten daher mit Interesse von den Testergebnissen. Und mehr noch möchten wir in künftigen Ausgaben vorstellen, welche neuen Ansätze die verschiedenen Hersteller verfolgen.
Ihr Martin Paff
Herausgeber
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