Knorr-Baby gehört zu den Traditionsunternehmen im Kinderwagenbereich und ist Partner von rund 800 Fachhändlern in Deutschland. Der neue Geschäftsführer kündigt zur Kind + Jugend eine Lizenzpartnerschaft mit der Sportmarke Head an.
In den letzten zwölf Monaten geriet der Kinderwagenhersteller Knorr-Baby gleich mehrfach in die Schlagzeilen der Fachpresse. Zur Kind + Jugend 2016 startete der von Stokke kommende Geschäftsführer Peter Hotz. Kurz darauf verkaufte die geschäftsführende Gesellschafterin Doris Berrang das Unternehmen an den Finanzinvestor ACC Holding. Anfang 2017 warnte die Stiftung Warentest vor dem Kombi-Kinderwagen Noxxter. Und im Juni war dann auch schon wieder Schluss für Hotz. Inzwischen präsentierte das Unternehmen den neuen Geschäftsführer Dr. Imaan Bukhari. Kurz vor der Kind + Jugend bat Childhood Business zum Gespräch.
Childhood Business: Herr Dr. Bukhari, was hat Sie zu einem Kinderwagenhersteller verschlagen?
Imaan Bukhari: Ausschlaggebend für meine Berufung als Geschäftsführer bei Knorr-Baby waren sicherlich meine langjährigen Erfahrungen in der Führung eines mittelständischen Unternehmens, auch dieses im Generationenumbruch, sowie in der Vermarktung von beratungsintensiven, markierten Gebrauchsgütern. Meine guten Kenntnisse des Vertriebskanals Möbelfachhandel kommen mir ebenso zugute wie meine Erfahrung im Vertrieb und der Vermarktung in verschiedenen europäischen und außereuropäischen Märkten.
CB: Das Unternehmen ist ja erst 2016 verkauft worden und gehört nun, für die Branche eher etwas unüblich, einem Finanzinvestor? Was reizt Ihren Eigentümer an Knorr-Baby?
IB: ACC investiert ausschließlich in mittelständische Unternehmen, die eine sehr solide finanzielle Basis haben, erfolgreich am Markt positioniert sind und darüber hinaus über ein großes Wachstumspotenzial verfügen. Sie sind also nicht die häufig ja so verschrieenen „Heuschrecken“ oder auch Sanierungsinvestoren. Ganz im Gegenteil. ACC ist selbst eine familienorientiertes Firma, die auf Langfristigkeit in Bezug auf Generationen setzt. Insofern ist ACC der perfekte Partner für ein Unternehmen wie Knorr-Baby.
CB: Anfang 2017 wurde von der Stiftung Warentest vor einem Kinderwagen aus Ihrem Haus gewarnt. Dieser wurde inzwischen aus dem Angebot genommen. Welche Maßnahmen planen Sie, um das Vertrauen in die Qualität des Hauses wieder herzustellen?
IB: Das Vertrauen in die Qualität unseres Hauses war bei unseren Partnern nie auf dem Prüfstand. Der Test bewertete nicht nur die technische Qualität. Letztendlich ging es um einen Bedienfehler bei dem Aufsetzen der Babywanne. Ein Kinderwagen mit dem gleichen Gestell wurde von der Stiwa zwei Jahre zuvor mit „gut“ bewertet (die Stiftung Warentest hat inzwischen auf die gleiche Problematik bei dem älteren Modell hingewiesen, Anm. der Red.). Das Thema wurde bei uns im Haus trotzdem sehr ernst genommen und veranlasste uns, unterschiedliche Maßnahmen einzuleiten. Die beiden wichtigsten sind sicherlich: die Modifikation der Gebrauchsanleitung, um noch deutlicher potenzielle Bedienfehler auszuschließen, und eine schrittweise Umstellung der laufenden Modelle mit dem sogenannten Schiebesystem, bei dem dieser Bedienfehler auftreten kann, auf das sogenannte „Easy-Click“-System, das keinen Anwendungsfehler mehr zulässt.
CB: Gemeinsam mit der Meldung zu Ihrem Start sind auch zwei weitere Personalien bekannt gegeben worden.
IB: Das starke Wachstum von Knorr-Baby in den vergangenen Jahren hat natürlich auch die bisherige auf eine Geschäftsführerin zugeschnittene Organisationsstruktur, die auch für alles Operative zuständig war, an ihre Grenzen gebracht. Mit dem neuen Führungsteam eines Vertriebsleiters, einer Brand- und Produktmanagerin und mir als Geschäftsführer sind wir davon überzeugt, dass wir die richtige Struktur und auch die richtigen Personen haben, das erfolgreiche Wachstum von Knorr-Baby fortzusetzen.
CB: Knorr-Baby gilt als ein solider Anbieter im Mittelpreissegment. In welche Richtung wollen Sie das Unternehmen verändern?
IB: Evolution statt Revolution. Die erfolgreiche Entwicklung der Marke Knorr-Baby wollen wir nicht auf den Kopf stellen. Die bisher von unseren Handelspartnern und Endverbrauchern geschätzten Attribute wie hohe Qualität, große Produktauswahl, schnelle Lieferfähigkeit und überragendes Preis-Leistungs-Verhältnis sollen beibehalten und weiter ausgebaut werden. Natürlich muss sich jede Marke weiterentwickeln. Dies werden wir auch in den nächsten Jahren tun, sowohl in puncto Produktportfolio als auch beim Markenauftritt.
CB: Sie haben mit Volkswagen, die für einen Abgasskandal stehen, eine Lizenz. Sind weitere Lizenzen in Planung?
IB: Die Abgasskandale spielen für uns und die Wahrnehmung unserer Produkte keine Rolle. Das Geschäft mit VW-Kinderwagen und -Buggies läuft sehr gut, mit steigenden Stückzahlen bei unseren Partnern, die das Thema ernsthaft vermarkten. Wir werden sogar unsere erfolgreiche Volkswagen-Kinderwagenrange ausbauen. Aufgrund unser positiven Erfahrungen mit der VW-Lizenz gehen wir den nächsten Schritt: Wir starten eine weitere exklusive Lizenzpartnerschaft, und zwar mit dem namhaften Sportartikelhersteller Head. Diese beinhaltet eine speziell hierfür entwickelte Kinderwagenrange von der Geburt bis ins Kleinkindalter: Kombi, Buggy und 3-Rad in zunächst zwei Designlinien. Alle Head-Produkte überzeugen mit einem sehr ansprechenden, über die einzelnen Produkte hinweg klar erkennbaren Design. Zudem verfügen diese neuen Produkte über viele funktionale Details und Ausstattungen, die einem sportlichen Kinderwagen gerecht werden. Als Zielgruppe sehen wir marken- und qualitätsbewusste junge Eltern, die einen Kinderwagen suchen, der zu ihrem sportlichen Lifestyle passt.
CB: Design und Individualität gehören ja zu den großen Trends. Was ist von Knorr-Baby hier in Zukunft zu erwarten?
IB: Design ist ein vielschichtiger Begriff, der manchmal mit „gutem Aussehen“ verwechselt oder darauf reduziert wird. Für Knorr-Baby war die optische Schönheit und die Nähe zu modischen Trends beispielsweise beim Bezugsmaterial schon immer sehr wichtig. Wir haben dies ja auch durch den großen Erfolg verschiedener Modelle bewiesen. Dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Darüber hinaus und mindestens ebenso wichtig für Knorr-Baby sind aber Aspekte des Designs, die mit der Nutzerfreundlichkeit und dem Komfort eines Kinderwagens einhergehen. Wir legen viel Wert auf sinnvolle Ausstattungsmerkmale und Details und wollen trotzdem, dass der Kinderwagen bezahlbar bleibt. Gerade hierin begründet sich auch die starke Position von Knorr-Baby als Leistungsmarke.
CB: In welchen Segmenten sehen Sie Wachstumschancen – oder geht es im Bereich der Kinderwagen vor allem um Marktanteile und Verdrängung?
IB: Da speziell in unserem Hauptmarkt Deutschland in den letzten Jahren steigende Geburten zu verzeichnen sind, können auch wir an einem moderaten Wachstum partizipieren. Für Kinderwagen und Buggys der Marke Knorr-Baby sehen wir daher sowohl national als auch international grundsätzlich weitere Wachstumsmöglichkeiten. Wesentlich für uns wird zukünftig sein, dass wir uns sowohl auf die Produkt- und Sortimentsstruktur konzentrieren als auch auf eine zielgerichtete Vermarktung fokussieren. Ziel ist es, dass wir den unterschiedlichen Anforderungen des Handels – sowohl stationär als auch online – und den Erwartungen der Konsumenten an Produkte aus unserem Hause voll gerecht werden.
CB: Was sind die Highlights auf der Kind + Jugend und welche Ziele haben Sie sich für die Messe im September vorgenommen?
IB: Auf der Kind + Jugend werden wir ein umfangreiches Sortiment an Neuheiten der Marke Knorr-
Baby in verschiedenen Preisklassen vorstellen. Wir präsentieren dem Handel für seine vertriebswegespezifischen Bedürfnisse interessante Kinderwagen und Buggys in unterschiedlichen Ausstattungsvarianten. Zu den Highlights zählt sicherlich unser Kombi-Kinderwagen Life+. Er besticht gleich in mehreren Kategorien und zwar in Hinblick auf das Design, seine Mobilität und seine Ergonomie. Somit ist er auch im oberen Preissegment angesiedelt. Ein weiteres Highlight ist natürlich das Kinderwagen- und Buggy-Sortiment unter der Marke Head. Darüber hinaus haben wir ein großes Maßnahmenpaket geschnürt, um den Händler gezielt bei der Vermarktung digital und auch am PoS zu unterstützen. Ebenso setzen wir verstärkt auf Social Media und Pressearbeit.
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