Neue Off-Events mit kreativem Kick

Während sich die Bedeutung der etablierten Messen und Order­tage abschwächt und die Frequenzen zurückgehen, entstehen zugleich neue Events, die die Käufer stärker in den Vordergrund stellen.

Mehr Glamour in London:
Kleinere Off-Events setzen Schlaglichter wie die neue Laufstegschau Mini Mode während der London Fashion Week.

Keine Frage, für Hersteller und Handel sind die etablierten Ordertage und Messen noch immer die besten Plattformen, um Informationen zu sammeln, sich mit Herstellern, Vertretern und Kollegen auszutauschen sowie sich zu vernetzen. Immer wieder gibt es neue Formate, die den B2B-Bereich durch Standorte, als Alternativen oder konzeptionell bereichern.

So kam im Sommer 2017 die Play­time Berlin nach Deutschland, in den Niederlanden bieten sich zwei neue Ordertage an, die Just Kidz in Amsterdam und die Sundayschool in Utrecht, um nach dem Aus für die Kleine Fabriek den niederländischen Markt auch in Zukunft abzudecken. Und Veranstaltungen wie die Dot to Dot London oder die nach einigen Ausgaben wieder eingestellten Events Little Barcelona und Kid Paris zielen darauf, vor allem jungen Labels, kreativen Designern und mutigen Einkäufern Plattformen zu bieten. Denn die großen Veranstaltungen wie die Pitti Bimbo oder auch die Playtime Paris verstehen es, ihre fraglos guten Besucherzahlen durch hohe Quadratmeterpreise von 250 Euro aufwärts zu monetarisieren.

Für noch unbekannte Labels rechnen sich diese Events oft nicht. Zugleich ist der Handel im Zuge der veränderten Kaufverhalten sowohl in Bezug auf die Handelskanäle als auch aufgrund der nachlassenden Bedeutung von Mode allgemein nur bedingt bereit oder in der Lage, die zahlreichen bestehenden und nachkeimenden neuen Labels in seine Sortimente aufzunehmen. Immerhin erwuchsen Nachwuchsdesignern durch das Internet und die verschiedenen Social-Media-Kanäle, von denen Instagram derzeit der wirksamste ist, neue Chancen, sich vorzustellen, Sichtbarkeit zu erhalten und erste Kunden zu gewinnen. Schnell kommen so Bestellungen aus zahlreichen Ländern der Welt zusammen. Doch trotz der stolz geführten Liste von Nationen, in die ein Label bereits lieferte, sind die absoluten Stückzahlen oft noch gering. Auch zehren Lieferkosten und Zollformalitäten die Früchte der verheißungsvollen digitalen Resonanz substanziell auf.

Off-Events als Chance

Wie also lässt sich ein stärkeres Heimatgeschäft entwickeln? In diese Lücke stoßen zum Beispiel kleinere Events, die neue Bühnen bieten. In Deutschland hat sich in Stuttgart für den 5. und 6. Mai 2018 mit Minikri ein „ShowUp-Festival für schöne Baby- und Kinderdinge“ angekündigt. Nach den Vorstellungen der Organisatorinnen Karin Haller, Leonie Jodat und Rosa Pöttinger soll der Event über das Konzept einer Babymesse hinausreichen, so wie die Babywelt-Reihe von dem Hamburger Veranstalter Fleet Events seit Jahren erfolgreich in mehreren Städten umgesetzt wird. Daher sind Designer und junge Produktentwickler willkommen, die aus den Bereichen Bekleidung, Accessoires, Interior und Präsente kommen.

In den Vereinigten Staaten hat sich mit der von den Fashion Mamas initiierten Kids Fashion Fair ein Format etabliert, das bereits seit 2015 mit einem von Modemacherinnen, Müttern und Bloggerinnen getragenen Marktplatz durch mehrere Städte tourt und bereits zehn Mal stattfand. Auf einem bunt zusammengestellten Markt bieten Designer ihre Mode, Spielwaren und kunsthandwerkliche Accessoires an und richten sich an Familien mit Kindern, für die auch ein passendes Rahmenprogramm ausgerichtet wird.

Westküste USA: Bei herrlichem Wetter wird die Kids Fashion Fair als Marktplatz unter freiem Himmel durchgeführt.

In London schickt sich in diesen Tagen ein neues Event im Rahmen der London Fashion Week an, die weltweit beachteten Modetage durch ein speziell für die Kindermode ausgerichtetes Event zu bereichern. Initiatorin der Mini Mode ist die mit dem eigenen Kids Fashion-Label Isossy Children aktive britische Designerin Amanda Rabor. Ihr Ziel ist es, während der Fashion Week eine Plattform zu schaffen, um herausragende neue wie bestehende Kindermodelabels zu präsentieren. Rabor arbeitet mit einem Netzwerk aus Stylisten, Influencern und PR Expertinnen zusammen, um mit der Mini Mode einen glamourösen Kindermode-Event aus der Taufe zu heben, der insbesondere der britischen Szene einen stärkeren Anteil an der globalen Aufmerksamkeit in diesem Segment sichern soll. Unter den Labels, die an dem am 16. Februar 2018 zum ersten Mal stattfindenden Catwalk teilnehmen werden, sind Daniele Alessandrini Kids, Lady V Couture und Rebel Republic. Auch Infantium Victoria wird sich in London präsentieren. Das Label, das von Deutschland aus agiert und in Belgien von einer Niederländerin designt wird, pflegt einzigartige Styles.

Childhood Business fragt: Amanda RaborDesignerin Mini Mode

Was hat Sie veranlasst, als Designerin eine Branchen­show zu konzipieren?

AR: Die Idee gärte schon seit einigen Jahren in mir. Und als ich im letzten Jahr selbst bei der London Fashion Week in die Schauen eingebunden war, hat sich der Gedanke verfestigt, einfach weil es während der Fashion Week bisher kein Kids-Fashion-Event gibt. Ich mache das aber nicht allein, sondern arbeite zusammen mit einem Team aus sehr inspirierenden und engagierten Mitstreitern. Gemeinsam setzen wir alles daran, die Laufstegschau zu einem Erfolg zu machen.

Hatten Sie bei Ihren Planungen eine Veranstaltung als Vorbild im Kopf?

AR: Ich habe keine konkrete Einzelveranstaltung zum Vorbild. Aber es gibt so viele Menschen, meistens Frauen, die in diesem Geschäft so inspirierend und kreativ sind, dass ich das Projekt umsetzen wollte. Außerdem gibt es weltweit so viele wunderschöne Schauen für Erwachsenenmode, dass es einfach Zeit ist, eine solche Schau für Kindermode in Großbritannien zu starten, die  hoffentlich eine weltweite Beachtung erfährt.

Wie muss man sich die Schau während der Fashion Week vorstellen?

AR: Ich habe Topstylisten gewinnen können und wir verfolgen sehr hohe Ansprüche bei der Umsetzung. Die Schau wird tadellos sein und für alle teilnehmenden Designer eine herausragende Referenz. Ich habe zuvor bereits an zahlreichen Schauen teilgenommen, sodass ich ein sehr gutes Gespür dafür habe, was wir brauchen und was wir auch tatsächlich liefern. Wir planen, bis zu 15 Brands vorzustellen, und die Schau ist in acht Kategorien unterteilt: Emerging Brands, Designer, High Street Fashion, Babies and Toddlers, Independent Brands, Ethical Brands, Occasion Wear und Athleisure Wear. Es werden übrigens zwei Schauen stattfinden. Die am Morgen ist eine reine B2B-Veranstaltung. Tickets hierzu gibt es nur auf Einladung. Es haben bereits Blogger aus Großbritannien, aus den USA und auch aus Deutschland zugesagt. Einige Medienpartner aus der Kids-Fashion-Magazin-Szene unterstützen uns zusätzlich. Die Schau am Nachmittag ist offen für alle Interessierten. Hier zeigen die Designer ihre aktuelle Kollektion, die von den Besuchern auch online direkt gekauft werden kann.

www.mini-mode.co.uz

 

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