Jedes Jahr werden weltweit mehr als 23 Milliarden Paar hergestellt. Schätzungen zufolge werden nur fünf Prozent dieser Schuhe recycelt – der Rest handelt im Müll. Nach Angaben der Soex Textil-Vermarktungsgesellschaft gab es bis dato keine praktikable Lösung, Schuhe zu recyceln, da diese aus bis zu 40 verschiedenen Materialien bestehen.
Täglich werden am Soex-Standort Bitterfeld-Wolfen mehrere Zehntausend Paar getragener Schuhe verarbeitet. Über 80 Prozent davon sind gut erhalten und werden als Secondhand-Ware verkauft. Der Rest wurden bisher entsorgt. Um die kostenpflichtige Entsorgung zu reduzieren und Wertstoffe aus dem Schuhrestmüll zu verwerten, wurde seit 2013 eine Anlage mit dem Ziel entwickelt, das Recycling untragbar gewordener Schuhe unabhängig von Schuhtyp und -hersteller zu ermöglichen.
Im Juni 2018 wurde von Soex zusammen mit I:Collect, einem Dienstleister f+r die In-Store-Sammlung die weltweit erste Recyclinganlage in Betrieb genommen, die in der Lage ist, alle Schuhtypen mechanisch in ihre Bestandteile zu zerlegen. So lassen sich verwertbare Sekundärrohstoffe wie Metalle, Leder, Gummi und Schaumstoffe gewinnen. Anfallende Textilfasern werden derzeit noch nicht aufbereitet.
Funktionsweise der Schuh-Recycling-Anlage von Soex
Der Recyclingvorgang läuft in mehreren Schritten ab:
- Im ersten Schritt werden die Schuhe zerkleinert.
- Anschließend werden die Eisenmetalle magnetisch abgeschieden.
- In der eigens von SOEX entwickelten Delaminationsmühle werden die Verbundwerkstoffe voneinander getrennt.
- Die Materialien Gummi, Leder, Schaumstoff und Textilien werden mittels eines Gegenstromsichters voneinander separiert.
- Im letzten Schritt werden die erhaltenen Sekundärrohstoffe jeweils in unterschiedlichen Verfahren recycelt bzw. zur Wiederverwendung aufbereitet.
Die voneinander getrennten Materialien Gummi, Schaumstoff und Leder stehen als Sekundärrohstoff für die Herstellung neuer Produkte zur Verfügung. Die Metalle werden recycelt. Die durch das Recycling gewonnen Materialien können zur Herstellung neuer Produkte verwendet werden. So lassen sich aus dem Gummigranulat beispielsweise neue Schuhsohlen und Bodenmatten herstellen. Das Schaumstoffgranulat eignet sich zur Herstellung von Bodenbelägen, Schuhinnensohlen oder Judomatten. Für das Leder wird derzeit an verschiedenen Einsatzmöglichkeiten gearbeitet. Die gewonnenen Metalle werden recycelt. Lediglich die Textilfasern werden derzeit noch zur Energiegewinnung genutzt, da bis heute noch keine geeignetere Einsatzform gefunden wurde
Nach Berechnungen von Soex zufolge können durch das Schuhrecycling rund 70 Prozent Abfall vermieden werden. Aus einer Tonne Schuhe werden demnach 700 Kilogramm Sekundärrohstoffe und Metall gewonnen. Der Rest wird derzeit kostenpflichtig entsorgt.
SOEX ist ein führend bei der klassischen Sammlung von Kleidung und Schuhen. Das Unternehmen sammelt vorwiegend mit Alttextilsammelcontainern für soziale Organisationen in Deutschland und dem Vereinigten Königreich.
Seine Tochtergesellschaft I:Collect arbeitet mit Modeunternehmen und -einzelhändlern zusammen, deren Kunden ihre abgelegte Kleidung und Schuhe in deren Stores bringen können und dafür einen Gutschein als Anreiz erhalten. I:Collect sorgt dafür, dass die gesamte Sammelware konsolidiert und zum nächsten Sortier- und Recycling-Center transportiert wird, um dort entweder der Wiederbenutzung oder dem Recycling zugeführt zu werden.
Mehr zum Thema: Alte Treter auf neuen Pfaden auf Spiegel Online