„Kinder sind willkommen und die Eltern investieren.“

Eine der zentralen Funktionen der Kind + Jugend ist es, über die eigenen Landesgrenzen hinaus Kontakte mit internationalen Lieferanten, Einkäufern oder Distributoren zu ermöglichen.
Eine der zentralen Funktionen der Kind + Jugend ist es, über die eigenen Landesgrenzen hinaus Kontakte mit internationalen Lieferanten, Einkäufern oder Distributoren zu ermöglichen.

Nicht nur der Absatz von Ausstattungen für Babys und Kleinkinder steigt von Jahr zu Jahr. Auch die Kind + Jugend in Köln legt stetig zu und bleibt die weltweit führende Leitmesse in dem Bereich. Einen Einblick in die Branche gibt Katharina C. Hamma im Gespräch.

Childhood Business: Die Kind + Jugend wächst und gedeiht, während der Markt in Deutschland darbt. Wie erklären Sie sich diese diametrale Entwicklung?

Katharina C. Hamma: Ja, die Messe ist auch in diesem Jahr wieder leicht gewachsen, was uns wirklich sehr freut. Aber auch die Branchensituation stellt sich günstig dar, wie die Fachverbände BDKH, BVS und VDM im Rahmen unserer jährlichen Pressekonferenz vor der Kind + Jugend erläuterten. Insofern kann ich Ihre Einschätzung nicht teilen. Der Absatz von Ausstattungen für Babys und Kleinkinder ist um rund zwei Prozent gestiegen, was ungefähr dem Wachstum der Messe in 2018 gegenüber dem Vorjahr entspricht.

CB: Trotz steigender Geburtenzahlen in Europa wächst der Markt um die Inflation bereinigt nicht in gleichem Maße. Welche Gründe sehen Sie dafür?

KCH: Die steigenden Geburtenraten sind zunächst einmal ein positives Zeichen. Kinder sind willkommen und die Eltern investieren in gute, moderne und sichere Ausstattungen. Natürlich darf man die Augen nicht davor verschließen, dass Industrie und Handel unter enormem Druck stehen. Wir sehen jedoch gerade hier zur Kind + Jugend in Köln, dass der Markt reagiert: Unternehmen schließen sich zusammen oder gehen strategische Partnerschaften ein, auch mittlere und kleine Unternehmen beschäftigen sich mit dem Thema Export, neue Vertriebswege wie der Online-Handel oder ausgefeilte Servicekonzepte werden ergänzend aufgebaut. Von daher entwickelt sich der Markt, indem er sich konsolidiert und internationales Wachstum anstrebt.

Katharina C. Hamma ist Geschäftsführerin der Koelnmesse und als Chief Operating Officer (COO) operativ auch für die Kind + Jugend verantwortlich.

CB: Die Kind + Jugend wurde erst im vergangenen Jahr um die Halle 4
erweitert. Wie haben sich die Ausstellerzahlen in den letzten Jahren entwickelt?

KCH: Auch in diesem Jahr kann die Kind + Jugend wieder ein ausgezeichnetes Ausstellerergebnis aufweisen. Rund 1.250 Anbieter stellen 2018 hier in Köln aus, 86 Prozent kommen aus dem Ausland, und zwar aus 53 Ländern. Dies bedeutet einen leichten Anstieg bei den Ausstellerzahlen von rund zwei Prozent und bei der Internationalität haben wir von 49 auf 53 Länder, also um acht Prozent, zugelegt. Die Kind + Jugend bleibt also dem positiven Trend treu, den sie in den vergangenen Jahren kontinuierlich verfolgt hat. Seit 2004 haben sich Aussteller- wie Besucherzahlen verdoppelt. Dies entspricht einer Steigerung von 96,7 Prozent bei den Besucherzahlen und einem Plus von 154 Prozent auf Ausstellerseite. 

CB: Und wann steht die nächste Flächenausweitung der Messe an?

KCH: Alles mit Maß! Zunächst einmal gilt es, die zur Verfügung stehenden Flächen mittel- und langfristig zu bespielen. Wir sehen darüber hinaus in einem qualitativen Ausbau viel Potenzial. Davon werden Aussteller wie Einkäufer profitieren. 

CB: Immer mehr große Marken liegen in der Hand von Kapitalinvestoren oder kapitalkräftigen asiatischen Eigentümern. Hinter einigen steht mittelbar der chinesische Staat. Wie beurteilen Sie die Entwicklung und wie können sich traditionelle Hersteller gegen den auch über den Preis ausgetragenen Wettbewerb wappnen?

KCH: Genauso wie aus Europa ist auch aus Asien die gesamte Bandbreite von Unternehmensgrößen zur Kind + Jugend in Köln vertreten. Neben den Key-Playern erleben wir eine stark mittelständisch geprägte Branche, die sich sehr erfolgreich am Markt behauptet. Qualität, Design, Langlebigkeit, Nachhaltigkeit sind die Faktoren, die gerade mittleren und kleinen Unternehmen viel Spielraum geben, auch international.

Dorel präsentierte unter anderem die neue Babywanne Maxi-Cosi Jade.
Dorel präsentierte unter anderem die neue Babywanne Maxi-Cosi Jade.

CB: Sie sind neben der Plattform in Köln auch in China und Brasilien aktiv. Welche Verbindungen lassen sich ganz konkret knüpfen?

KCH: Sowohl in China also auch in Brasilien haben wir Tochtergesellschaften, die die Messen durchführen. So wird in Schanghai jährlich die China Kids Expo veranstaltet. In São Paulo findet jährlich das Messeduo FIT 0/16 und Pueri Expo statt. Viele unserer Aussteller und Marken stellen auf allen drei Messeplattformen aus, zum Beispiel Artsana mit ChiccoDorel, Peg-Pérego oder auch Osann und Teamtex. Durch verschiedene Maßnahmen wie einem VIP-Management, Matchmaking und anderen Aktionen bringen wir in den jeweiligen Märkten Angebot und Nachfrage zusammen und öffnen neue Handelsräume. 

CB: Und wie gut läuft bereits die Begleitung von expansionsorientierten Unternehmen?

KCH: Unternehmen, die etwas ausprobieren wollen, bieten wir die Möglichkeit, die neuen Zielmärkte kennenzulernen. Wir vernetzen die Unternehmen bereits im Vorfeld mit Experten und möglichen Distributionspartnern. Die Unternehmen nehmen so die Koelnmesse mit ihrem weltweiten Vertriebsnetz als Partner wahr, der sie verbindet und unterstützt. Auch auf der diesjährigen Kind + Jugend bieten wir übrigens Matchmaking für Kinderprodukte in Brasilien und China an allen Messetagen auf der Passage 10/11 an. 

CB: Es scheint, dass sich derzeit mehr Unternehmen von Europa nach Brasilien zur Pueri Expo tasten, als dass der umgekehrte Fall wäre. Was sind dafür die Gründe?

KCH: Brasilien ist das größte Land Südamerikas, fast ein eigener Kontinent. Brasilianische Unternehmen, die hier in allen Handelskanälen vertreten sind, haben bereits einen riesigen Absatzmarkt zu bedienen. Der Schritt, in Europa Fuß zu fassen, ist für brasilianische Unternehmen daher nicht die Priorität Nummer eins. Darüber hinaus mangelt es auch an Sprachkenntnissen, um Kontakte in Überseemärkten zu etablieren. Kleine und mittlere europäische Unternehmen sind dagegen sehr stark exportorientiert und auch per se internationaler ausgerichtet. Immerhin gibt es in diesem Jahr einen brasilianischen Aussteller auf der Kind + Jugend: BabyTub Evolution aus Curitiba.

CB: Immer mehr Hersteller suchen direkte Verbraucherkontakte. Mit Ihrem Herstellernetzwerk ebenso wie mit Ihrer Expertise auch für Konsumentenmessen läge es nahe, dass Sie auch in das Feld einer Verbrauchermesse vorstoßen. Wann würde Sie das reizen?

KCH: Die Koelnmesse hat zwar eindeutige Kompetenzen im Hinblick auf Verbrauchermessen, allerdings eignet sich nicht jedes Thema für eine dauerhaft erfolgreiche Verbrauchermesse. Wir konzentrieren uns daher mit der Kind + Jugend auf Industrie und Handel und bieten damit unseren Ausstellern auch die Möglichkeit, im Ausland und damit international zu wachsen.

Auf der Sonderfläche werden die Produkte des Innovation Awards vorgestellt.

CB: Sie bieten Herstellern mit den unterschiedlichen Awards zahlreiche Möglichkeiten. Fehlt da nicht noch eine Würdigung der Gegenseite, des Handels?

KCH: Sicherlich würde ein handelsbezogener Award die Wertschöpfungskette, die die Messe abbildet, ergänzen. Konzeptionell ist dies derzeit jedoch nicht vorgesehen. Die Handelsseite, vor allem wenn man sie über alle Ausstellerländer der Messe hinweg betrachtet, ist zu stark diversifiziert, um sie mithilfe eines Awards abzubilden. Das würde der Branche sicherlich nicht gerecht. Die Kind + Jugend versucht dagegen, mit ihrem fachlichen Eventprogramm Impulse für den Handel zu setzen und damit Produkt- und Themenorientierung zu bieten. Dies geschieht unter anderem durch die Innovation Awards, die ein ausgezeichneter Gradmesser für zukünftige Trends sind. Oder auch durch die Consumer Awards, die Einblicke in verschiedene Märkte erlauben. Mit dem Vortragsprogramm des Trend Forums adressieren wir ebenfalls gezielt Handelsthemen wie die Digitalisierung oder die neue Elterngeneration und ihre Vorstellungen. 

CB: Im letzten Jahr hatten wir Sie in Bezug auf die Consumer Awards des „Support Circles“ gefragt, wa-rum bei der Analyse der Konsumentenfavoriten kein reichweitenstarker deutscher Publikumstitel in der Jury vertreten ist. Was hat sich hier getan?

KCH: Nach wie vor arbeiten wir mit 1st Steps zusammen, die durch zahlreiche Aktivitäten auch eine starke Reichweitenrelevanz in Konsumentenkreisen erreichen. Die Zusammenarbeit läuft aus unserer Sicht ausgezeichnet, denn das Magazin engagiert sich stark für die Kind + Jugend und ist daher ein kompetenter und verlässlicher Partner. 

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