Messe-News im Januar und Februar 2019

Zum Gucken und Anfassen: Auf Messen wie der Pitti Bimbo werden Inspirationen getankt, Kollektionen geordert und Beziehungen gepflegt.
Zum Gucken und Anfassen: Auf Messen wie der Pitti Bimbo werden Inspirationen getankt, Kollektionen geordert und Beziehungen gepflegt.

Der Messemarkt sortiert sich neu. Die Kleine Fabriek ist verschwunden, die Sunday School geboren. In Deutschland sagt nun die Kids Now leise Servus. Und Eschborn springt in die Bresche.

Trotz vieler Bemühungen: Die Veranstaltung im Sommer 2018 war die letzte der Kids Now.
Trotz vieler Bemühungen: Die Veranstaltung im Sommer 2018 war die letzte der Kids Now.

Nun ist es amtlich: Die Kids Now hat den Termin Anfang Januar abgesagt und die Einstellung der traditionsreichen Ordertage mitgeteilt. Damit endet das als Komm Wallau vor über drei Jahrzehnten gegründete Branchentreffen für Kindermode in Hofheim bei Frankfurt am Main. Der Veranstalter Muveo hat keine ausreichende Perspektive mehr gesehen. Diese trübte sich in den letzten Jahren aufgrund immer weiter erodierender Besucherzahlen ein.

Dabei unternahmen Geschäftsführer Jens Frey zusammen mit Projektleiter Axel Fehse zahlreiche Anstrengungen, die Kids Now neu auszurichten, Einkäufer durch ein zusätzliches Aufgebot internationaler Marken anzulocken und die Aussteller durch Aktionen wir die gemeinsam mit Childhood Business umgesetzten Shootings „Kids Selected“ durch zusätzliche Services zu binden. Doch als im Sommer 2018 Alexander Socher von den Häusern der Mode in Eschborn bei Frankfurt sich anschickte, unruhig gewordene Aussteller als Ergänzung zu den dauerhaften Showrooms für einen neuen Termin im Fashion-Center zu gewinnen, geriet die Kids Now aus dem Gleichgewicht. 

Aus für die Kids Now

Kess zeitlich parallel zum Termin der Kids Now positioniert war, wie bereits berichtet, zu erwarten, dass sich nur eine der beiden Veranstaltungen behaupten kann. Nun haben die Aussteller über die Zukunft in der Region abgestimmt. Wer als Mieter eines Showrooms ohnehin in Eschborn weilt, spart sich durch eine Teilnahme an der Kids World Eschborn eine Präsenz auf der Kids Now. Viele Aussteller hegen die Hoffnung, dass ein neuer Ordertermin in der Region für mehr Attraktivität sorgen wird. Zusätzlich wollen temporäre Aussteller die Zugkraft der Showrooms anzapfen.

Zünglein an der Waage sind also die temporären Mieter, die bisher Aussteller der Kids Now waren. Da sich relevante Ankermarken von der Kids Now abwandten, hat der Veranstalter Anfang Dezember 2018 die Reißleine gezogen und die Einstellung verkündet. Die Einkäufer der Region hingegen wurden nicht gefragt. Dabei täte es gut, im Fachhandel zu sondieren, warum immer weniger ihren regionalen Ordertag besuchen. Denn der Besucherrückgang auf der Kids Now scheint in Anbetracht der vielfältigen Bemühungen keinesfalls dem Veranstalter anzulasten zu sein, sondern einem fundamentalen Wandel des Marktes zu folgen.

Eschborn mit rund 80 Marken

Allein die deutlich kleinere Ausstellungsfläche wird zukünftig dazu führen, dass die Einkäufer in der Region ein geschrumpftes Markenaufgebot präsentiert bekommen. Ende November 2018 wurde das Markenfeld der Kids World bekannt gegeben. Den gut 80 Marken, die in Eschborn zu sehen sein werden, standen zuletzt knapp 150 der Kids Now gegenüber, die aufgrund der Kapazitäten im Messe-Center auch schon bei über 230 lagen. Von etwa 35 Ausstellern  fielen für die Kids Now rund die Hälfte Showroom-bedingt weg. Zusätzlich haben sich fast 20 Aussteller für die Kids World entschieden, die im Sommer noch auf der Kids Now ausstellten.

60 der 84 Marken waren bisher auf der Kids Now zu sehen, was gut 40 Prozent von zuletzt 146 Marken entspricht, darunter größere wie Blue Effect, Blue Seven, Boboli, Feetje, Jubel und Sturdy sowie Indian Blue Jeans, Maximo, Mayoral, Salt and Pepper und Sanetta. Auch Agenturen wie die von Oliver Kühn, die Handelsagentur Stadtmüller und die Modeagentur Timm, die als Frequenzbringer gelten, wechseln nach Eschborn. Der Kooperationspartner Kinderschuh Ordertage von Thomas Wetzlar muss für seinen neuen Termin in Frankfurt nun einen neuen Ort suchen.

München: Supreme Kids mit neuen Ausstellern

Die Supreme Kids hat für die in München ausgerichteten Ordertage im Januar 2019 neue Aussteller bekannt gegeben. Zu ihnen zählen bekannte Marken wie Elodie Details, Garcia oder Veja. Auch die zu Haddad Brands gewechselte Denim-Lizenz Levi’s Kidswear stellt in München aus. Aber auch neue Labels wie Lönnebergas Welt aus Hamburg, die sich 2019 zum ersten Mal auf einem Orderevent vorstellt und nicht mit dem gleichnamigen Berliner Label verwechselt werden darf, sind mit dabei. Das Label kommt aus dem Umfeld der Goodstuff Distribution, die als Vertretung nicht nur, aber auch Kids-Marken wie Ebbe oder Finkid führt.

Die Agentur Nordlicht aus Berlin bringt vornehmlich grüne Marken mit wie Antebies, Billy Loves Audrey, Blu Pony Vintage, L’Ovedbaby und Shade Critters. Und weitere Newcomer sind die Marken Looxs Revolution aus den Niederlanden, Smallstuff aus Dänemark und Yours by 02Tandem aus Italien. Wie in jeder Saison wird der Veranstalter Supreme Group am Event-Tag Freitag für die Aussteller und Einkäufer ein abendliches Get-together im Münchner Bachmaier Hofbräu organisieren.

Ende der Eigenständigkeit: Aus der Ciff Kids wird die Ciff Youth. Die erst vor drei Jahren ausgelagerte Ordermesse für Kindermode wird übrigens wie früher wieder im Bella Center stattfinden.
Ende der Eigenständigkeit: Aus der Ciff Kids wird die Ciff Youth. Die erst vor drei Jahren ausgelagerte Ordermesse für Kindermode wird übrigens wie früher wieder im Bella Center stattfinden.

Ciff Youth: Ja zur Jugend

Ab Januar 2019 heißt die Ciff Kids nunmehr Ciff Youth. Damit will sich die dänische Kindermodemesse aus Kopenhagen stärker in Richtung der Teenager erweitern. Bis zum August 2019 wird es allerdings dauern, heißt es, bis die neue Vision umgesetzt sein wird. Dazu wird sie enger mit der Ciff und der Code Art Fair zusammengeführt. Nicht nur der Name ändert sich, sondern auch der Ort: Künftig wird die Ciff Youth wieder im Bella Center stattfinden, wo sie vor drei Jahren auszog.

Fimi: Neuer Termin

Endlich eigenständig: Die Fimi lag in den letzten Jahren immer parallel zur Pitti Bimbo. Für internationale Einkäufer war damit ein Besuch der Madrider Messe unmöglich. Erstmals wird die Fimi im Januar 2019 etwas später ausgerichtet – und kann damit auf mehr Besucher hoffen.
Die Fimi lag in den letzten Jahren immer parallel zur Pitti Bimbo. Für internationale Einkäufer war damit ein Besuch der Madrider Messe unmöglich. Erstmals wird die Fimi im Januar 2019 etwas später ausgerichtet – und kann damit auf mehr Besucher hoffen.

Die Fimi in Madrid ist natürlich besonders für südeuropäische Einkäufer interessant. Doch es hat bis zum Januar 2019 gedauert, die lange Zeit parallel zur Pitti Bimbo stattfindende Messe endlich auf einen eigenständigen Termin zu legen. Bleibt zu wünschen, dass die Fimi damit wieder etwas mehr Zuspruch erfährt. Einige deutsche Marken wie Blue Seven oder Sterntaler nutzen die Plattform über Vertretungen bereits seit vielen Jahren. Aber mehr noch kommen die Einkäufer durchaus auf ihre Kosten, da sich gerade junge spanische Labels weniger spanisch geben und stärker auf den zentraleuropäischen Kundengeschmack einstellen.

Pitti Bimbo: Den Atem der Playtime im Nacken

Ein Spektakel für Groß und Klein: Auf der Pitti Bimbo begegnen sich große und kleine Fashion-Liebhaber.

Die Pitti Immagine Bimbo, kurz: Pitti Bimbo, ist eine Pflichtveranstaltung für jeden Händler, der sich für (gehobene) Kindermode interessiert. Zur kommenden 88. Ausgabe des Events in Florenz im Januar 2019 werden nach Angaben des Veranstalters rund 500 Kollektionen zu sehen sein.Im Vergleich mit den Zahlen vom vergangenen Winter mit rund 590 Marken bedeuten die für Anfang 2019 gemeldeten 501 Aussteller doch einen starken Einschnitt. Somit wird die Playtime Paris die Pitti Bimbo in dieser Saison erstmals ausstellerseitig überflügeln.

Fast zwei Drittel der Marken kommen übrigens nicht aus Italien, sondern aus ganz Europa und zu kleineren Teilen auch aus den restlichen Ländern der Welt. Und ebenso lockt die Pitti Bimbo als älteste und eine der wichtigsten Fashion-Messen für Kindermode neben zahlreichen italienischen Einkäufern auch viele gewichtige internationale Kunden an. Bis zu 10.000 Besucher werden erwartet und die meist quirligen ersten beiden von insgesamt drei Tagen sind Höhepunkt des aufgeregten Messetreibens. Das ist für hiesige Verhältnisse mit ihren dezentralen Ordertagen ein kaum vorstellbarer Besucheransturm.

Hersteller wie Händler begegnen in Italien ihrem Branchenevent mit größtem Respekt. Ganz gleich, ob jemand für eine Kaufhauskette ordert oder für eine kleine Boutique einkauft, ein Besuch der Pitti Bimbo wird nicht ausgespart, in guten wie in schlechten Jahren. Und auch die Hersteller nehmen die Messe ernst, stellen direkt aus, sind persönlich vor Ort und stets bemüht, ihren Auftritt mit einem attraktiven Stand, einem Apéro, manch illustren Gästen und meist auch einer Schar ebenso aufgeregter wie modisch ausstaffierter Kinder aufzuwerten. In Florenz geht es daher stets nicht allein ums Ordern, sondern auch um den persönlichen Austausch.

Ein Wort zu den Marken: In den schwierigen Zeiten des Kindermodefachhandels wird den Händlern gern und nicht selten auch von den Herstellern zugerufen, man möge die Läden modernisieren, Events schaffen und Erlebnisse verkaufen. Ein Rundgang über die Ordertage in Deutschland, Österreich oder der Schweiz lässt jedoch nur allzu oft ein entsprechend vorbildhaftes Engagement der Hersteller vermissen. Neben hervorzuhebenden Ausnahmen wie Sanetta mit ihrer Markenfamilie, präsentieren sich viele Hersteller ihren Handelskunden gar nicht unmittelbar oder auf eine erstaunlich nüchterne Weise. Ganz anders ist das (nicht nur) in Italien. Doch der Aufzug wird nicht nur den Ausstellern überlassen. Auch der Veranstalter erarbeitet zu jeder Saison eine ganze Reihe von Events und krönt die Messetage jeweils mit einem Motto. Das lautet im Januar „The Pitti Box“ und soll auf die Vielfalt der Trends, Marken und Kollektionen verweisen, die Saison für Saison auf den Laufstegen und Ausstellungsflächen der Messe präsentiert werden. Das Designset wird von Sergio Colantuoni konzipiert und umgesetzt.

In einem „Behind the Scenes“-Video kann man sich bereits einmal emotional aufladen lassen.

Marken wie Boboli zeigen auf dem starken "Fashion from Spain"-Catwalk ihre neuen Kollektionen. Foto: Emily Kornya
Marken wie Boboli zeigen auf dem starken “Fashion from Spain”-Catwalk ihre neuen Kollektionen.
Foto: Emily Kornya

Eine der beliebtesten Veranstaltungen während der Pitti Bimbo ist die Fashion-Show „Fashion from Spain“, wenn spanische Marken wie Mayo­ral ihre neuen Kollektionen präsentieren. Zwei der Themen der Editorials – das sind spezielle Sonderausstellungsflächen, auf welchen besondere Trends, Themen oder Zusammenhänge aus der Welt der Kindheit anhand einer Zusammenstellung von Design- und Interiorprodukten sowie Toys interpretiert werden – wurden bereits bekannt gegeben. Dieses Mal beschäftigten sie sich unter dem Motto „Woody Woods“ mit dem zeitlosen Material Holz in seinen verschiedenen Umsetzungen sowie unter dem Motto „Magic Nights“ mit verschiedenen Ritualen und Themen rund um das abendliche Einschlafen.

Die eingängige Gliederung der Marken in verschiedene Teilbereiche macht es Händlern und Interessierten leichter, bekannte Labels mit einem Blick über den Tellerrand zu kombinieren und sich inspirieren zu lassen. Und so werden auch in diesem Jahr die Flächen „Activelab“, „Apartment“, „Kidz Fizz“ und „The Nest“ als kuratierte Label-Mosaiken fungieren. Zudem inszeniert Alessandro Enriquez sein Projekt „Kid’s Evolution“, das Mini-Me-Capsules und den Transfer von Trends bei den Erwachsenen in die Kindermode vorstellen wird. Das „Apartment“ als eine der Ausstellungsflächen richtet sich mit seinen anspruchsvollen und luxuriösen Marken besonders an Einkäufer von Boutiquen und exklusiven Stores. Zu den Newcomern der Saison zählt das Label Nununu aus Israel, welches ebenso auf der Playtime Paris, dort als langjähriger Stammgast, ausstellen wird und jüngst mit der gemeinsam mit Céline Dion gelaunchten Marke Célinununu große Resonanz erhielt. 

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