
Es heißt ja immer: Handel im Wandel. Und Wandlungsfähigkeit beweist auch die – gar nicht so neue – Kette Emil & Greta. In ihr stecken ein bisschen Kidzkontor und eine Prise Kiki Kindermode.

Einst galt Vera Klöhn als eine Vorzeigeunternehmerin, der es gelungen war, unter dem Label Kiki Kindermode eine Handelskette für Kinderbekleidung aufzubauen, zu der zuletzt rund 65 Fachgeschäfte mit gut 230 Mitarbeitern gehörten. Doch im September 2016 musste sie Insolvenz anmelden, da hohe Steuernachzahlungen nicht erbracht werden konnten. Zahlreiche Lieferanten gerieten infolge unbezahlter Rechnungen oder gar Rückforderungen seitens des Insolvenzverwalters in Schwierigkeiten. Und manchen darunter drohte in der Folge selbst eine Insolvenz.
Strafrechtlich ist das Kapitel ebenfalls noch nicht abgeschlossen, wartet nach Angaben von Betroffenen eine über tausendseitige Anklageschrift auf Verhandlung, zu der vermutlich nicht vor 2020 ein erster Gerichtstermin anberaumt werden dürfte. Klöhn aber blieb nicht untätig, sondern fand bei der damals noch in Hamburg, inzwischen in Karlsruhe angesiedelten Rebus Fashion Unterschlupf, um für die im dritten Quartal 2017 angekündigte, neu gegründete Kette Kidzkontor als Chefeinkäuferin zu wirken. Es spricht sicherlich gleichermaßen für den Charakter des Marktes wie für Klöhns Charme, wenn sie das Vertrauen von Lieferanten erneut gewinnen konnte. Immerhin soll der Schaden aus der Insolvenz der Kiki Kindermoden im mittleren zweistelligen Millionenbereich gelegen haben, wie mit der Angelegenheit Vertraute berichten.

Doch manche Hersteller, die geschädigt wurden, waren alsbald als Lieferanten für Kidzkontor tätig. Ende 2017 hatte Rebus Fashion 21 Mitarbeiter und schloss mit einem Minus von fast 300.000 Euro und einem nicht gedeckten Fehlbetrag von etwas über 270.000 Euro ab. Dem stand ein Gesellschafterdarlehen mit Rangrücktritt in Höhe von einer Million Euro gegenüber. Für 2018 liegen noch keine Zahlen vor. Ende 2018 wurde Klöhn freigestellt; die kurze Ära bei Rebus Fashion endete also bereits nach einem Jahr der Zusammenarbeit. Aus Kreisen des Unternehmens heißt es, zur Trennung habe die Belastung durch Klöhns schlechte Reputation beigetragen. Zudem habe man verhindern wollen, dass sich die Geschichte wiederhole.
Doch das Kidzkontor lebt noch ein bisschen weiter, zumindest in Form von Outlets wie in Soltau. Hier müssten, so heißt es, viel zu üppig bestellte Warenmengen abgeschleust werden. Und da diese aus dem Kidzkontor-Konzept stammten, solle die Lagerräumung auch noch unter diesem Namen erfolgen.
Aus Kidzkontor wird Emil & Greta

Die derzeit sieben Filialen hingegen, sämtlich ehemalige Kiki-Kindermoden-Geschäfte, sind bis Ende April 2019 umgestaltet worden und firmieren seither unter dem Dach Emil & Greta. Die Namen gehören den beiden Kindern der neuen Chefeinkäuferin und als Kopf der Kette, wenn auch nicht als Geschäftsführerin agierenden Jessica Simon. Diese hatte in dem rund 20.000 Seelen zählenden, in Baden-Württemberg gelegenen Waghäusel vor einigen Jahren ein vormals seit 30 Jahren inhabergeführtes Fachgeschäft übernommen.
Der Zufall soll es gerichtet haben, dass die Geschäftsführer Torsten Dohmeyer und Benjamin Kußmann bereits vor dem Sommer 2018 auf Simon zukamen und sie um die Ausarbeitung eines neuen Konzepts baten. Und so dient der kleine Laden in Waghäusel als Blaupause für den Wandel vom Kidzkontor zu Emil & Greta.
Die Geschäfte sind poppig und bunt, um auch Kindern Spaß zu machen. Läden sind für Simon Begegnungsstätten, wo Mütter Mütter beraten. Und eingekauft wird nicht mehr zentral, sondern das, was zum Standort passt. Weiter zu wachsen stehe an zweiter Stelle. Das Konzept müsse sich erst einmal bewähren. Der Branche wäre es zu wünschen.