Hersteller kämpfen um die Gunst der Einkäufer – mit Herz, Sachverstand und nicht zuletzt mit engagiertem Investment in Zeit und Geld. Dennoch lassen sich immer weniger der Adressaten auf Messen und Ordertagen blicken, obwohl sich für jeden etwas in der Nähe findet. Eine Übersicht.
In Deutschland gibt es keine zentrale Messe für die Kindermode. Manchmal schaut man daher mit Wehmut nach Italien, Frankreich oder Dänemark, nach Spanien oder in die Niederlande, wo es starke Leitmessen gibt und der Besuch dieser Events ein Muss für jeden Branchenprofi darstellt. Hierzulande hingegen ist die Landschaft zersplittert. Regionale Ordertage bieten Nähe zum Kunden, verhindern aber eine bundesweite Zentralveranstaltung. Für Markenverantwortliche ist das eine Herausforderung, da in der Regel mehrere Termine nötig sind, um den Markt in toto zu sichten. Das kostet Geld und Zeit.
Einkäufer müssen ebenfalls zwei oder drei Veranstaltungen aufsuchen, wenn sie einen guten Überblick gewinnen wollen. Und der ist nötiger denn je, da die Kaufzurückhaltung, der Wettbewerb mit den für Konsumenten so bequemen Online-Händlern und die abnehmende Bedeutung starker Marken Rezepte erfordert, die Geschäfte mit verlockenden Sortimenten, konsumfördernden Inszenierungen und attraktiven Geschäftsmodellen aufzuwerten. Eine gute Messe wartet diesbezüglich mit Inspirationen auf – und eine Messe ist dann gut, wenn sich die Aussteller zum gemeinsamen Wohl über das Übliche hinaus engagieren, um nicht nur Produkte, sondern auch wirtschaftliche Impulse zu liefern.
Da erscheint die sich durch die dezentralen Fashion-Center zwangsläufig ergebende Zersplitterung der Branche in rund zehn Termine pro Saison kontraproduktiv. Doch liegt in dieser Eigenheit der deutschen Branche auch eine Stärke. Schwächelt ein Event wie die Kids Now, wackelt nicht gleich der ganze Markt.
Neue Veranstalter wie die Kids World, neue Konzepte wie die Playtime Berlin, neue Ideen wie die Kinderschuh Ordertage geben Impulse, auch wenn diese sich nicht immer durchsetzen können. Die Mega-Events in Florenz und Paris sind vor allem auch megateuer. Das geht trotz der großen Kollektionszahlen zulasten der Vielfalt. Denn der vermeintlichen Provinzialisierung der deutschen Kindermode steht eine noch größere Anzahl von Marken entgegen, die über sämtliche Ordertage ihre Kunden und Kundennischen suchen und finden. Auch ist das Land größer und wirtschaftlich föderaler als eben Italien oder Frankreich. Das bedingt regionale Hubs der Kinderkonfektion, obwohl oder weil die Bedeutung des Gesamtmarkts eben nicht für eine zentrale Leitmesse hinreicht. Wir sollten dennoch eingestehen, dass Deutschland stark ist und im Übrigen Sehnsuchtsland zahlreicher ausländischer Labels.
Schaut man den Katalog der Kindermoden Nord durch, fällt einem sofort ins Auge: Die meisten attraktiven Angebote kommen aus dem Ausland. Wenn es etwas zu beleben gilt, dann die Szene frischer KIKO-Desiger aus Deutschland. Denn diese müssen ihre Kunden seltsamerweise im Ausland suchen, wenn sie überleben wollen.