Italien veranstaltet mit der Pitti Bimbo die wohl wichtigste Fachmesse für Kindermode weltweit. Zu jeder Saison strömen zahllose Besucher nach Florenz, darunter auch Fachjournalisten, Tagespresse und Publikumspresse bis hin zu Redakteuren des italienischen Fernsehens. Das Land liebt seine Bambini und ist berühmt für seine Mode. Daher hatte es in Italien lange eine stattliche Anzahl Magazine gegeben, die sich teilweise oder gar komplett dem Thema „Kindermode“ widmeten. Doch die europäische Finanz- und Wirtschaftskrise, das veränderte Verbraucherverhalten sowie der Druck auf konventionelle Medien haben dazu geführt, dass sich immer mehr der zumeist namhaften Magazine aus dem Markt verabschiedeten. Manche leben als Websites weiter, andere wurden komplett eingestellt. Die Autorin Claudia Cascone hat für Childhood Business die Szene durchleuchtet.
Wo gibt es heute noch dezidiert Kinderthemen in den italienischen Modemagazinen? In den letzten Jahren hat sich das entsprechende Zeitschriftenpanorama sehr verändert, ganz analog zu den konventionellen Titeln im Modebereich. Die Digitalisierung der Kommunikation hat neue Publikationsformen geschaffen, an die sich die vormals vorherrschenden Verlage der Fashionszene inzwischen massiv anpassen mussten. „Nach der Schließung der Zeitschriftenredaktion von Vogue Bambini“, sagt Massimiliano Sortino, Fashion-Editor der Vogue, „bietet unser Haus mit der Vanity Fair jeden Monat unterschiedliche Themen über Kinder.“ Das Magazin Vanity Fair, das wie die Vogue ebenfalls zum Verlagshaus Condé Nast gehört, ist zudem online aktiv und bietet wie die anderen bekannten Modemagazine Webseiten für poshe Kids (www.vanityfair.it/lifestyle/bambini). Ähnliche Angebote unterhalten auch die Vogue (www.vogue.it/vogue-bambini), Elle (www.elle.com/it/shopping/kids-moda-bambino) und Marie Claire (www.marieclaire.com/it/bambini-scuola-giochi-viaggi). Doch die Themen erstrecken sich hier nicht mehr allein auf die Kindermode, die früher in den Magazinen die Hauptrolle gespielt hatte, sondern bieten Informationen über die Lebenswelt von Kindern. Kids Fashion spielt sich hingegen stärker auf den Social-Media-Kanälen ab, wo die Bilder eindeutig im Vordergrund stehen.
Italienische Spezialisten
Doch noch immer gibt es spezialisierte italienische Kindermodezeitschriften wie Collezioni Bambini Baby, die zweimal jährlich, im Januar für Frühjahr/Sommer und im Juni für Herbst/Winter, erscheint. Das Magazin gilt als unverzichtbares Arbeitsinstrument für die Modeprofis, wenn es um Fashion-Produkte vom Säuglings- bis zum Jugendalter geht. Die Zeitschrift (www.collezioni.info) berichtet über die Trends der internationalen Mode, vornehmlich in Form von Bildern, und bietet einen Überblick der Kollektionen und Accessoires. Im Mittelpunkt steht der große italienische Sektor. Darüber hinaus berichtet die italienische Zeitschrift, deren zwei Ausgaben der Verlag Logos aus Modena für stattliche 64 Euro pro Jahr zuzüglich Portokosten vertreibt, über News aus der Branche und in Bildern von den wichtigsten Modemessen.
Die Bereiche „Shooting“, „LookBook“, „Modenschau“, „Messe“ und „Nachrichten“ verschaffen einen Überblick der Trends und Designs aus der Modewelt für Kinder. Einst gab es zwei getrennte Ausgaben, Collezioni Bambini und Collezioni 03 Baby. Inzwischen umfasst das Magazin alle Themen aus der Altersgruppe null bis zwölf Jahre.
„Nach einer unaufhaltsamen Krise in der Kindermode“, sagt Roberta Bindi, Chefredakteurin des Magazins, „die auch auf einen weltweiten Geburtenrückgang zurückzuführen ist, der 2018 28 Prozent betrug, entschieden wir uns 2016, dass es an der Zeit wäre, die beiden bisher separaten Titel zusammenzulegen. In den letzten Jahren hat sich der Markt für Kindermode außerdem deutlich verändert. Im Zusammenhang mit der Fokussierung auf globale Trends ist die Baby- und Kindermode nicht mehr so stark aufgefächert wie noch vor einigen Jahren. Für Einläufer von Kinderkollektionen ist es heute von Interesse, einem allgemeinen Trend zu folgen, der beim Design der Kleidung, Schuhe und Accessoires gleichermaßen umgesetzt werden kann.“
Claudia Cascone: Wann ist Ihre Zeitschrift entstanden und welche Entwicklung nahm sie?
Roberta Bindi: Collezioni Bambini ist im Jahr 1982 entstanden als eine internationale Zeitschrift, die in die Fußstapfen der bereits berühmteren Magazine, Haute Couture Collections und Men’s Collections trat. Mit der internen Produktion von Shootings für Kindermodekollektionen bot Collezioni Bambini der ganzen Welt die Möglichkeit, sich über die neuesten Modetrends zu informieren, die von der einzigen echten internationalen Fachmesse in jenen Jahren, der Pitti Bimbo in Florenz, stammten. Dank des großen Erfolgs des Magazins und der wachsenden Bedeutung der Kinderbekleidungsbranche wuchs die Notwendigkeit, die Inhalte zu differenzieren: eine Ausgabe auf Kinder zwischen vier und 14 Jahren ausgerichtet, mit entsprechenden Schauen und Shootings; eine weitere für die Altersgruppe null bis drei Jahre, die Bekleidung für Neugeborene sowie Erstausstattung und Zubehör abdeckte.
CC: Welche Ziele verfolgt die redaktionelle Arbeit?
RB: Kollektionsmagazine sind Arbeitswerkzeuge für die Branchenexperten auf der ganzen Welt. Das erste Ziel ist der Export der italienischen Vision des Modesektors. Verstehen Sie mich nicht falsch, es geht nicht nur um italienische Designer, sondern auch darum, was durch eine italienische Vision in den Kollektionen aus aller Welt beeinflusst werden kann. Dies ist eine aufrichtige Interpretation der Weltmode unter dem ästhetischen Vorzeichen „Made in Italy“.
CC: Wie unterscheidet sich das Magazin vom Online-Auftritt?
RB: Derzeit sind die Unterschiede zwischen den beiden Medien wichtig – und gleichzeitig gar nicht vorhanden. Einer der wichtigen Gründe für den Erfolg der Collezioni-Marken ist, dass diese auch über die Jahre hinweg ihre Struktur streng beibehalten und sich dennoch, der ständigen Veränderung der Inhalte folgend, marktkonform verhalten haben. Zugleich bleibt die redaktionelle Struktur unverändert. Eine Online-Veröffentlichung erlaubt ihrer Natur nach anders als Print keine angemessene Wiedergabe des ästhetischen Schemas, das eine Arbeit auszeichnet, obwohl sie faktisch den gleichen Inhalt hat.
CC: Welche Vision haben Sie für die Zukunft Ihrer Publikationen?
RB: Es ist schwierig, eine solche klar zu benennen. Wir befinden uns in einer Zeit tief greifender und vor allem plötzlicher Veränderungen. Die Herausforderung heute besteht nicht nur darin, Pläne zu entwerfen, sondern auch darin, diese die ganze Saison über durchzuhalten, die Anforderungen des Marktes zu ermitteln und zu befriedigen. Vor diesem Hintergrund kann ich verraten, dass Collezioni Bambini umgestaltet wird, um eine Interpretation der Mode und des Lebensstils des Kindes aus einem anderen Blickwinkel zu bieten, bei dem das Subjekt nicht mehr mit dem Objekt identifizierbar ist, sondern umgekehrt.
Weitere Titel
Das Magazin Book Bambini (www.bookmoda.com) erscheint ebenfalls halbjährlich im Januar und Juni zum Preis von zehn Euro und deckt Mode für Kinder von null bis zwölf Jahren ab. Auf den rund vierhundert Seiten der Zeitschrift finden sich exklusive Fotoshootings, Bilder direkt von den Laufstegen der internationalen Messen sowie ein umfassender Überblick der wichtigsten Unternehmen und Veranstaltungen der Branche. Das Magazin hat als Schwerpunkt Kleidung, gibt aber auch anderen Themenbereichen wie Zubehör, Körperpflege, Bücher, Kunst und Reisen Raum. Neben der italienischen Version gibt es eine internationale Ausgabe mit einem umfassenderen Blick auf Modeschauen.
Zudem existieren auch noch Ausgaben der klassischen Modezeitschriften wie Elle Kids (zweimonatlich, 2 Euro) und Marie Claire Enfants (halbjährlich, 3 Euro, zusammen mit Marie Claire Italia).