“Die Kunden können einfach nicht abschätzen, wie es weiter geht.”

Die gebürtige Polin Ewa Hillig betreibt mit zusammen mit ihrem Mann die Agentur Lieblingsteilchen. Dabei setzt sie nicht nur auf Marken für Kindermode, sondern auch auf arrondierende Accessoires.

Einen besonderen Riecher hat sie für polnische Marken. Dabei kommt ihr nicht nur zugute, dass sie die Sprache der Hersteller spricht, sondern als studierte Ökonomin auch auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis achtet. Im eigenen, jüngst neu eröffneten Kinderladen sammelt sie zudem als Resonanz-Check authentische Feedbacks von Müttern zu den von ihr vertriebenen Produkten.

Hilligs Marken kombinieren ein hohes handwerkliches Können geschickter Modemacher für Kinder mit einer ausgewogenen Preislage. Da gerade der polnische Markt immer mehr sehenswerte Newcomer hervorbringt, die auf der Playtime Paris gefragt sind, sieht Hillig in ihrem guten Zugang zum Markt eine große Chance.

Als noch junge Agentur muss Hillig selber auf die Kosten achten, hat aber trotz Corona von einem Aussetzen der Messen wie der Kindermoden Nord bewusst abgesehen. Childhood Business fragte daher nach, wie sie die aktuelle Situation einschätzt.

Was hat Sie dazu bewogen, trotz der Umstände in Hamburg auszustellen?

Ewa Hillig: Ich denke, eine Messe ist immer die beste Lösung, Marken zu präsentieren – und für mich immer die erfolgreichste. Die Kunden möchten alle Marken an einem Ort anschauen. Und nur auf der Messe haben sie diese Möglichkeit. Meine Erfahrung auf der letzten Messe im Sommer war sehr positiv, was die Pandemielage betrifft. Alle Kunden und Aussteller hielten sich an die Hygienevorschriften und ich habe nicht von einem Fall gehört, das sich jemand auf einer Messe angesteckt hätte.

Wie haben Sie die Ordertage erlebt? Was hat Sie positiv überrascht? Und gab es auch etwas, was Sie ein wenig enttäuscht hat? 

EW: Die Besucherzahl war leider nicht so hoch wie sonst, aber es war ganz okay. Positiv hat mich der Kampfgeist der Ladeninhaber überrascht. Enttäuscht hat mich das Wetter, weil einige Kunden wegen des Schneechaos nicht zur Messe kommen konnten. Außerdem bin ich enttäuscht, dass die Coronahilfen bei vielen Kunden gar nicht ankommen.

Wie schätzen Sie die Stimmung bei den Kunden ein?  

EW: Die Stimmung war betrübt. Die Kunden sehnen sich nach Normalität, sie möchten einfach Ihre Arbeit machen und ihre Familien ernähren beziehungsweise kämpfen ums Überleben. Aber sie sind super kreativ und versuchen über Instagram, Facebook, Window-Shopping oder WhatsApp zu verkaufen.

Welche Rolle spielen bei Ihnen digitale Kollektionsvorlagen?

EW: Es ist viel schwerer, Kollektionen online vorzustellen. Ich versende aber Lookbooks und Bilder per Mail. Es ist einfach anders, wenn man die Stoffe anfassen und die Schnitte live ansehen kann. Denn selbst Baumwolle ist leider nicht g leich Baumwolle… Am liebsten stelle ich Marken wie Ul & Ka, Più di Me, Tuss oder Shellbag also eigentlich persönlich vor.

Können Sie schon einschätzen, mit welchem Ergebnis Sie die Orderrunde im Vergleich zum Vorjahr bzw. Sommer 2020 abschließen werden? 

EH: Ich denke, es läuft etwas 30 Prozent schlechter als im Sommer. Dabei ist der Verkauf von der A/W-Kollektionen eigentlich immer besser als der von den Sommerkollektionen. Doch leider ist das Ergebnis dieses mal anders – und die Messe lief im Sommer um ein Drittel besser als die aktuelle Orderrunde. Ich glaube, das kommt davon, dass die Kunden einfach nicht abschätzen können, wie es weiter geht.

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