
Es ist nicht leicht in diesen Tagen, etwas Positives über Corona zu schreiben. Dabei ist Omikron viel harmloser, als von den Apokalyptikern vorhergesagt. Bald sind wir alle damit in Berührung geraten und die Pandemie ist beendet. Das wäre doch etwas Positives. Aber Berlin hält leider an seinen – weltweit strengsten – Maßnahmen fest. Das 2G-Regime ist hart. Es bedeutet radikale Isolation. Lauterbach will sogar eine „vorsorgliche Impfpflicht“ einführen, damit wir gegen bislang nicht existente Virusmutationen, die gefährlicher sein könnten, geschützt sind. Es soll also Pflicht werden, sich gegen ein womöglich nie existierendes Virus impfen zu lassen mit einem Impfstoff, der vielleicht kaum wirkt. Alle sechs Monate eine Dosis „just in case“. Derweil erklärt man in Dänemark, Großbritannien, Schweden und anderswo die Pandemie für beendet. Dort sind Restaurants und Einzelhandel für alle offen. Deutsch sein heißt, eine Sache, die man besser nicht begonnen hätte, bis zum bitteren Ende um ihrer selbst willen durchzuziehen. Jetzt verstehe ich die Bedeutung dieses Satzes besser denn je. Man spürt es, dieses verkrampfte Festhalten am falschen Kurs. Bis zum bitteren Ende.
Während mir diese Gedanken durch den Kopf gehen, muss ich bei Lottchen einen Lolli-Test durchführen. Es ist nicht so einfach, einer Dreijährigen eineinhalb Minuten ein Stäbchen im Rachen herumzurollen – und das dreimal pro Woche. Das geht nur mit Bestechung. Lottchen hält still, weil sie danach ein kleines Schokobärchen naschen darf. So gibt es wenigstens eine Gewinnerin in diesem Irrsinn. Ich gebe den negativen Lolli-Test im Kindergarten ab, muss aber, neue Senatsverfügung, gleich vor Ort noch einen machen. Ohne Schokobärchen. Lottchen spielt aber mit. Derweil erzählt ein Mädchen, dass Papa Corona hat und im Bett liegt. Ja, Kinder und Narren sagen die Wahrheit. Aber in der Kita scheint das niemanden zu interessieren. Dort werden die Kinder zwar streng nach Gruppen getrennt, aber nach 16 Uhr kommen sie dann in einer gemeinsamen Gruppe zusammen. Sehr zuverlässig scheinen die Schnelltests ohnehin nicht zu sein, das ist jedenfalls der Eindruck unserer Whatsapp-Elterngruppe.
Aber wir Eltern machen alles mit, um die Schließung der Kitas zu verhindern. Denn nichts ist schlimmer als ein „Bildungslockdown“. Drei Kinder im Grundschulalter beim Homeschooling sind die Höchststrafe. Studien dokumentieren: Übermäßiger Medienkonsum, Bewegungsmangel und Übergewicht sind noch die einfachsten Schäden. Kindern fehlen die Kontakte zu Gleichaltrigen, sie vereinsamen. Die Zahl der Schulabbrecher hat sich verdoppelt, deren Berufschancen sind gleich null. Die Kinderpsychiatrien sind überfüllt mit depressiven Jugendlichen. 500 Kinder mussten allein im Frühjahr 2021 nach Suizidversuchen auf Intensivstationen behandelt werden, viermal so viele wie vor den Lockdowns. Dabei gibt es so gut wie keine Kinder, die schwer an COVID erkranken. Die Regierung nimmt also wissentlich in Kauf, dass ein Großteil der Kinder und Jugendlichen psychosoziale Schäden davonträgt. Und macht einfach weiter. Obwohl in Ländern wie Schweden oder der Schweiz die Schulen und Kitas nie zu waren und deren Corona-Bilanz besser aussieht. Statt von diesen positiven Beispielen zu lernen, behauptet der Kanzler, ein ungeimpftes Kind würde einem anderen Menschen ein Intensivbett wegnehmen, oder es sei, um es in den Worten des ARD-Showmasters Dr. Eckart von Hirschhausen zu sagen, ein „asozialer Trittbrettfahrer“. Wo sind wir da nur hingeraten? Aber ich bleibe Optimist: Wenn Omikron in einigen Wochen durch ist, dann steuert auch Deutschland auf das Ende der Pandemie zu. Das wird dann hoffentlich auch der Politik auffallen.