Juhuu, es sind Sommerferien

Max A. Höfer war Assistent des Publizisten Johannes Gross, leitete das Politikressort des Wirtschafts­magazins Capital und wurde der Berliner Bürochef des Magazins. Heute ist er als Publizist tätig.
Max A. Höfer war Assistent des Publizisten Johannes Gross, leitete das Politikressort des Wirtschafts­magazins Capital und wurde der Berliner Bürochef des Magazins. Heute ist er als Publizist tätig.

Ferienzeit ist Kinderzeit. Lottchen freut sich schon riesig auf unseren Urlaub am Meer. „Richtiger Sommer“ nennt sie das, im Unterschied zu den freien Sommertagen zuhause in der Stadt, wo es nur Sandkästen und Schaukeln gibt, aber keinen Strand und keine Hüpfburgen im Meer. Im „richtigen Sommer“ wird es jeden Tag Eis geben, und Mama und Papa müssen nicht arbeiten gehen und haben unendlich viel Zeit zum Spielen. Bei den meisten Eltern löst die Aussicht auf einen längeren Urlaub mit Kindern am Strand gemischte Gefühle aus. In diversen Blogs schildern Eltern die Sommerferien als Marathon, in den sie einigermaßen fit starten und als Wrack zurückkommen. Gesegnet sind jene, wo Oma und Opa die Balgen über die Sommerferien für zwei Wochen aufnehmen und danach erleichtert wieder abgeben. Dann sind wenigstens schon mal zwei der sechs Ferienwochen überstanden. 

Manche Jungeltern wollen nicht einsehen, dass ihr altes, schönes Single- bzw. Pärchenleben vorbei ist und Designerhotels, Städtereisen und coole Drinks am Pool der Vergangenheit angehören. Mit Kleinkindern ist man Familie, lautet die revolutionäre Erkenntnis, und dafür gibt es doch ganz brauchbare Lösungen: Ferienwohnung statt Hotel oder Familienhotels mit Kinderbetreuung und am besten Urlaub mit Freunden, die ebenfalls Kinder haben, denn die beschäftigen sich dann miteinander. Wir haben das Glück, dass Lottchens Tante ein Häuschen am Meer hat und es da auch noch zwei größere Cousinen gibt, die gern mit ihr spielen. Oft kommen noch die Großeltern und andere Verwandte zu Besuch, sodass Lottchen etwa beim Frühstück oder Abendessen von einem Schoß auf den andern klettert, dabei immer was Leckeres zum Essen bekommt. Wenn sich jeder nur eine viertel Stunde mit ihr beschäftigt, ist sie bei zehn Leuten gut zwei Stunden unterwegs, bevor sie wieder bei mir oder meiner Frau landet. 

Dennoch nimmt mich Lottchen natürlich in diesen Wochen mehr in Beschlag als sonst. Sie hat eine unbändige Energie und überhaupt kein Verständnis dafür, warum Papa in Ruhe unter einem Sonnenschirm ein Buch lesen will. Stundenlang!? Ihrer psychologisch ausgefeilten Taktik habe ich allerdings nur wenig entgegenzusetzen. Erst nervt sie, ich müsse die Sandburg unbedingt mitbauen. In diesem Frühstadium leiste ich noch Widerstand. „Fang schon mal an“, zögere ich das Unvermeidliche hinaus. Dann appelliert sie an meine väterliche Kompetenz: „Wieso hält der Turm nicht?“ Da werde ich schon weich, und schließlich lässt sie ihren Kleinmädchencharme spielen, lächelt mich süß an und hievt mich mit sanfter Erpressung aus der Strandliege: „Wenn du mitspielst, gehe ich heute Abend ganz brav ins Bett.“ Ich weiß zwar, dass sie sich später nicht mehr an diese übertriebenen Versprechungen erinnern wird, aber da sitze ich schon im feuchten Ufersand und buddele mit der Schaufel einen Wassergraben. 

Unbezahlbar sind auch die väterlichen Erlebnisse am Meer. Ich bringe Lottchen das Schwimmen bei, wir suchen gemeinsam in den Pfützen auf dem Heimweg nach Kaulquappen, wir pflücken Feigen und beobachten Eidechsen, wie sie Fliegen fangen. Es gibt auch große Herausforderungen, zuletzt eine riesige Hüpfburg auf dem Meer. In einem unüberlegten Moment ließ ich mich von Lottchens Cousinen überreden, da mitzulaufen. Der Parcours war mörderisch. Erst kletterte ich an einem Seil auf einen drei Meter hohen glitschigen Plastikturm. Während die Kinder um mich herum leichtfüßig über einen Gummibalken zum nächsten Turm balancierten, rutschte ich ab und stürzte ins Meer. Wieder oben ging es weiter, bei jedem Hindernis planschte ich tollpatschig ins Wasser. Meine Frau meinte, sie habe sich selten so göttlich amüsiert, wie bei meiner Hüpfburg-Performance. Manche Ferienerlebnisse sind eben einfach unvergesslich. 

Gleich weiterlesen

Und sonst noch?