Der ADAC hat jüngst wieder 20 Kindersitze in allen Größen auf Sicherheit, Bedienung, Ergonomie und Schadstoffgehalt getestet. Das Ergebnis: Elf der untersuchten Sitze erreichen das ADAC Urteil “gut”, acht Modelle erhalten ein “befriedigend”. Und wegen zu hoher Schadstoffbelastung wird ein Sitz als „Mangelhaft“ eingestuft – und fällt durch …
Zweimal jährlich testet der Automobilverein ADAC jeweils rund ein knappes Dutzend Kindersitze. Die erfolgt im Verbund mit weiteren Verbraucherorganisationen und die Ergebnisse werden europaweit von den jeweiligen nationalen Verbraucherverbänden genutzt und dienen dem Handel wie Eltern zur Orientierung.
Denn: Autositze sind Sicherheitsprodukte, deren Schutzwirkung vom einzelnen nicht überprüfbar ist. Dabei sind alle im Handel erhältlichen Produkte – zumindest soweit sie im europäischen stationären Handel angeboten werden – nach den hiesig geltenden Normen zugelassen worden.
Ein Test durch den ADAC geht dabei über die Zulassungsgrenzen hinweg und berücksichtigt im Gesamtergebnis nicht nur Crashtest-Messungen, sondern auch die Bedienung durch den Verbraucher. Auch werden Schadstoffnachweise getätigt, die ebenfalls teilweise unterhalb gesetzlicher Grenzwerte liegen.
Und dass immer wieder Sitze durchfallen, belegt, wie wichtig die ADAC-Tests sind. Dabei sind die aktuellen Ergebnisse aus dem Oktober 2022 sehr positiv, da die meisten Produkte gute bis befriedigende Werte aufweisen. Doch von einem Produkt vom spanischen Anbieter Jané raten die Tester konkret ab.
Dabei spielen Produkte der Marke “Jané” (sic!) aus dem gleichnamigen Haus im deutschsprachigen Raum kaum eine Rolle. Das Unternehmen ist hier vor allem mit der Marke Concord präsent.
Konkret fanden im Bezugsstoff der Babyschale “Koos i-Size R1 + iPlatform Comfy” von Jané die ADAC-Tester Naphthalin und das Flammschutzmittel TCPP, die beide im Verdacht stehen, krebserregend zu wirken. Aus diesem Grund rät der ADAC vom Kauf dieses Sitzes ab.
Die übrigen 19 Modelle des aktuellen Tests übertreffen die gesetzlichen Vorschriften jedoch zum Teil deutlich. Sie sind daher empfehlenswert oder sogar sehr empfehlenswert.
Spitzenreiter ist der “BugabooTurtle Air + Turtle Air Wingbase” von Bugaboo, eine sehr sichere Babyschale mit Isofix-Basis, auf der sich der Sitz einfach und stabil montieren lässt.
In der Kategorie Kleinkinder heißt der Sieger “Curie” von Swandoo und für größere Kinder ist der “Kidfix i-Size” von Britax Römer der beste Sitz. Das wird den kleinen Anbieter aus Fernost mit Dependance in Wien freuen, da er im Mai 2021 mit dem Modell “Marie 2” durchgefallen war. Doch schon im Oktober 2021 schob man die “Marie 3” nach und konnte eine Gesamtnote von “2,4” erzielen, über die “Curie” mit 1,9 noch einmal hinaufklimmt.
Dass der ADAC Kindersitztest von den Herstellern ernst genommen wird, zeigt sich auch darin, dass zwei Hersteller auf schlechte Beurteilungen in vergangenen Tests reagiert haben und ihre Produkte überarbeiteten.
Dabei bestätigt die aktuelle Untersuchung die Verbesserungen: Die Babyschale “Kiros i-Size” von Chicco hat bei Crashversuchen im Frühjahr 2021 von seiner Isofix-Station „Kiros i-Size Base“ gelöst. Das Nachfolgemodell „Chicco Kiros Evo i-Size + Kiros Evo i-Size Base” besteht den Verbraucherschutztest und bietet dem Kind nun einen guten Schutz beim Unfall.
Und im Bezugsstoff des im Frühjahr 2022 getesteten “Antoon RWF“ von Lionelo wurden die Flammschutzmittel TDCP und TCPP gefunden. Das jetzt getestete Nachfolgemodell „Lionelo Antoon Plus“ ist nicht mit Schadstoffen belastet.
Die jeweiligen Hersteller bieten einen kostenlosen Austausch des „Kiros i-Size + Kiros i-Size Base” (Chicco) beziehungsweise des Bezugsstoffes vom „Antoon RWF“ (Lionelo) an.
Vor dem Kauf eines Kindersitzes sollten sich Eltern über das Angebot informieren, dabei helfen die Ergebnisse der ADAC Kindersitztests. Die Ergebnisse seit 2020 sind direkt mit den aktuellen Ergebnissen vergleichbar, alle seit 2015 sehr gut, gut und befriedigend bewerteten Sitze können immer noch empfohlen werden.
Der ADAC empfiehlt zusätzlich, sich in einem Fachgeschäft beraten zu lassen, denn Bedienungsfehler durch den Verbraucher können die Schutzwirkung des Kindersitzes beim Unfall erheblich reduzieren. Ein Fachhändler erläutert direkt vor Ort und am präferierten Modell, wie sich dieses sicher einbauen- überprüfen und nutzen lässt.
Zu empfehlen ist, dazu das eigene Fahrzeug – und das betreffende Kind – mit zum Fachgeschäft mitzunehmen. So können in Frage kommende Produkte vor dem Kauf im Pkw ausprobiert werden.