Vom 3. bis zum 5. September 2024 ist es wieder soweit: Die Kind + Jugend öffnet zur 2024er-Ausgabe ihr Pforten. Zwei Wochen vor dem Start verzeichnete das digitale Ausstellerverzeichnis knapp über 850 Aussteller, Nachmeldungen und Gemeinschaftsstände werden das Feld noch etwas füllen. Aber ob es am Ende bereits die vom Veranstalter propagierten 1.000 Unternehmen sein werden, muss sich noch zeigen. So langsam schließt die Veranstaltung an frühere Zeiten an, doch die Lage ist durchaus noch wackelig …
Ein lange Zeit verlässliches Signal, ob die Besucher aus aller Welt wieder in großen Scharen in die Hallen strömen werden, ließ sich an den Hotelpreisen der Stadt ablesen. Denn obgleich die Hotellerie seit Corona kräftig an der Preisschraube dreht, bestimmt am Ende die Nachfrage die in der Branche übliche dynamische Preissetzung.
Vor Corona waren Monate vor der Veranstaltung die Hotels ausgebucht und die Preise stiegen auf mehrere Hundert Euro pro Tag für kurzzeitig noch verfügbare für Übernachtungsgelegenheiten. Zwei Wochen vor der diesjährigen Kind + Jugend waren die Preise nach einer mittleren erhöhten Preislage wieder deutlich gefallen. So waren noch kurzfristig Nächte für alle Tage in der Stadt oder gar in Messenähe für wenige Hundert Euro buchbar.
Die gute Nachricht: Die Messe zu besuchen, ist in 2024 keine Frage des Geldbeutels! Zugleich wirft es die Frage auf, wie gut, wie stark, wie sehr “wie früher” das Event wird.
Also, die Messe vertraut darauf, dass es knapp 1.000 Aussteller werden könnten. Aus bis zu 45 Länder werden diese kommen. Und vielleicht werden es wieder die im letzten Jahr kolportierten 10.000 Besucher.
Konkret heißt das, Stand zwei Wochen vor der Messe, dass von 893 zählbaren Ausstellern etwas mehr als 100 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen. 111 kommen aus Zentraleuropa, 52 aus den Benelux-Staaten und 29 aus Skandinavien. Aus Osteuropa kommen 27 und aus den USA, Kanada und Australien (“relevante ROW-Staaten”) 123.
Und knapp etwas mehr als die Hälfte stammt aus Asien, vornehmlich China, woher vorwiegend Hersteller kommen. Aus Europa kommen gerade mal noch 323 Aussteller und rechnet man jene heraus, die mangels Relevanz, Größe oder als Start-up nicht zum “Hauptauftrieb” für einen Einkäufer zählen, dann, ja, dann ist da noch deutlich Luft nach oben.
Doch bleiben wir positiv und folgen der Diktion der Messeverlautbarung, der einzigen, die uns in den vergangenen Monaten und dabei auf das zu erwartende Messegeschehen eingeht. Dort heißt es: “Bekannte Marken, aufstrebende Newcomer und Hidden Champions aus allen Teilen der Welt präsentieren dem internationalen Fachhandel gegliedert in sieben Segmente Neuheiten und Bestseller für Baby, Kleinkind und deren Eltern.”
Und für Jörg Schmale, dem Director der Kind + Jugend, steht fest: „Wenige Wochen vor der Messe stehen alle Zeichen auf Erfolg. Wir sind mit der aktuellen Ausstellerbeteiligung sehr zufrieden und freuen uns, dass wir mit Artsana (“Chicco”), Cybex, Done by Deer, Jané, Luvion oder Puky einige namhafte Marken wieder bei uns begrüßen dürfen. Ihre Rückkehr zeigt unter anderem, dass die Kind + Jugend die wichtigste Business- und Networking-Plattform der Branche ist und bleibt. Keine andere Veranstaltung bietet dem Fachhandel einen vergleichbaren Überblick über die aktuellen Trends und Innovationen – an einem Ort, zu einem Zeitpunkt.”
Neue Messetage, aber arg eng am Ende der Sommerferien
Erstmals wird die Messe in diesem Jahr in die Woche verlegt und findet von Dienstag bis Donnerstag statt. Statt wie in früheren Jahren an vier Tagen, seit 2021 nur noch an drei, und statt mit einem erst noch ganzen Wochenende und bis zum letzten Jahr zumindest einem Samstag, rückt die Veranstaltung nicht nur in die Woche, sondern startet auch noch bereits an einem Dienstag.
Für größere Aussteller bedeutet das, Aufbau bereits am Wochenende, für kleinere, dass der LKW-freie Sonntag irgendwie ungelegen liegt – und für uns als Fachverlag, dass wir nicht mehr am Montag drucken können, sondern schon in der Woche davor die Seiten schließen müssen – was arg eng an den bei vielen noch auslaufenden Ferienzeiten liegt und der Materiallage wenig förderlich ist.
Aber: “Der Handel” will es so. Man reagiere, so die Messe, auf die Bedürfnisse des Handels. Ganz sicher scheint man sich aber nicht zu sein, denn Schmale gibt sich vorsichtig: „Ich bin gespannt, wie die neue Tagefolge von den Beteiligten angenommen wird.”
Innovation Award
Mit dem Innovation Award werden auch in 2024 Produktneuheiten in acht Kategorien prämiert. Der Preis genießt bei Aussteller und Fachpublikum eine hohe Anerkennung und sorgt so manches Mal für einen Push des Erfolgs der ausgezeichneten Produkte.
In 2024 gingen 116 Bewerbungen aus 22 Ländern ein. Eine internationale, unabhängige Fachjury entscheidet über die Nominierungen und kürt die Gewinner im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung am ersten Messetag um 11 Uhr auf dem “Trend Forum”.
Zudem werden alle nominierten und prämierten Produkte während der Messe in einer Schau ausgestellt.
Erstmals werden dort auch die Gewinnerprodukte des Innovation Awards der Kind + Jugend ASEAN in Bangkok und des Pueri Trends Awards der FIT 0/16 und Pueri Expo in São Paulo in Form einer Bildergalerie präsentiert.
Das weitere Veranstaltungsprogramm ist auf der Messewebsite verfügbar.
Neue Sonderflächen
Akzente für den Fachhandel will die Messe mit in diesem Jahr neuen Sonderflächen setzen. So gibt es einen “Neuheiten-Parcours”. Er zeigt Produkte, die nicht länger als ein Jahr auf dem Markt sind und auf der vergangenen Kind + Jugend noch nicht zu sehen waren. Es könnte einen kompakten Überblick über die Produktneuheiten der Messe leisten.
Zum anderen gibt es eine “Networking-Zone”, die mehr Raum und Gelegenheit für persönlichen Austausch und Geschäftsabschlüsse schafft.
Zu den bereits bekannten Sonderflächen gehört der Bereich der “Young Innovators”. Hier stellen Unternehmen aus Deutschland aus, die noch keine zehn Jahre am Markt sind.
Durch das gleichnamige Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) haben diese Aussteller die Möglichkeit, sich auf der Kind + Jugend einem internationalen Fachpublikum zu präsentieren und diesem ihre Produkte vorzustellen.
In der “Start-up Area” präsentieren sich junge Unternehmen aus aller Welt, die sich noch in einer frühen Entwicklungsphase befinden.
Beide Sonderflächen waren bereits einige Monate vor Messestart ausgebucht.
Wo Licht ist, ist auch Schatten
Viele Flächen, Sonderschauen und Programm! Eine Fläche aber spart man sich bei der Messe erneut und bewusst ein: die Mediencorner.
Einst eine zentrale Anlaufstelle für alle Besucher, um sich – übrigens auch für die Messe – kostenfrei mit Exemplaren einer Reihe an internationalen Branchentiteln einzudecken.
Diese Meinungs- und Leistungschau der Branchenpresse war für Aussteller und Fachbesucher ein Service, der der Messe nicht viel mehr abverlangte, als eine adrette Magazinwand bereitzustellen.
Schade, sagen wir mal im eigenen Interesse. Denn dass mit den Mitteln der sogenannten, obligatorischen Medienpauschale von 1.295 Euro, die jeder Hauptaussteller zahlen muss, und rund eine Million Euro in die Kassen der Messen spült, dieser Service für Besucher und dieser Raum für Medien, die vor, von und über die Messe berichten und den Standort medienseitig stärken, nicht abdeckbar ist, ist – ja, was? Schreiben Sie doch uns gern einmal Ihre Meinung dazu.
Dennoch und trotz allem gibt es natürlich auch wieder in diesem Jahr unsere Ausgabe zur Messe. Abonnenten bekommen diese druckfrisch ins Haus – und wer Glück hat, auch auf der Messe.