Waschmittel, WIndeln oder Wattepads: Bestell-Buttons erleichtern den Online-EInkauf von Artikeln, die täglich griffbereit sein müssen.
Bereits alle 30 Sekunden wird irgendwo in Amerika auf einen sogenannten „Dash Button“ des Versandhändlers Amazon gedrückt. Per WLAN wird dadurch ein voreingestelltes Produkt bestellt und umgehend ausgeliefert. Amazon hat diese Idee eingeführt und will damit den Umsatz ankurbeln, Markentreue erzeugen und Daten über Verbrauchergewohnheiten sammeln. „Connected Commerce“ heißt das passende Zauberwort.
Mit seinen Dash Buttons rückt Amazon verstärkt Güter des täglichen Bedarfs in den Fokus, also Verbrauchsgüter wie Zahnpasta, Rasierklingen oder Tiernahrung, die regelmäßig und in kurzen Abständen ersetzt werden müssen. Nach Unternehmensangaben machen die Bestellungen per Knopfdruck in den USA bereits einen signifikanten Anteil an den gesamten Verkäufen aus. Besonders gefragt seien Haushaltsartikel aus Papier, Waschmittel und Getränke.
Seit gut einem halben Jahr sind die kleinen Knöpfe auch hierzulande erhältlich. 32 Markenartikel können derzeit bestellt werden. Für jede Marke benötigt der Kunde einen separaten Dash Button, der etwa so groß ist wie ein Autoschlüssel und per Klebestreifen oder Haken an allen Oberflächen befestigt werden kann. Am besten genau dort, wo er benötigt wird: Der Button für Waschmittel an der Waschmaschine, der für die Zahnpasta am Badezimmerspiegel.
Drück-and-Buy
Im Inneren des Kunststoffgehäuses befindet sich ein WLAN-Chip. Einmal mit dem Amazon-Kundenkonto und dem hauseigenen WLAN verbunden, können Produkte somit per Knopfdruck bestellt werden. Die Daten werden verschlüsselt übermittelt. Eine LED-Anzeige signalisiert, ob die Bestellung erfolgreich war. Zudem erhält der Kunde eine Bestätigungs-E-Mail. Die Gefahr, dass durch versehentliches Doppelklicken oder spielende Kinder mehr bestellt wird als gewollt, besteht nicht. Amazon nimmt jeweils nur eine Bestellung entgegen. Die nächste wird erst nach deren Auslieferung akzeptiert. Der Preis von knapp 5 Euro wird mit dem ersten Einkauf verrechnet.
Trotz oder gerade wegen des Komforts und der Schnelligkeit der Kaufknöpfe sind Verbraucherschützer kritisch. Die aktuellen Preise sind nicht unmittelbar bei der Bestellung sichtbar. Wer auf den Button drücke, sehe nicht, ob sich der Preis mittlerweile verändert hat. Bei Kaufverträgen sei aber der Preis ein zentrales Element – und der werde bei vielen Online-Händlern teils im Stundentakt verändert, bemängelt der Bundesverband der Verbraucherzentralen. Außerdem laufe ein Kunde Gefahr, bei mehreren Dash Buttons im Haushalt die Übersicht zu verlieren und mehr Geld auszugeben als er eigentlich möchte.
Innovation im Handel
E-Commerce-Experten sind dagegen von der Idee fasziniert: „Im Kern ist es schon eine kleine Revolution, da der stationäre Handel umgangen wird und Marken von der Verbrauchsstelle zu Hause direkt mit dem Online-Shop verbunden werden“, sagt Ronald Focken, Geschäftsführer der Münchner Agenturgruppe Serviceplan, in einem Interview mit der Fachzeitung Horizont. „Das ist ein weiteres Projekt, welches klar aufzeigt, wie dramatisch sich in den nächsten Jahren die Handelsstrukturen durch E-Commerce verändern werden.“
Inzwischen finden sich erste Nachahmer der Button-Technik am Markt. Bob ist die freundliche Abkürzung für den Bestell-Button des Schweizer Versandhändlers Brack.ch. „Es ist das Resultat unserer Überlegungen, wie wir unseren Kunden einen noch einfacheren und dabei kundenfreundlichen Bestellweg mit hohem Nutzen im Alltag bieten können“, sagt Philipp Maurer von der Brack.ch AG. Im Gegensatz zum Dash Button kann Bob für bis zu vier unterschiedliche Produkte aus dem gesamten Sortiment des Online-Shops programmiert werden. Bob kann via Micro-USB-Schnittstelle aufgeladen werden. Der Schweizer Knopf kostet knapp 30 Franken, Teilnehmer am Bonusprogramm bekommen ihn gratis.
Bis sich die Bestell-Buttons in der breiten Masse durchsetzen, wird es noch einige Zeit dauern, meinen E-Commerce-Experten. An die Möglichkeit, niedrigpreisige Artikel des täglichen Bedarfs online zu bestellen, müsse man sich erst gewöhnen.
Das E-Business-Unternehmen Braintags hat Amazons Idee zum Vorbild genommen und den „Rebutton“ entwickelt. Dank einer offenen Plattform kann er in jedes Shop-System integriert werden. Auch kleinere Händler haben so die Möglichkeit, ihren Kunden einen individuellen Bestell-Button inklusive Firmenlogo zur Verfügung zu stellen. Ob dabei nur ein Produkt oder eine ganze Einkaufsliste hinterlegt ist, bleibt dem Kunden überlassen. Genau wie bei Dash Button und Bob kann der Rebutton im Haushalt oder Büro angebracht werden. Oder man installiert die Rebutton-App auf dem Smartphone und sammelt auf einer zentralen Oberfläche Produkte aus verschiedenen Webshops, die man regelmäßig nachbestellt.
So könnten Familien bald noch einfacher mit Windeln, Feuchttüchern, Babypflege oder Milchpulver versorgt werden. Vorstellbar wären auch Babykleiderpakete. Ist das Kind aus den Klamotten rausgewachsen, kommt auf Knopfdruck die Grundausstattung in der nächsten Größe. (bs)