Die weltweite Verflechtung im Bereich der Modeindustrie ist schon seit Jahrzehnten derart umfassend, dass sie als selbstverständlich empfunden wird. Und wer die Nachrichten aus der Textilindustrie verfolgt, dem sind die ständigen Meldungen von Übernahmen geläufig.
Als aber vor wenigen Wochen die Kidiliz Group mitteilte, sie werde komplett an eine chinesische Unternehmensgruppe verkauft, war das Erstaunen doch sehr groß. Bislang geriet die Kinderbekleidungsbranche kaum als Austragungsort bedeutsamer Übernahmen ins Rampenlicht. Selbst die größeren Unternehmen sind hier im Vergleich zu anderen Industrien eher klein. Dabei setzt die Branche Milliarden um. Allerdings verteilen sich die Geldströme derart auf vertikale Anbieter, Discounter, Warenhäuser und den inhabergeführten Fachhandel, dass sich das Branchensegment nur in den Berichten des Statistischen Bundesamts als Einheit zeigt, während es realiter in unabhängige Einzelkosmen zerfällt.
Gerade eine Handvoll deutscher Kinderbekleidungsspezialisten unternimmt nennenswerte Anstrengungen, signifikante Umsätze durch Exporttätigkeit anzustreben. Und eine der wenigen Gruppen, die sich einigermaßen als ambitionierter Akteur geriert, gerät bereits bei den Grundpflichten eines Fabrikanten wie der Qualitäts- und Liefertreue nach Aussagen vieler Kunden an die Belastungsgrenze.
Selbst für die Big Player in der Kids-Arena, also für jene Häuser und Marken, die in den Kaufhäusern die Flächen bespielen und die größten Umsätze jenseits der Vertikalen und Discounter einfahren, ist hierzulande ein beherztes Arrondieren keine Option. Vielmehr werden immer mehr Junior-Kollektionen in Lizenz vergeben. Doch während die Spezialisten durch ihre Kenntnisse der kinderspezifischen Produktion Passform, Komfort und Funktionalität optimal bedienen, hat keiner von ihnen die Power der großen Marken, ins Marketing zu investieren.
Und nun also verschmelzen knapp 430 Millionen Euro französischen Umsatzes mit dem eines chinesischen, in der westlichen Welt nahezu unbekannten Giganten zum weltweit zweitgrößten Pure-Player in der Kindermode. Rémy Baume, der CEO der Kidiliz Group, versicherte im Gespräch mit Childhood Business, die neuen Eigentümer seien smart. Der Merger verbinde die einmalige Kultur seines Hauses mit der Kraft der Han-Chinesen. So werde Kidiliz auch in Deutschland stärker wachsen.
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