Seine Produkte versteht C. Kreul auch als Lernspielzeug und setzt auf Special Effects sowie Storytelling.
Childhood Business: Als traditionelle Farbenfabrik konzentrieren Sie sich auf Künstler, Kreative und auch Kinder. Graut Ihnen nicht davor, dass künftig alle nur noch auf dem iPad kritzeln?
Dr. Florian Hawranek: Das iPad wird es geben und ist nicht zu verteufeln. Wir sehen uns als Pendant oder Gegenpol. Eben etwas, mit dem man sich ausdrücken kann. Selbst Designer greifen für Konzepte oft erst zum Stift. Unsere Konkurrenz sind eher Ballett oder Fußball und eine echte Herausforderung sind Eltern, die den Sinn des Malens infrage stellen.
CB: Und mit welchen Argumenten überzeugen Sie diese?
FH: Wir verstehen unsere Produkte auch als Lernspielzeuge. Mit ihnen können Kinder multisensorisch sehen, riechen, fühlen, schmecken und sogar hören. Bei uns muss die Farbe schmatzen. Kooperierende Kindergärten berichten, wie Kinder beim Malen aufblühen und ihre Persönlichkeit entwickeln. Selbst sprachlich und logisch-mathematisch lässt sich die Welt durch das Spiel mit Farben besser verstehen. Eltern wiederum holen wir mit dem vorteilhaften Gebrauch ab. Unsere Farbe ist auswaschbar, dermatologisch getestet, paraben-, gluten- und laktosefrei sowie vegan.
CB: Ihr Firmengründer war nicht nur Künstler, sondern auch Erfinder einer eigens entwickelten Farbreibemaschine, die Künstlerfarben maschinell herstellte. Wie beweisen Sie Erfindergeist im digitalen Zeitalter?
FH: Zum Beispiel, indem wir unsere Funkel-Fingerfarbe für die Altersklasse ab zwei Jahren entwickelt haben. Die schimmert und glitzert für jegliche Special Effects herrlich metallisch. So wird ein einfaches Stück Pappe zum strahlenden Ritterschild. In der Vermarktung inszenieren wir um unsere Produkte herum märchenhafte Geschichten. Ähnliches gilt für die Verzierlinge für Kinder ab vier Jahren, die schon mit dem Pinsel malen.
CB: Im 19. Jahrhundert gegründet, existiert Kreul inhabergeführt nun seit 180 Jahren. Wie sind Sie als Unternehmen im 21. Jahrhundert aufgestellt?
FH: Wir vereinen alles am Standort in Hallerndorf – das reicht vom hauseigenen Entwicklungslabor über das Kreativstudio für Tests bis hin zur Produktion und Abfüllung. Hier beschäftigen wir 100 Mitarbeiter. Im reinen B2B-Geschäft sind für uns weltweit Händler tätig. Unser Kernmarkt ist aber DACH. Hierzulande wird die Qualität der Marke „Made in Germany“ im Bereich Farben noch mal ganz anders wahrgenommen.