„Der deutsche Markt: einer der größten, aber auch preis­aggressivsten weltweit“

Mit dem Bundesverband Deutscher Kinderausstattungs-Hersteller (BDKH) wurde 2013 eine Interessenvertretung für die Babybranche gegründet. Anlässlich der Branchenmesse im September befragte Childhood Business den Vorstand zur Entwicklung der Initiative.

Alessandro G. Zanini ist Vorstandsvorsitzender des BDKH und bei Britax Römer als Sales Director Central Europe & Italy tätig. Derzeit hat der BDKH elf ordentliche Mitglieder. Jüngst stießen Ergobaby sowie Babywelt hinzu und die Koelnmesse ist Fördermitglied.

Childhood Business: Wie schätzt der Verband die allgemeine Branchenentwicklung ein, sowohl auf Seiten der Hersteller als auch des Handels?

Die Entwicklungen haben sich in den letzten Jahren beschleunigt. Auch in unserer Branche wird dieser Wandel natürlich durch die Digitalisierung getrieben, die das Verhalten unserer Konsumenten signifikant verändert hat und in den kommenden Jahren weiter ändern wird. Damit Schritt zu halten, erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Innovation in allen Bereichen. E-Commerce als Handelsform hat die Welt verändert. Die klassische, eindimensionale Rollenverteilung  von der Industrie an den Handel und von dort zum Konsumenten funktioniert nicht mehr. Die Vertriebs- und Kommunikationskanäle verschmelzen miteinander. Die Industrie muss zusammen mit dem Handel funktionierende Konzepte entwickeln, um den Ansprüchen der Konsumenten von heute und morgen gerecht zu werden. Gerade um diese immer schnelleren Entwicklungen zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen, um am Ball zu bleiben, ist der intensive Austausch mit anderen Marktteilnehmern wichtig. Der BDKH kann hierbei mit seinem Netzwerk eine wichtige Rolle spielen

CB: Wo ist der BDKH noch aktiv?

Der BDKH wird im DIN-Normenausschuss vertreten sein und dafür sorgen, dass unsere Mitglieder näher an den Entwicklungen dran sind.

CB: Wie schätzen Sie die Entwicklung der Messe aktuell ein?

Die Kind + Jugend ist die globale Leitmesse unserer Industrie. Gerade die Globalisierung hat die Veranstaltung weiter gestärkt. Die Internationalisierung ist der Wachstumstreiber – deshalb nun das neue Hallenkonzept mit mehr Fläche. Das Wachstum birgt aber auch Risiken: Beispielsweise hat sich auch durch andere, gleichzeitig stattfindende Messen die Übernachtungssituation deutlich verschlechtert – sowohl in Bezug auf die Verfügbarkeit von Zimmern wie auch deren Preisentwicklung. Es darf nicht dazu kommen, dass potenzielle Besucher ihre Teilnahme deswegen in Frage stellen. Wir haben das Thema vor einiger Zeit bereits mit der Koelnmesse besprochen und sie arbeitet an Lösungen.

Michael Neumann ist nicht nur stellvertretender Vorstandsvorsitzender des BDKH, sondern zugleich auch Managing Director Northern Europe bei Dorel.

CB: Der deutsche Handel gilt ­als wenig innovativ und zugleich saturiert. Was sind die zentralen Stellschrauben, die der Handel in den kommenden Jahren meistern muss? 

Der deutsche Markt ist einer der größten, aber auch preisaggressivsten weltweit. Die erwähnten Veränderungen haben zu einem massiven Verdrängungswettbewerb geführt und der Handel muss mit niedrigeren Margen zurechtkommen als in der Vergangenheit. Das ist schwierig. Und wir sind sicher, dass wir in den nächsten Jahren eine weitere Konsolidierung auf beiden Seiten sehen werden. Es gibt aber durchaus eine große Anzahl von Händlern, die offen sind für neue Produkte und Konzepte und die mit ihrer stationären Präsenz erfolgreich sind, weil sie es schaffen, dem Kunden mehr zu bieten als den tiefsten Preis und schnellen Versand.

CB: Welche Rolle spielt für Hersteller die direkte Kommunikation mit Influencern und Verbrauchern? 

Direkter Kontakt mit den Konsumenten ist für die Industrie enorm wichtig, um zu erfahren, was von uns, also unseren Marken und unseren Produkten, erwartet wird. Um in der heutigen Zeit Vertrauen zu schaffen, sind in der Babyausstattung Blogger und Influencer selbstverständlich sehr wichtig. Konsumenten vertrauen der Community mehr als der Industrie, wenn sie sich eine Meinung über eine Marke oder ein Produkt bilden.

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