Im Gespräch mit Childhood Business berichten die Chef-Designerinnen Isabell Weber und Lia Wamser von Weise Fashion über die Herausforderungen der Branche für festive Kindermode – und worauf es in diesem Sektor wirklich ankommt.
Die Designerin Isabell Weber ist das Gesicht hinter der Kommunionskleider-Linie BianCorella und seit fünf Jahren auch der hochwertigeren Linie Weise. Weber wechselte nach der Auflösung des elterlichen Betriebes Hübner zur Firma Weise, wo sie mit der Entwicklung einer neuen Marke für Kommunions-Fashion beauftragt wurde. 15 Jahre danach hat sich BianCorella neben Weise hierzulande zu einer der wichtigsten Linien dieser Art entwickelt. Lia Wamser, Designerin der Jungenlinie Weise Junior und von Weise Mädelz für Mädchen im Teenageralter, ist als gelernte Schneiderin und Diplom-Ingenieurin für Bekleidungstechnik seit 2007 bei Weise Fashion. Bald darauf nahm sie die Anregungen des Außendienstes auf und konzipierte eine neue Linie. Gewünscht wurde Fashion, die Mädchen im jugendlichen Alter zwischen 13 und 15 Jahren anspricht, für Anlässe wie Konfirmation, Tanzstunde oder Abschlussball. Zu den kommenden Messen präsentiert Wamser bereits ihre sieben Mädelz-Kollektion und die zweite Junior-Linie in eigener Regie.
Childhood Business: Was sind die Herausforderungen für Sie als Designerinnen von festiver Mode?
Isabell Weber: Der Markt für Kommunionskleider und die entsprechende Stoffauswahl waren früher wesentlich größer. Es ist wirklich schwer, schöne Stoffe zu finden, bei denen wir die Mindestabnahme erfüllen. Die Abnehmer in Deutschland für reinweiße Stoffe sind mit den wenigen Kommunionskleider- und Brautmodenherstellern sehr überschaubar. Einige meiner Stoffe lasse ich mir daher extra fertigen, wie auch für die aktuelle Kollektion, hier haben wir einen für uns produzierten Ausbrenner, spezielle Blüten und Stickereien mit Pailletten.
CB: Frau Wamser, ist es für die Mädelz- und Junior-Kollektionen ebenso schwer, passende Stoffe zu finden?
Lia Wamser: Nein, eigentlich nicht, denn die Stoffe, die für mich relevant sind, kommen aus der HAKA oder der DOB. Die Stoffe, die Frau Weber für ihre Kommunionskleider braucht, sind leider Nischenprodukte. Meine größte Herausforderung ist es vielmehr, die richtige Balance zu finden. Gerade bei den Teenager-Mädchen ist das eine wirkliche Gratwanderung. In dem Alter sind sie keine kleinen Mädchen mehr, aber eben auch noch keine Frauen. Also weder Fisch noch Fleisch. Es darf weder zu brav, noch darf es zu sexy sein. Bei den Jungen liegt die Schwierigkeit wiederum in den begrenzten Designmöglichkeiten. Experimentieren und spielen können wir hier nur bei den Taschen- sowie Reversformen, dem Rückenschlitz und dem Stoff.
CB: Müssen Sie die wirtschaftliche Komponente berücksichtigen?
LW: Auf jeden Fall, wir müssen vorab alles genauestens kalkulieren. Insbesondere im Jugendbereich haben wir einige Mitbewerber aus der Alltagsmode wie H&M oder Esprit dazubekommen, da ist es wichtig, konkurrenzfähig zu bleiben. Gleichzeitig müssen wir aber auch darauf achten, die Qualität zu wahren, für die wir stehen. Wir fangen bei Mädelz mit einfachen Kleidern für 89 Euro im Verkauf an und unser absolutes Maximum in einer höherwertigen Stoffqualität liegt bei 179 Euro.
CB: Wie sieht es mit der Konkurrenz bei Kommunionsbekleidung aus?
Isabell Weber: In der Kommunionsmode, man mag es kaum glauben, ist die größte Konkurrenz der Secondhandmarkt. Hier hilft nur, sich stetig weiterzuentwickeln, raus zu gehen, um Feedback und neuen Input zu sammeln.
CB: Was genau inspiriert Sie?
IW: Die Inspiration für die Kollektionsentwicklung setzt sich aus vielen Komponenten zusammen. Ich suche mir meine Impulse überall. Ob auf Stoffmessen, der festiven Jugendmode der älteren Geschwister oder auf der Kindermodemesse Pitti Immagine Bimbo in Florenz. Außerdem ist für mich unglaublich wichtig, nah an unseren Endverbrauchern dran zu sein und zu sehen, was diese tatsächlich wollen. Deshalb bin ich auf den umliegenden Kommunionsmessen oder gehe direkt in den Verkauf großer Häuser. Vor ein paar Jahren haben wir auf Wunsch des Handels Hosenanzüge entwickelt für Mädchen, die sonst keine Kleider tragen. Am Ende hat sich aber gezeigt, dass sich die Mädchen in dem Alleingang-Outfit nicht wohlgefühlt haben.
CB: Welche Erfahrungen machen Sie im Verkauf auf der Fläche?
IW: Mädchen sind von der Masse an Kleidern und den Eindrücken oft überfordert. Viele Mädchen bevorzugen schlichte Kleider mit besonderen Details, andere wählen aber auch die Tüllbomber, wie ich sie nenne. Jedes Mädchen ist da anders und daher ist auch der Geschmack verschieden. Deshalb versuchen wir, für alle etwas Passendes dabei zu haben.
CB: Was zeichnet das Unternehmen Weise Fashion aus?
LW: Weise steht für Qualität, genau das wissen und schätzen unsere Kunden auch an uns. Preislich liegen wir zwar etwas über unseren Mitbewerbern, dafür kreieren wir unsere Designs selbst und fertigen in Europa. Festive Mode auf diesem Niveau kann sich auch nicht jeder leisten. Dadurch, dass wir in Europa und nicht in China oder Indien produzieren, können wir unseren Kunden einen herausragenden Service mit kurzer Reaktionszeit anbieten. Dazu gehören unter anderem unser Reklamationsservice und unser Lagerbestand, der die Möglichkeit zum Nachordern bietet.
CB: Tragen Sie nicht ein großes Risiko, im Voraus zu produzieren?
LW: Ja durchaus, aber wir sehen das vielmehr als einen Service für unsere Kunden. Entschieden wird über unseren Lagerbestand erst nach den Messen, wenn absehbar ist, welche Mengen benötigt werden. Abgesehen davon können wir innerhalb von vier Wochen nachproduzieren und liefern.
CB: Gibt es Dinge, die Sie in der laufenden Produktion zu beachten haben?
IW: Ja, denn die Farbe Weiß verzeiht nichts. Hier muss wirklich steril gearbeitet werden. Wir müssen bei den Betrieben, mit denen wir zusammenarbeiten, genauestens auf die Sauberkeit achten. Die Maschinen müssen in tadellosem Zustand sein, die Fadenspannung muss stimmen und sie dürfen nicht ölen. Genauso muss in den Betrieben auf schwarze oder bunte Flugfäden geachtet werden und beim Bügeln gilt absolute Vorsicht. Die Stoffe dürfen nicht verbügelt werden. Wir fahren regelmäßig in der Produktionszeit in unsere Betriebsstätten und besprechen dabei Schwierigkeiten, die unerwartet auftreten können und arbeiten gemeinsam an Lösungen. Außerdem müssen alle Materialien vor der Verarbeitung durch unsere Qualitätskontrolle. Die Stoffrollen laufen dabei durch unsere Warenbeschauungsmaschine, werden komplett abgerollt, unter Licht gehalten und auf Webfehler oder Flecken überprüft.
CB: Wie haben Sie persönlich den jüngsten Eigentümerwechsel bei Weise Fashion wahrgenommen?
LW: Viel hat sich nicht verändert, allerdings merkt man einen frischen Wind und das gesteigerte Augenmerk auf die Wirtschaftlichkeit. Zudem hat mich Ursula Lindl, unsere neue Geschäftsführerin, darin bestärkt, bei „Mädelz“ mutiger zu werden. So haben wir Jumpsuits aus Kreppware in die neue Kollektion aufgenommen. Wir sind ganz gespannt, wie das ankommt.