Für die einen ist Deutschland der Zielmarkt Nummer eins, für die anderen einfach nur Alltag. Im Hinblick auf das Messegeschehen dominieren eingespielte Ordertage das Geschehen.
Die Designer und Unternehmer von Kindermodelabels im Ausland nehmen den deutschen Markt als groß, kaufkräftig und wirtschaftlich attraktiv wahr. Wer nur seine nationalen Messen jenseits des deutschsprachigen Raums kennt, ist allerdings verwundert: Hat Deutschland denn keine nationale Leitveranstaltung?
Tatsächlich hat sich hierzulande unter der Federführung von regionalen Fashion-Centern eine ganz eigene Landschaft an Branchen-Events rund um die Kinderbekleidung etabliert. An fünf Orten gibt es daher sieben Ordertage. Zu den ausstellerseitig starken Veranstaltungen zählen die Supreme Kids, Kindermoden Nord und Kids Now. Neuss hat mit der 4-Kidz.eu und der Step by Step gleich zwei Veranstaltungen, wobei erstere im Veranstaltungshaus Euromoda über die größte Zahl marktrelevanter Festmieter von Showrooms verfügt, und letztere eine kleinere, aber treue Schar an Handelsvertretungen aufweist. Auch in Hamburg hat sich parallel zur Kindermoden Nord die Lollypop gesellt. Und für den Osten ist die MMC Kids Collections die regional unverzichtbare Veranstaltung. Den süddeutschen Raum decken auch Ordertage in Österreich, JOT Juniormode, sowie in der Schweiz, TMC Kids, mit ab. Eines eint alle: Es stellen zumeist die Handelsvertretungen der Marken aus und nur eine kleinere Anzahl an größeren Unternehmen – oder Labelgründer,die ihre ersten Schritte am Markt machen.
Diese Struktur resultiert aus einer ganzen Anzahl von Aspekten, die – je nachdem, wen man befragt – heterogen genannt werden. Aufgrund der großen Fläche und regionalen Ballungszentren spielen geografische Aspekte mit hinein. Genauso haben die Fashion-Center-Betreiber Events geschaffen und auf gewisse Weise auch strukturell zementiert, wobei die Liebe zur Ausgestaltung von Veranstaltungen so manches Mal eher von Facility-Managern als von Event-Machern geprägt wird. Doch gibt es gerade dort engagierte Bemühungen, wo die Veranstalter nicht auch Besitzer oder Verwalter der Veranstaltungs-Locations sind.
Dennoch bleibt die Ausstellungslandschaft auch dadurch geprägt, dass es vielfach den Handelsvertretungen überlassen ist, die Veranstaltungen zu buchen und zu bespielen. Die Mieten und Standauftritte sind also allein aus Vertriebsprovisionen und nur gelegentlichen Werbekostenzuschüssen zu stemmen, sodass den Möglichkeiten spielfreudiger Inszenierungen enge Rahmen gesetzt sind. Auch ist zu bedenken, dass eine Vertretung mit mehreren Marken den Auftritt kaum zugunsten allein einer davon stärker dominierend ausrichten könnte, ohne in den Konflikt mit anderen zu geraten. Selbstverständlich gibt es in den Auftritten dennoch eine große Bandbreite zu verzeichnen.
Die Hersteller, die verantwortlich für ihre Markenauftritte sind, bleiben – natürlich mit Ausnahmen – oftmals blass. Und auch der in anderen Ländern spür- und vor allem sichtbare Esprit von jungen Labels, also von zwar kleinen, aber direkt präsentierenden Marken, ist hierzulande weniger stark ausgeprägt.
Eine zentrale Orderveranstaltung konnte sich bis heute nicht durchsetzen, weder in Köln mit der Children’s Fashion Cologne, noch der Cookies Show Berlin, noch den mehrfach ausgerufenen „Deutschen Ordertagen“ des Luna Media Verlags. Manches Mal lag es an zu dicken Kostenbrocken im Budget, ein anderes Mal mangelte es an dem nötigen Veranstaltungs-Know-How – oder einfach daran, dass hinter jeder guten Branchenveranstaltung ganz viel Handwerk gekonnt und geleistet werden muss.
Schlussendlich aber gehört ja auch noch der Besucher, sprich: Einkäufer, in die Gleichung des Gelingens. Ihn zu erreichen und zu bewegen, ist nicht einfach. Oftmals scheint es, als drückte die Last der Veränderung im Handel auf die Lust des messeseitigen Wandels. Am Besucher beißen sich aktuell alle Veranstalter die Zähne aus. Denn am Markenangebot, Service und an der Erreichbarkeit mangelt es nicht.
Dennoch gibt es demnächst einen neuen Spieler auf dem Markt, zumal kein ungewichtiger: Die Macher der Playtime in Paris, New York und Tokio wollen in die Lücke springen und im Juli 2017 zur Berlin Fashion Week ein neues Format wagen. Es wird spannend, wie viele Aussteller und Besucher mitziehen.