Ein erster Blick vorab auf die Kinderwagenmodelle zeigt: es geht hochwertig weiter. Farben, Fabrics und Funktionen stehen im Vordergrund.
Kinderwagen gehören zu den umsatzstarken Segmenten des Babyfachhandels. In 2016 wurden in Deutschland nach einer vom Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) zitierten Marktanalyse von Interconnection Consulting rund 773.000 Kinderwagen verkauft. Bei immer weiter steigenden Durchschnittspreisen, die bei vielen Modellen im oberen dreistelligen Bereich liegen und bei Premium-Anbieter immer öfter im vierstelligen Bereich angesiedelt sind, wächst die Bedeutung der Warengruppe weiter. Trotz eines gewissen Marktanteils des Secondhand-Bereichs, der sich eher auf die preissensiblen Kundengruppen und darauf abzielende Anbieter auswirkt, stammt der größte Druck aus dem Preiswettbewerb mit dem Online-Handel.
Aufmerksamkeit erlangt der Kinderwagenbereich aber nicht allein aufgrund seiner Umsatzbedeutung, sondern auch, weil er zu den beratungsintensiven Produktsegmenten im Babyfachhandel gehört. Gerade beim ersten Kind ist der Beratungsbedarf hoch und die Markenkenntnis und Präferenzbildung meist noch offen. Bei weiteren Kindern stehen die gemachten Erfahrungen stärker im Vordergrund und kürzen die Suche und Beratung meist deutlich ab. Nicht selten mündete eine ausführlich in Anspruch genommene Kundenberatung in einem abschließenden, noch im Laden durchgeführten Preisvergleich mit den Anbietern aus dem Internet.
Ausnahmslos alle namhaften Hersteller machen sich deshalb laufend Gedanken, durch welche Maßnahmen, Konditionen und kanalspezifischen Sondereditionen der Fachhandel unterstützt werden kann. Diese Instrumente umfassen Schulungen, die heutzutage neben der reinen Warenkenntnis auch Verkaufsargumentationen und die Vermittlung von Ansätzen aus dem Bereich der Verhaltensforschung enthalten sollten. Und selbstverständlich kommen Verkaufsmaterialien und Displays zum Einsatz, die bei einigen Herstellern bis zum Einsatz von hochwertigen Multimedia-Displays reichen. Solche Terminals ermöglichen es, den Fachhandel in einen nun schon seit einigen Jahren aufkeimenden Trend der Individualisierung noch stärker zu integrieren. Denn „Kinderkriegen ist für viele EItern heute ein Projekt, zu dem sie auch das passende Fahrzeug haben wollen,“ fasste es Steffen Kahnt, stellvertretender Geschäftsführer vom BVS, Anfang September 2017 zusammen. Er spitzte zu: „Der Kauf des Kinderwagens ist dann für das junge Paar oft der Lustkauf Nummer eins.“
Hier kommt zum Ausdruck, dass das Segment in den letzten Jahren einen Wandel durchmachte, der auch neue Marken ganz nach oben in das Marken-Set vor allem trendbewusster Familien brachte. Heute stehen immer mehr das Design, modische Ansprüche und Angebote, seinen Kinderwagen individuell zusammenzustellen, im Vordergrund. Die Stile reichen von klassisch oder retro über sportlich oder futuristisch bis hin zu edel oder ausgefallen. Der eine oder andere nicht ausstellende Anbieter aus diesem Segment sollte sich überlegen, die Teilnahme an der Kind + Jugend nicht weiter zu schwänzen, um zugleich durch andernorts in Köln ausgerichtete Präsentationen den Einkäufer in organisatorische Nöte zu bringen.
Die Beratung der Kunden umfasst aber nicht nur Lust-, sondern auch ergonomische und sicherheitsrelevante Aspekte. Viele Anbieter präsentieren ausentwickelte, aber durch Optimierungen ergänzte bewährte Modelle. Denn ein guter Kinderwagen geht sowohl auf die Bedürfnisse der Eltern als auch Kinder ein. Große Eltern begrüßen höhenverstellbare Schieber, einstellbare Höhenfunktionen der Liege- und Sitzposition des Kindes oder volumige Transportkörbe und -netze. Ganz besonders im Blickfeld stehen die Faltmechanismen, die oft als „leicht“ und einhändig zu bedienen gepriesen werden, auf der Messe aber manches Mal nicht überzeugen können. „Montagswagen“ heißt das in der Autoindustrie, „Messemodell“ im Kinderwagenbereich.
Hinter einer feschen Optik sollten aber immer auch solide Sicherheitsüberlegungen stecken, die nicht nur der europäischen Kinderwagennorm DIN EN 1888 entsprechen sollten, sondern durch kluge Ansätze darüber hinausreichen. Feststellbremsen sollten zum Beispiel auch beim Einsatz von zusätzlichen Rollbrettern gut zu erreichen sein. Da nicht jeder Kunde im Straßenverkehr besser sichtbare helle Stoffe wählt, machen Reflektoren letztendlich den Unterschied.