Von allem gibt es heutzutage mehr als genug. Ganz gleich, ob man auf Messen oder Marken schaut. Nur an einem scheint es vielerorts zu fehlen – an Marketing. Damit sind weder ebenso teure wie sinnlose Inserate in Publikumsmagazinen gemeint, noch, ja, mancher wird sich wundern, Micro-Investments
in Blogger-Relations. Denn während Ersteres sowohl aus Budgetgründen als auch bei einem zumeist lückenhaften Vertriebsnetz keinen Sinn macht, bringt Letzteres einfach nicht die Größenordnungen, die es braucht, um eine Marke auf Menge zu trimmen. Während es früher reichte, Vertreter zu den Einkäufern zu schicken, braucht der Außendienst heute viel mehr Support, um den Handelspartnern weiterhin Zuvertrauen in die Zugkraft des Sortiments zu geben. Zugleich buhlen immer mehr Labels um die Gunst der Händler. Doch das Versprechen nachhaltiger Produkte, die Bedeutung abstrakter Kollektionsphilosophien und die Hervorhebung persönlich ausgesuchter Produktionsstätten reichen mitnichten aus, um eine neue Kollektion unverzichtbar zu machen. Vielen stünde Fachhandelsmarketing gut zu Gesicht.
Denn der Einkäufer will sehen und spüren, dass ein Hersteller für seine Marke kämpft. In der Kinderkonfektion ist der Handel existenziell. Dieser macht den Markt für eine Marke. Oft aber kämpft am Ende nur einer: der Händler, nachdem er eine Kollektion geordert hat.
Reichen die Anstrengungen bei kleinen Anbietern nicht, verabschieden sie sich sang- und klanglos. Doch auch bei den großen läuft es nicht rund. Dass darüber gesprochen wird, ist den Beteiligten natürlich unangenehm. Doch wenn Marken wie Esprit bei einem Konzern wie Kidiliz sowie Marc O’Polo oder aktuell Tom Tailor bei dem lange Zeit größten Mittel- ständler wie der Kids Fashion Group nicht funktionieren, dann liegt etwas im Argen.
Solides Handwerk, die nötige Finanzdecke und abverkaufsförderndes Marketing müssen schon zusammenwirken, um in den heutigen Zeiten mit Erfolg zu reüssieren.
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