Die Bessermacher

Mit viel Remmidemmi sorgen die Eigentümer von Babyone für Aufregung. Eigenmarken sind im Handel keine Seltenheit. Doch mit Elsa & Emil startet die Fachmarktkette ein Label mit größeren Ambitionen. 

Babyfachhändler haben natürlich viel Erfahrung zu allen Arten von Produkten und können gute von schlechten unterscheiden. Sie sehen ja tagtäglich, was läuft und was krepiert, was funktioniert und wo es scheppert und klappert.

Namhafte Marken locken die Kunden in den Laden und die Beratung lenkt Kunden geschickt zu jenem, was sie sich leisten können und natürlich immer auch, was gut ist. Denn Reklamationen kosten nur Geld und Reputation.

Eigenmarken wie B. O. Startklar erlauben es, bei ordentlichen Leistungen gut zu bedienen. Zugleich sind die Margen attraktiv. Und ab und an gelingt dabei ein Produkt, das gar kometenhaft abhebt, und ganz selten mal, dass dieses – die Halbgötter der Branche tasten das Firmament Tag und Nacht mit Argus­augen ab – einer Sternschnuppe gleich aus dem Handel verschwindet.

Was Anna Weber und ihr Bruder Jan-Willem Weischer nun mit dem Kinderwagen Elsa & Emil probieren, hat eine ganz eigene Güte.

Während Eigenmarken bei uns sonst nur selten ein Thema sind, da die Produkte eben nicht branchenweit zur Verfügung stehen, ist das Unterfangen der beiden so spannend, dass es Eingang in unsere Annalen findet. Denn Name und Markenauftritt im Netz machen es deutlich: Hier geht es nicht um einen verschämten Umsatzbringer, den man ins Bewusstsein beraten muss.

Den Kinderwagen von "Elsa & Emil" gibt es unter anderem in Fuchsrot.
Den Kinderwagen von “Elsa & Emil” gibt es unter anderem in Fuchsrot.

Im Gegenteil: Die Eigentümer von Babyone haben viel Zeit, eine fast zweistellige Zahl an Mitarbeitern und Expertise in das Projekt gesteckt, dass es erstaunlich wäre, wenn uns Elsa & Emil nicht in den kommenden Jahren noch häufiger begegnen würde.

Der Ansatzpunkt: Als Händler verstehe man so viel von Produkten, dass man eines selber produzieren lassen wolle, um möglichst alle, sonst über unterschiedliche Anbieter und Modelle verteilten, Vorzüge in einem Produkt anzubieten.

Der Preis­punkt des Kombikinder­wagens ist mit 899 Euro eine Ansage – und hat so manchen zuvor kontaktierten Industriepartner verwundert die Augen reiben lassen.

Der Vertrieb erfolgt nur über Babyone. Verständlich, denn dass Händler von Händlern kaufen, gelingt, wie das Teutonia-Abenteuer von Kai Bellmann zeigte, nur selten.

Doch der Anspruch von Elsa & Emil ist ambitionierter als der herkömmlicher Eigenmarken. Der Auftritt im Netz ist ebenso eigenständig wie die extra gegründete Firma Remmi­demmi.

So lassen sich netzaffine Verbraucher auf ihrem Zug durch die digitalen Fischgründe für schicke Babyprodukte ködern und abfischen. Das ist natürlich klug, wird aber nicht jedem Handelspartner gefallen. 

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