„Wir persönlich finden diesen Wert zu hoch“

Eigentlich gibt es Grenzwerte für die Antimon­belastung in Bezügen. Doch TräumelandGeschäftsführer Hannes Nösslböck setzt auf alternative­ Herstellungsverfahren.

Hannes und seine Frau Gabriele Nössl­böck übernahmen 1995 die elterliche Möbelpolsterei, in welcher bereits in den 1960er-Jahren die erste Babymatratze gefertigt wurde. Seit 1997 schufen sie die Marke Träumeland für hochwertige Baby- und Kindermatratzen, auf denen auch ihre drei Kinder bestens schlafen.

Childhood Business: Warum wird bei der Herstellung von Ma­tratzenbezügen eigentlich so stark auf Polyester gesetzt? 

Hannes Nösslböck: Wegen der Waschbarkeit und Füllkraft. Polyester eignet sich vor allem für Babys mit Allergien.

CB: Wie kommt es bei der Produktion zur Bildung von Antimon und was macht den Stoff so bedenklich? 

HN: Antimon ist ein Schwermetall und wird traditionell als Katalysator zur Herstellung von Polyester verwendet. Antimon ist als „Gefahrenstoff“ gekennzeichnet, da es bei Berührung oder Hautkontakt zu Reizungen führen kann. Es kann durch Abrieb und Schweiß herausgelöst und so über die Atemwege oder die Haut aufgenommen werden. Unsere Träumeland-Matratzenbezüge bestehen nun aus einem Polyester, welches ohne den Gefahrenstoff Antimon hergestellt wird.

CB: Halten Sie die gesetzlichen bzw. niedrigeren Grenzwerte der Oeko-Tex-Zertifizierung für Antimon nicht für ausreichend? 

HN: Wir persönlich finden diesen Wert zu hoch. Schließlich ist es mit den derzeit technisch möglichen Mitteln machbar, ein antimonfreies Polyester herzustellen. Diese Faser ist allerdings teurer als die herkömmliche Polyesterfaser und wird daher von vielen Anbietern nicht verwendet. Als innovativer Matratzenhersteller ist es uns ein besonderes Anliegen, auch antimonfreie Bezüge anzubieten. Wir gehen davon aus, dass sich der Kunde für einen antimonfreien Matratzenbezug entscheidet, um das verbleibende Restrisiko komplett zu vermeiden.

CB: Wie sind Sie auf die Lösung gekommen und wie lange hat es bis zu den Veränderungen in Ihrem Produktsortiment gedauert? 

HN: Seit 2013 haben wir die Hersteller von Polyesterfasern gedrängt, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Die Entwicklung erfolgte in kleinen Schritten. Ein halbes Jahr hat dann die Umstellungsphase bei uns gedauert. Jetzt haben wir einen Matratzenbezug, der die Vorzüge der Polyesterfaser aufweist, aber auf das Schwermetall Antimon verzichtet. Die Oberstoffe waren schon länger antimonfrei, aber uns war wichtig, dass jetzt auch das Polyestervlies im Matratzenbezug antimonfrei ist.

CB: Sind mit den antimonfreien Matratzenbezügen sämtliche neuen Träumeland-Bezüge antimonfrei oder betrifft das nur einen Teil des Sortiments? 

HN: 90 Prozent des Matratzensortiments, die Kategorien Comfort & Premium, haben antimonfreie Matratzenbezüge. Bei den Jugendmatratzen sind alle Modelle mit antimonfreien Matratzenbezügen ausgestattet. Lag der Antimonwert der bisherigen Träumeland-Matratzenbezüge mit 2 bis
3 mg/kg bereits deutlich unter dem erlaubten Oeko-Tex-Grenzwert von 30 mg/kg, haben wir es nun geschafft, auch die Nachweisgrenze zu unterschreiten.

CB: Gibt es andere Produktbestandteile in einer Ihrer Matratzen, die Antimon enthalten können? 

HN: Eine minimale Kontaminierung kann überall stattfinden. So ist es ein Unterschied, ob der Test im Ruhrgebiet oder in München stattfindet. Aber Analysen zeigen, dass unsere Matratzen unter einer Belastung von 0,1 mg/kg liegen.

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