Kataloge, die träumen lassen

Die Tage guter Kataloge sind noch lange nicht gezählt. Interaktive Technologien erlauben es, die kleinen Kunden im Spielzeugbereich noch intensiver an Katalog und Marke zu binden. Eine davon ist die sogenannte „Augmented Reality“.

Für Kinder sind Kataloge eine Lektüre der liebsten Art. Sie können sie immer wieder von neuem durchblättern und sie nutzen sie als ihren Zugang zur großen Welt, zugegebenermaßen – zur kommerziellen Spielzeugwelt. Aber sei es drum: Spielzeuge ganz allgemein gehören ja nun mal zu den wichtigen Gegenständen in den Kinderjahren. Zu Geburtstagen und Weihnachten sind Kataloge wahre Wunschgeneratoren, können ganz wunderbar zerschnipselt und so auch noch im zerfledderten Zustand ihrer Bestimmung nachkommen und zur mahnenden Erinnerung an Eltern und Großeltern werden. Katalogen kommt also nicht nur allgemein, sondern gerade auch bei ganz jungen Zielgruppen ein hoher Stellenwert zu. Und so drucken die starken Marken im Spielzeugmarkt nicht nur fleißige Sortimentsübersichten in kaum mehr als die Händler selbst abdeckenden Auflagengrößen, sondern noch immer in Mengen, die im Millionenbereich liegen können. Sie wissen um den hohen Nutzen, den ihre vielleicht vordergründig antiquiert anmutenden Kataloge auch in der heutigen – immer digitaleren – Welt weiterhin  haben. Denn in Kinderköpfen sind Papierkataloge seit jeher interaktiv – und nicht nur im Sinne des Anfassens, Weiterblätterns, Eselsohren-Machens und Ausschneidens. Nein, die Interaktion findet in den Köpfen der Kinder statt. Denn hier lösen die Abbildungen in ihrer Vorstellung lebhafte Geschichten aus.

Wie Papier interaktiv wurde

Eine Zeit lang galt die Integration von den bereits 1994 in Japan entwickelten QR-Codes als höchste Form der Vernetzung von gedruckten Katalogen mit dem Online-Auftritt eines Unternehmens. Dabei handelt es sich um kleine quadratische Pixel-Felder, in denen Informationen wie zum Beispiel der Link zu einer Website oder die Adressdaten eines Kontakts codiert sein können. Mit einem sogenannten QR-Code-Reader können die Codes gescannt und ausgelesen werden. So können QR-Codes in einem Katalog zur Homepage eines Unternehmens oder zu einem konkreten Produkt in einem Online-Shop führen, zu Videos verlinken oder eine Karte zum nächstgelegenen Ladengeschäft aufrufen. In Japan erfreuen sich die Codes großer Beliebtheit, aber seit sie 2007 in Europa eingeführt wurden, konnten sie sich in Deutschland nicht in gleichem Maße durchsetzen. Oft bedarf es noch immer einer speziellen App, um die Codes zu scannen, obgleich „smarte“ Mobiltelefone von Haus aus mit Kameras und viel Rechentechnik ausgestattet sind. Und selbst wenn, so führt ein QR-Code weg vom Katalog und der Nutzer wechselt auf eine Website. So hat in den letzten Jahren eine andere Technik Verbreitung gefunden. Um diese zu nutzen, ist der Aufwand im Vorfeld deutlich höher, aber dafür werden Katalog und digitale Apps zu einem unmittelbaren Gesamterlebnis verschmolzen. Die Rede ist von Anwendungen der „Augmented Reality“, kurz: AR. Der Begriff bezeichnet die Erweiterung der direkt sichtbaren Umwelt, indem in Foto- oder Videoaufnahmen computergenerierte Zusatzinformationen eingeblendet oder diese mit virtuellen Objekten überlagert werden. Konkret nutzt man die AR-Technologie in Apps für das Smartphone. So lässt sich zum Beispiel ein Katalog mit der App filmen und das Programm erkennt die Seiten, die dann mittels weiterer Text-ein-blendungen, zusätzlicher Bilder, Videos oder Animationen in dem gerade gefilmten Bild ergänzt werden. Der Vorteil liegt zum einen in den reichhaltigen Darstellungsformen, interaktiven Elementen und ein bisschen auch darin, dass die AR-Anwendungen noch immer etwas unüblich sind und daher zu überraschenden Erfahrungen führen. Zum anderen aber kommt es nicht zum Medienbruch, sondern die Nutzung des Katalogs wird fortgesetzt. Mehr noch: Findet man Gefallen an den interaktiven Elementen  der AR-Anwendung zum Katalog, sucht man neugierig nach weiteren dieser angereicherten Seiten als wäre Ostern.

Kataloge mit Zusatznutzen

Immer mehr Unternehmen setzen in ihrer Kommunikation auf AR-Komponenten, um ihren Kunden einen Mehrwert zu bieten. So veröffentlichte beispielsweise die Möbelhauskette IKEA in 2013 erstmals einen Möbelkatalog, in dem ausgewählte Möbelstücke per Smartphone-App eingescannt und virtuell an einen beliebigen Platz in der Wohnung projiziert werden konnten. Verbraucher haben so die Möglichkeit, sich ohne Innenarchitekt oder 3-D-Raumplaner einen Eindruck zu verschaffen, wie sich ein Möbel im eigenen Heim einfügen würde. Und auch Hersteller wie Playmobil oder Lego haben ihren Katalogen in den letzten Jahren mit großem Erfolg immer umfassendere AR-Elemente zugefügt. Probieren auch Sie einmal einen solchen Katalog aus.

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