Mit der Lockerung der Kontaktbeschränkungen, die zur Bekämpfung der Corona-Pandemie bundesweit eingeführt wurden und seit Anfang Mai schrittweise zurückgenommen werden, rückt die Ausrichtung von Messen – teilweise wie im Bereich der Ordertage für Kindermode mit nach hinten angepassten Terminen – in den Fokus der Branche. Bis Ende August 2020 sind Großveranstaltungen in der Regel generell verboten – ab September sollen Veranstaltungen wie die rund 60 Jahre alte und in Köln ausgerichtete Messe Kind + Jugend wieder möglich sein.
Zahlreiche Formate vor Ende August, darunter auch die in ebenfalls von der Koelnmesse durchgeführte und 2019 noch von 373.000 zahlenden Besucher besuchte Gamescon, mussten abgesagt werden.* Damit einhergehenden Umsatzausfälle stürzen die gesamte Messewirtschaft in Schwierigkeiten.
Nach einer Berechnung des Instituts der Deutschen Messewirtschaft im AUMA vom 15. April 2020 werden die Kosten durch Messeabsagen und -verschiebungen wegen des Coronavirus auf rund 9,3 Milliarden Euro geschätzt.
Die genannte Summe umfasst dabei lediglich die Umsätze der Messewirtschaft inklusive der Messebauer und anderer anverwandter Dienstleister, nicht aber die den Unternehmen entgangenen Umsätze, die auf Messen getätigt werden. Diese Werte liegen um ein Vielfaches höher und können nicht in vollem Umfang durch andere Maßnahmen substituiert werden.
Koelnmesse minimiert Risiken für Aussteller und Besucher
Auch während der letzten Wochen hatten die Mitarbeiter um Messedirektor Jörg Schmale daran gearbeitet, dass die Kind + Jugend in diesem Jahr stattfinden kann. Der ohnehin für den 17. bis zum 20. September 2020 angesetzte Messetermin liegt – Stand heute – ohnehin ausreichend lang nach dem Auslauf des Verbots von Großveranstaltungen.
Immerhin kamen in 2019 nach Angaben des Veranstalters knapp 1.300 Aussteller aus 55 Ländern und präsentierten sich über 24.000 Fachbesuchern aus 133 Ländern. Noch Anfang April 2020 gab Schmale sich zuversichtlich und zu Protokoll, dass der aktuelle Anmeldestand, der “ungebrochen hoch” sei.
Dem Vernehmen nach sollen mehr als 70 Prozent der rund 1.200 erwarteten Unternehmen ihre Teilnahme angekündigt haben. Das allerdings ist eine Aussage, die Ende März noch vor der Hochphase der Corona-Pandemie getroffen wurde und auch noch nicht von Buchungen spricht.
Um Unsicherheiten zu minimieren, hatte die Koelnmesse zudem frühzeitig zugesichert, für den Fall einer Verschiebung oder Absage der Kind + Jugend aufgrund des Coronavirus nicht nur Besuchern die bereits bezahlten Tickets zurückzuerstatten, sondern auch den Aussteller, die am neuen Termin nicht teilnehmen wollen, die an die Koelnmesse geleisteten Zahlungen zurückzuzahlen.
Zu den bisher angemeldeten Unternehmen gehören nach Angaben des Veranstalters Angelcare, Artsana mit Chicco, Babyzen, Done by Deer, Dorel, Dräger, Emmaljunga, Graco, Haba, Hartan, Hauck, Joolz, Lässig, Joie und Nuna, Julius Zöllner, Mamas & Papas, Mattel, Mutsy, Melissa & Dough, Peg Perego, Paidi, Pinolino, Recaro, Roba Baumann, Uppababy und Vtech.
Ebenso läuft die Einladung, dass Unternehmen sich für den internationale Nachfrage erzeugenden Innovation Award der Messe zu bewerben. Der Anmeldeschluss dazu endet am 19. Juli 2020.
Für den Kids Design Award werden Bewerbungen bis Anfang Juni erwartet.
Veränderungen in der Hallenplanung
Wie die Messe im September konkret ausschauen wird, ist heute vermutlich noch nicht abzusehen. Vielleicht geltem im September besondere Vorschriften, um Abstände sicherzustellen. Geplant war aber ohnehin, dass sich die Kind + Jugend in 2020 verändert.
Statt der bisherigen Halle 4.1 sollen in Zukunft zu den Hallen 10 und 11 die Hallen 2 und 3 im Kölner Messegelände belegt werden. Die bisher Ebene 3 in der Halle 11 soll nicht mehr genutzt werden. Durch ihre Auflösung entfällt die dritte Hallenebene und der Besucherfluss konzentriert sich ausschließlich auf zwei Hallenebenen.
Durch die Anbindung der Hallen 2 und 3 werden auch in Zukunft die bisherigen Eingänge Ost und West genutzt werden. Beide Hallen sind außer vom Eingang West auch von der Halle 11 sowie von der Piazza aus kommend zu erreichen. Die neue Wegeführung bindet darüber hinaus die Piazza mit gastronomischen Freiluftangeboten besser ein.
Ein Jubiläumsjahr, das in Erinnerung bleiben wird
Um das in diesem Jahr 60-jährige Jubiläum der Kind + Jugend zu würdigen, ist eine Sonderausstellung mit Fotomaterial und Ausstattungsgegenständen geplant, um die Kind + Jugend als Spiegelbild einer neuer Generation von Eltern und Kindern sowie einer engagierten und kreativen Branche, die sie durch die Jahrzehnte mit innovativen Ideen zu Sicherheit, Ästhetik und Mode begleitete, zu zeigen.
Die Messe wird 1960 unter dem Titel “BABY” gegründet und war von Anbeginn für Einkäufer aus dem Handel mit Kinderwagen und Kinderausstattungen konzipiert. 1977 wurde die Messe in “Kind + Jugend” umbenannt und ist selbst äußerst “nachhaltig”. Denn durch die immer wieder durchgeführten Anpassungen des Messekonzepts – darunter der 2004 erfolgte Wechsel von einer halbjährlichen auf jährlichen Ausrichtung – an die Erfordernisse des Marktes blieb die Kind + Jugend über Jahrzehnte erfolgreich als Messe, Informations-Hub und als Schaufenster auf die Neuheiten der Branche.
Auch wenn sich abzeichnet, dass in 2020 die Messe unter ganz besonders schwierigen Umständen stattfinden wird und mit Sicherheit auch den Ausfall manch gewohnter Aussteller verkraften muss, ist es dem Veranstalter hoch anzurechnen, dass die angekündigte Ausrichtung ein Zeichen der Verlässlichkeit darstellt.
* Auch wenn die Gamescon nicht in Köln “vor Ort” stattfinden kann, so ist alternativ eine digitale Veranstaltung geplant. Besuchern werden die bereits bezahlten Tickets erstattet und auch Aussteller erhalten die an die Koelnmesse geleisteten Zahlungen zu 100 Prozent zurück.