Polarn O. Pyret: Streifen aus Schweden

Mit Polarn O. Pyret wagt sich ein etablierter schwedischer Kindermodeanbieter nach Deutschland. Vorsichtig testend mit einem Online-Shop, offen für Master-Franchiser, aber auch für findige Vertretungen.

Wenn man von einer neuen Marke hört, handelt es sich meist um Newcomer, die sich mit einer neuen Kollektion auf den Markt wagen oder nach den ersten Kollektionen vorsichtig an die Pforten des internationalen Marktes klopfen. Auf Messen wie der Pitti Bimbo oder der Playtime Paris werden so Saison für Saison neue Namen an den Strand der Kindermode gespült, von denen nicht selten nach der nächsten Kollektionsflut nur noch verblassende Spuren im Sand zu sehen sind. Ganz anders kann es sich bei Polarn O. Pyret ergeben. Denn das schwedische Unternehmen, hierzulande bisher weithin unbekannt, gibt es bereits seit 1976 – und gehört in Skandinavien zu den relevanten Playern im Bereich ­der Kinderbekleidung. 

Zu den Signature-Styles der Marke gehören klassische Streifen, zu denen sich die Schöpferin Gunila Axén seinerzeit von einem Bild Picassos, auf dem er ein klassisches bretonischen Streifen-T-Shirt trug, inspirieren ließ. „Die Streifen sind immer noch eines der stilvollsten Designs. Es ist Teil unseres Designmottos, relevant und modern zu bleiben, aber uns von kurzfristigen Modetrends fernzuhalten“, sagt Heli Fleetwood, Marketing Director bei Polarn O. Pyret.

Der Name des Labels, „Polarn O. Pyret“ – Lautschrift: Pohlarn Oh Püret – ist schwedisch und bedeutet so viel wie: „Kumpel und Kleiner“. Da er für nicht schwedische Ohren etwas sperrig tönt, wird er auch als PO.P abgekürzt, wobei der eingestreute Punkt auch dieses Akronym nicht völlig um die markeneigene Sperrigkeit zu berauben vermag.

Und so ist auch die Geschichte des Unternehmens nicht nur älter, sondern ebenfalls merkwürdig im Wortsinne. So schaut es auf eine Gründungsgeschichte aus den früheren 1900er-Jahren zurück. Doch bevor es sich auf Kindermode spezialisierte, hatte es ebenfalls mit dem Kinderglück im weiteren Sinne zu tun, doch auf ganz andere Weise, als man denken mag.

Polarn O. Pyret begann mit dem Verkauf von Kondomen. So reiste in den Anfangsjahren Nils Adamsson im schwedischen Västergötland herum und verkaufte Nähmaschinen. Er war beeindruckt von der Größe der Familien – und wie arm sie waren. Er wollte ihnen helfen, weniger Kinder zu bekommen. Im Jahr 1909 kaufte Adamsson ein Tabakgeschäft in Falköping, wo er begann, aus Deutschland importierte Kondome zu verkaufen. Nils und Karin Adamsson verkauften neben Tabak auch medizinische Produkte, was ihrem Geschäft eine gewisse Legitimität verlieh.

Anfang der 1940er-Jahre begannen sie mit dem Verkauf von Babyartikeln unter dem Namen „Pyret“, schwedisch für „Die Kleine“. Ihre Geschäfte hatten zwei verschiedene Abteilungen – eine für medizinische Produkte, die andere für Babyartikel. Die Idee war, dass Mütter nicht durch die „Männerabteilung“ gehen mussten – und dass Männer nicht in der Nähe von Frauen und Kindern sein mussten, wenn sie ihre Produkte kauften.

Die letzten Beschränkungen für den Kondomverkauf in Schweden wurden in den 1970er-Jahren aufgehoben, wodurch die Preise gesenkt wurden. Infolgedessen stellte das Unternehmen 1976 den Verkauf von Verhütungsmitteln ein und änderte seinen Namen in Polarn & Pyret AB. Heute betreibt das Unternehmen rund 40 Stores allein in Schweden. In anderen Ländern ist man zumeist mit Master-Franchisepartnern unterwegs.

Seit Sommer 2020 geht es Ab nach Deutschland

Auch wenn es der Geschichte nach eine frühe Verbindung zum deutschen Markt gab, hat es bis 2020 gedauert, dass man sich direkt an den deutschen Konsumenten wendet. Seit Juni ist ein Online-Shop geschaltet und im schwedischen Headquarter gibt es auch einen deutschsprachigen Ansprechpartner für Kundenbelange. Langfristig wolle man auch in Läden hierzulande präsent sein, so Fleetwood. Doch für das Wie und Wann sei man offen für Vorschläge aus dem Markt. Pandemiebedingt wird man Anfang 2020 noch keine Ordertage in Deutschland besuchen. 

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Original aus CHildhood Business:

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