Ein Aufatmen wird es bei den Mitarbeitern der Koelnmesse, dem Veranstalter der Kind + Jugend, geben, wenn morgen die eigentlich weltweit bedeutendste Messe für Babyprodukte eröffnet. Immerhin ist das die erste Präsenzmesse in den Körner Messehallen seit dem Auftreten von Corona. Verkürzt um einen Tag, als Re-Start-Edition tituliert und mit nur rund 150 statt wie zuletzt in 2019 mit fast 1.300 Ausstellern, geht es wieder los – doch ganz anders als bisher.
Denn so geschäftig wie bei der nun bereits zwei Jahre zurückliegenden letzten Edition wird es nicht werden. 24.000 Besucher aus 133 Ländern waren es nach Angaben der Veranstalters seinerzeit. Und die Aussteller kamen aus 55 Ländern nach Köln, davon 89 Prozent aus dem Ausland.
Gegenüber Corona gibt sich das Team um Messedirektor Jörg Schmale zuversichtlich. Bereits im letzten Jahr waren umfangreiche Sicherheitsregularieren ausgearbeitet worden. Immerhin hatte man lange daran festgehalten, auch in 2020 die Kind + Jugebnd stattfinden zu lassen. Abgesagt werden musste sie aufgrund von damals geltenden Landesvorschriften.
Re-Start: Ein Bekenntnis zur Messe, in besonderer Konstellation
Dennoch steht die Veranstaltung noch immer unter dem Einfluss der Coronapandemie. Auch wenn wir hierzulande im Sommer eine gewisse Normalisierung erfahren haben und auf eine in der Handelsbranche vermutlich hohe Rate der Durchimpfung vertrauen können – zahlreiche Länder, aus denen sich Aussteller wie Besucher rekrutieren, sind als Hochrisikogebiete eingestuft, sodass Anreisen unwirtschaftlich werden.
Daher muss man gespannt sein, ob die Aussteller aus dem seit dem 17. August 2021 entsprechend risikoreich eingestuften Gastland Türkei sämtlich anreisen können. Immerhin stellt die Türkei mit 22 Anbietern die zweitmeisten Aussteller – nach Polen mit 33 Firmen und vor Deutschland mit 19.
Schon an diesen Zahlen lässt sich ablesen: Wenn die Kind + Jugend am 9. September 2021 startet und für drei Tage ihre Pforten öffnet, dann kehrt das Messegeschehen der Branche wieder zurück – aber langsam. Daher wird der Veranstaltung auch der Beiname “Re-Start Edition” verpasst, der deutlich machen soll: “Wir sind wieder da, aber noch nicht so wie früher.”
Und so fehlen umständehalber Anbieter aus zahlreichen Kändern. Die Chinesen fallen – wie viele Asiaten – sämtlich aus. Man kann das Land derzeit kaum bereisen, ohne mehrere Woche in Quarantäne zu gehen. Das gleiche Schicksal erwartet von einer Messe heimreisende Chinesen. In 2019 stammten immerhin rund 130 Aussteller aus China, die jetzt fehlen – auch in der Wirtschaftlichkeitsrechnung der Messe.
Und ebenso bleiben aus zahlreichen anderen Ländern Aussteller komplett weg. Kamen sie 2019 noch aus 55 Ländern, reduziert sich das Feld in 2021 auf 29 Herkunftsstaaten.
Und selbst aus den teilnehmenden Ländern reduziert sich das Feld deutlich. Reisten 2019 aus den USA noch 75 Anbieter an, macht sich in diesem Jahr mit Kolcraft Enterprises und seiner Marke Contours nur noch einer auf den Weg. Von ehemals 97 aus Großbritannien, reduziert sich die Teilnahme mit Borrn und Moose Toys aus zwei Unternehmen.
Deutsche Aussteller ebenfalls zurückhaltend
Und selbst Deutschland ziert sich. Denn die Anreisewege sind kurz, Quarantäne droht nicht und eine Einschätzung der Umstände einer Messe lässt sich hierzulande sicherlich am einfachsten treffen. Doch nach 165 Anbietern in 2019 (Rang 1) kommen in 2021 sogar aus Polen (Rang 7) und der Türkei (Rang 10) mehr Unternehmen als aus dem eigenen Land. Deutschland stellt in diesem Jahr gerade mal 19 Teilnehmer.
Es gibt aber auch Überraschungen. So hat sich die Anbieterzahl aus Lettland gar von 9 auf 14 erhöht, was in 2021 schon ausreicht den 4. Rang zu erreichen.
Die Kind + Jugend 2021 wird also in die Geschichte eingehen als eine ganz besondere Veranstaltung: Sie stellt eine enorme Anstrengung der Koelnmesse dar, die diese trotz aller widrigen Umstände ausrichtet.
Und sie wird vermutlich für alle Teilnehmer – sowohl auf Seiten der Aussteller als auch auf Seiten der Besucher – als eine verschworene Zusammenkunft wahrgenommen werden. Die Chance liegt in intensiven Kontakten, einem Messebesuch der kurzen Wege und ausführlichen Gespräche.