Die Pitti muss Gas geben

Pitti Bimbo Anfang 2022
Pitti Bimbo Anfang 2022

Italien löst seit den 1950er-Jahren bei vielen Deutschen eine große Reisesehnsucht aus. Seit 1975 kam mit der Pitti Immagine Bimbo ein guter Grund hinzu. Denn wenn es um Kindermode geht, kommt man an Florenz nicht vorbei. Aktuell kommt man allerdings nur noch beschwerlich hin.

Eigentlich gilt die Pitti Bimbo als die größte, die wichtigste und, ja, die mondänste Messe in der Welt der Kindermode. Für italienische Marken hat sie wirtschaftlich eine erhebliche Bedeutung. Für die namhaften Labels aus dem Premiumsegment war und ist die Pitti das Tor zur Welt. Und aus dieser strömten Tausende Einkäufer Saison für Saison nach Florenz.

Doch dann kam Corona. Und das Geschehen auf der Pitti Bimbo in der wuchtigen Stadtburg Fortezza da Basso kommt seitdem nur beschwerlich wieder in die Gänge. Nach Absagen, Verlegungen und einer ob der geringen Anzahl an Ausstellern notwendig gewordenen gemeinsamen Ausrichtung mit der Pitti Uomo ist die Pitti bis heute gezeichnet.

Hinzu kommt der Krieg in der Ukraine. Denn viele Einkäufer kamen aus Russland und anderen osteuropäischen Staaten. Sanktionen und hoffentlich auch unternehmerisches Ethos zeitigen hier eine neue Zurückhaltung.

So waren ehemals bis zu über 600 Labels auf Kundenfang. Diesen Sommer sind es gerade mal etwas über 200.

Dass sie dabei deutlich hinter die ebenfalls geschwächte, zugleich von einem viel kleineren Team ausgerichtete Playtime Paris zurückfällt, muss am Selbstverständnis knabbern.

Hinzu kommt, dass das Anreisen – wie zum Beispiel von Berlin aus – nicht nur teurer, sondern auch in Anbetracht deutlich längerer Reisezeiten beschwerlicher geworden ist.

Doch wer Premium kauft, der wird auch künftig nach Florenz zumindest blicken.

Dennoch gilt: Einmal aus dem Lot geraten, können selbst etablierte Formate Schaden nehmen. Die Frage also, ob sich zukünftig zu dem angestammten, übrigens fast immer gleichen, Einkäuferklientel wieder vermehrt etwas frischeres Blut mischt, bleibt vorerst unbeantwortet.

Allgemein kann heute noch niemand abschätzen, wie es um den Herstellernachwuchs bestellt ist. Die etablierten und großen Marken konnten ihre bestehenden Kundenbeziehungen nutzen. Doch gerade die kleineren Anbieter, Newcomer und die jungen Designerinnen fallen noch immer weithin aus. 

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