Neue Edelmetalle in der Premium-Klasse

Die Preise für mittlere gehobene Kinderwagen steigen seit Jahren. Inzwischen hat sich eine Königsklasse ganz wie im Autobereich etabliert.

Mit einem Messeauftritt, den sich die meisten Wettbewerber zur wichtigsten Branchenmesse auch nach vielen Jahren des erfolgreichen Wirtschaftens nicht leisten können oder wollen, hat die Goodbaby International Holding auf der diesjährigen Kind + Jugend die Einführung ihrer neuen Marken „GB Gold“ und „GB Platinum“ in Szene gesetzt. Der von außen nicht einsehbare Messestand weckte die Neugier vieler Besucher und ein teils neugieriges, teils abwägendes Raunen und Rätseln über diesen Aplomb durchzog die Messetage.

Die an Schmuck- oder Uhrenmessen gemahnenden Usancen einer obligatorischen, persönlichen Standbegleitung, ohne die sich kein Blick auf die neuen Produkte „GB Gold“ und „GB Platinum“ erhaschen ließ, war aus organisatorischen Gründen teilweise nicht möglich. Und so wird die Mutterfirma von Cybex bei manchen Multiplikatoren sicherlich noch nacharbeiten müssen, um diese für ihre Pre­mium-Produktlinie zu begeistern. Denn um nichts weniger als um eine klar auf die Königsklasse zielende Markteinführung geht es. Und den Kinderwagen, Buggys und Babyschalen ist ihr gestalterisch anspruchsvoller und preislicher Premium-Anspruch nicht nur namentlich in die Wiege gelegt, sondern auch schon auf den ersten Blick anzusehen. Bei dem Kinderwagen „Maris“ von „GB Platinum“ verschmelzen in der gleitenden Silhouette, in den lichtreflektierenden Elementen und in den hochwertigen Stoffen die Stilelemente aus der Haute Couture mit dem modernen Industriedesign.

Martin Pos, stellvertretender CEO, Goodbaby
Martin Pos, stellvertretender CEO, Goodbaby

Auch Sicherheitsanspruch, Funktionalität und Technik können überzeugen. Schon der Buggy „Pockit“ von „GB“ wurde so konstruiert, dass es nur wenige Sekunden braucht, um ihn zu einem Paket von Handtaschengröße zusammenzufalten. Und dass das Marketing des Hauses gut funktioniert, zeigte schon der „Pockit“-Eintrag in die Guiness World Records als „kleinster kommerziell erhältlicher Faltkinderwagen“. Die bislang erhältlichen Modelle von „GB“ – im Mittelpreissegment zu verordnen – wussten zwar durchaus zu überzeugen, aber wirklich glänzen konnten sie indes nicht. Die neuen Marken demonstrieren nun, wozu die Designer und Konstrukteure von Goodbaby imstande ist. Die Strahlkraft von „GB Gold“ und „GB Platinum“ soll entsprechend auf die Ware von „GB“ abfärben, die in diesem Zuge in „GB Silver“ umbenannt wurde.

Ein Becken voller Goldfische

Goodbaby sucht also die Abrundung des Portfolios aus Volumen- und gehobenen Mittelpreissegmenten mit der neuen Spitzenklasse. Und in dieser tummeln sich so einige vielleicht nicht ganz so golden bezeichnete, aber nicht weniger glänzende Anbieter. Die hippen Modelle von Bugaboo, Joolz und Nuna, die für das Premium-Segment entwickelten Modelle von Gesslein und Inglesina oder die innovativen, hochtechnisierten Wagen von 4moms sind nur einige von vielen Mitbewerbern. Diese Dichte an Konkurrenzfirmen überrascht nicht, denn immer mehr Kunden sind bereit, für designorientierte und hochwertige Produkte mehr Geld auszugeben. Daher hat sich der durchschnittliche UVP mittlerer und gehobener Modelle in den letzten Jahren nicht unerheblich nach oben entwickelt.

Das Beck Handelskontor hat den Vertrieb der britischen Luxus-Marke Silver Cross übernommen. Brigitte Beck, Head of Sales and Design, sieht allerdings auch, dass es ein massives Ungleichgewicht gibt zwischen Anbietern von als „Premium“ bezeichneten Linien und Unternehmen, die das wirklich Exklusive bieten: „Eltern von heute schätzen immer mehr Design, Individualität und Qualität. Da gibt es weltweit nur wenige Hersteller, die Erfahrungen in diesem Bereich haben.“

Es ist wichtig, meint Beck, dass die Flaggschiffe der Marken entsprechend inszeniert werden. Dazu gehört neben einem gewissen Platzbedarf auch eine fördernde Installation mit aufwendigen Dekorationsmaterialien. Nicht nur weil die Verkaufsfläche ein kostbares Gut ist, sondern auch weil mehrere solcher markengebrandeten Aufbauten sich gegenseitig in ihrer Wirkung und Strahlkraft berauben können, ist eine sorgfältige Abwägung wichtig, welchen Herstellern die wichtigen Ausstellungs- und Verkaufsflächen zugestanden werden.

(ch/mp)

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