Start einer neuen Kindermodekette: Kidzkontor

Wo Shoppen künftig
wieder Spaß machen soll:
Mit Kidzkontor entsteht eine neue Filialkette aus eigenen Shops und Franchises.

In der Kindermode sind Impulse dünn gesät. Von daher wirkt die Eröffnung eines neuen Geschäfts mutig. Wer gar gleich eine Kette gründet, kann sich der Aufmerksamkeit der Branche erst recht sicher sein. Dabei steckt hinter Kidzkontor eine alte Bekannte. Childhood Business fragte bei Vera Klöhn nach.

Wer heutzutage ein Fachgeschäft für Kin­derbekleidung führt und noch einmal entscheiden müsste, erneut in das Metier einzusteigen, winkt nicht selten ab oder gibt zumindest zu bedenken, dass es sich um alles andere als einen Selbstläufer handelt. Wenn dann gar eine neue Kids-Fashion-Kette aus der Taufe gehoben wird, dann reiben sich viele Branchenkenner neugierig die Augen. Als Mitte September 2017 eine Meldung die Gründung von Kidzkontor bekannt gab, weckte dies auch das Interesse der Redaktion von Childhood Business. Betreiber ist Rebus Fashion aus Hamburg. Als Geschäftsführer fungieren Torsten Dohmeyer und Annika Just. Operativ ist neben Just noch eine zweite, in der Branche weithin bekannte Akteurin dabei: Vera Klöhn. Klöhn hatte die Kette Kiki Kindermode gegründet und zuletzt rund 65 Filialen mit etwa 230 Mitarbeitern geführt, bis sie vor gut einem Jahr Insolvenz anmelden musste. 31 Filialen und 130 Mitarbeiter übernahm die branchenunkundige Bührmann Gruppe aus Bremen-Borgfeld. Aktuell bestehen noch ein gutes Dutzend der Geschäfte, die nach Angaben von Brancheninsidern bis Ende 2017 ebenfalls eingestellt werden könnten. Das Unternehmen wollte sich dazu auf Anfrage der Redaktion nicht äußern. Und nun also der Neustart von Vera Klöhn? Manches ist anders, vieles hoffentlich besser. Das Unternehmen gehört nicht ihr, aber die Ambitionen sind die gleichen. Childhood Business bat zum Gespräch.

Childhood Business: Mit Kidzkontor entsteht gegen den Markttrend gleich eine Kette an Läden, acht an der Zahl. Wer steckt hinter dem Unternehmen? 

Vera Klöhn studierte Soziologie und übernahm 1997 das erste, 1973 gegründete Kiki-Geschäft. In fast 20 Jahren entwickelte sie daraus eine der wenigen unabhängigen Modeketten, bevor sie 2016 Insolvenz anmelden musste. Seit Mitte 2017 ist die Mutter von zwei Töchtern und drei Söhnen eine der treibenden Kräfte hinter dem neuen Filialkonzept Kidzkontor.

Vera Klöhn: Das ist richtig, der Trend geht sicherlich vermehrt zugunsten des Onlinehandels, zum Nachteil des stationären Einzelhandels. Trotzdem sind wir überzeugt, dass sich gerade unsere Käufergruppe der Eltern vermehrt wieder nach einem „greifbaren“ Einkaufserlebnis sehnt. Von den acht Läden sind fünf im direkten Besitz von Rebus Fashion. Bei den drei übrigen handelt es sich um Franchise­nehmer. Bei allen Standorten handelt es sich um ehemalige Läden der Marke „Kiki Kindermoden“. Wir hatten von Herrn Bührmann die Filialen in Köln und auf Norderney gekauft, als feststand, dass er Ende des Jahres alle Filialen schließen wird. Für diese Filialen haben wir uns nach bestimmten Kriterien entschieden. Uns war es wichtig, dass die Läden nicht zu klein sind und entweder in den Innenstädten oder in Urlaubsorten liegen. Urlaubsorte sind für den Start immer sehr gut, da man dort eine sehr hohe Frequenz hat und Publikum aus ganz Deutschland erreichen kann. Die restlichen sechs Filialen haben wir vom ehemaligen Franchisenehmer Oliver Maronna übernommen, der die Filialen nach neun Monaten aufgegeben hat. Der Kauf war im Vorfeld bereits transparent besprochen und es war klar, dass er die Standorte wieder abgeben will, woraus sich die Übernahme ergeben hat.

CB: Mit Ihrer alten Firma Kiki Kindermode gingen Sie und Ihre Lieferanten baden. Was lief falsch? 

VK: Bei Kiki waren die kaufmännischen Schlüsselstellen falsch besetzt. Ich selbst sehe mich als zuständig für die kreative Entwicklung, ich bin aber eindeutig kein Kaufmann oder Controller. Deswegen waren diese Stellen durch mich nicht gut besetzt gewesen.

CB: Und wer steckt konkret hinter Kidzkontor? 

VK: Die Idee kam vom Geschäftsführer Torsten Dohmeyer, der die Kiki-Insolvenz verfolgte und mich dann gegen Ostern 2017 kontaktierte. In Zusammenarbeit haben wir dann das Modell entwickelt und ich konnte mit meiner fast 30-jährigen Branchenerfahrung einige gute Impulse einbauen, denn die Dinge entwickeln sich ja weiter, kein Konzept ist statisch. Hauptinvestor ist eine süddeutsche Gruppierung, die aber nicht genannt werden möchte.

Operativ stehen hinter dem neuen Konzept „Kidzkontor“ Annika Just, die bei großen Modekonzernen wie Adidas und Bestseller für das Produktmanagement und die Prozessoptimierungen im Retail Business verantwortlich war, und meine Wenigkeit. Ich betreue neben dem Einkauf auch das komplette Retail Management der Filialen. Neben der Ausweitung weiterer Einzelhandelsgeschäfte ist dabei auch der Launch eines eigenen Labels geplant.

Kleine Läden, aber große Ambitionen: Mit bisher acht Ladengeschäften ist der Anfang gemacht. Wenn alles gut geht, sollen in wenigen Jahren Dutzende Filialen dazukommen.

CB: Welche Ziele haben Sie für die kommenden zwölf Monate? 

VK: Wir sind ganz klar mit dem Wunsch gestartet, weiter zu expandieren. Die Filialen, die wir bisher pflegen, sind ja bewährte Bestandsfilialen aus den alten Kiki-Zeiten. Wenn die Struktur dann aber erst einmal steht und die Grundlagen für die Expansion gelegt sind, möchten wir gern neue Läden aufnehmen. Das kann auch sehr gut über die Größe der Kiki-Kette von zuletzt 65 Filialen hinausgehen.

CB: Warum glauben Sie weiterhin an das Konzept einer Filialkette? 

VK: Dadurch, dass die Margen viel geringer als in der DOB oder HAKA sind, zugleich aber eine viel größere Breite an Marken und Produkten abgedeckt werden muss, erfordert die Kindermode einen sehr hohen Einsatz. Wenn man dann auch noch ein gutes NOS-System aufbauen möchte, sind viele Einzelhändler schon am Anfang von diesen Faktoren und dem hohen Arbeitsaufwand sowie Kapitaleinsatz abgeschreckt. Trotzdem glaube ich, dass das Konzept umsetzbar ist, wenn man sich ausgiebig mit der Branche beschäftigt.

CB: Und die künftige Liquidität?

VK: Die Liquidität ist gesichert und wir freuen uns, die Marke „Kidzkontor“ neu zu etablieren.

Aktuell bei Kidzkontor erhältliche Marken:


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