Playtime Paris – es kann nur eine geben

Vier Jahre lang gab es in Paris zwei besuchenswerte Events im Kids-Fashion-Bereich. Mit der Einstellung der Kid Paris entspannt sich der Kalender und man darf sich guten Gewissens voll und ganz der äußerst vielfältigen Playtime Paris widmen.

Paris ist spitze: Gemeinsam mit der Pitti Bimbo gehört die Playtime Paris zu den führenden Events in Europa.

Erfolgreiche Messeformate bringen ohne eigenes Zutun oftmals weitere Satellitenveranstaltungen hervor. Diese wollen sich in der Umlaufbahn einer strahlenden Messesonne schmarotzend wärmen und ihr Auskommen finden oder sie werden von der Anziehungskraft angelockt, bereichern das thematische Sonnensystem durch Trabanten und entwickeln sich entweder selbst zu bewohnbaren Planeten oder stürzen eines Tages ikarusgleich in die Sonne, um spurlos zu verglühen oder um als Treibstoffzufuhr zu dienen. Auch die Playtime Paris, die sich in den letzten zehn Jahren zu der zusammen mit der Pitti Bimbo wichtigsten Veranstaltung in Europa mausern konnte, hatte vor gut drei Jahren für sechs Saisons mit der Kid Paris eine eher stillschweigend geduldete, keineswegs umarmte, schlussendlich aber einfach absorbierte Kindermodeveranstaltung an der Seite gehabt. Offiziell pausiert die in einer attraktiven alten Luftschiff- und Ballonfabrik ausgerichtete, letzten Sommer aber in nicht angemessen geschnittene Galerieräume umgezogene Satellitenmesse vorerst. In der Regel bedeutet das die Einstellung. Zumindest die Kölner Children’s Fashion Cologne ist aus der nach vier Ausgaben avisierten Pause bis heute nicht wieder erwacht.

Satelliten, die wie in Paris zumal so deutlich kleiner ausfallen, können dem Hauptevent der Stadt oft ganz gut zunutze sein. Sie fungieren als Inkubatoren für junge Marken, die erste Erfahrungen sammeln und sich bei Erfolg gestärkt auf den größeren Marktplatz hinorientieren werden. So funktionierte das Nebeneinander in der französischen Hauptstadt auch. Doch obgleich Marken nach ein, zwei Saisons von der Kid Paris zur Playtime Paris wechselten – und zuvor vermutlich im besten Fall gerade Mal einen Platz auf der Warteliste der Playtime bekommen hätten – gab es auch überzeugte Aussteller, die der Kid die Treue hielten. Allerdings hatte die Kid einen Webfehler im Konzept. Die Quadratmeterpreise waren nahezu identisch mit jenen der Playtime.

Marken wie Leoca Paris setzen die unbeschwerte Eleganz der Hauptstadt der Mode gekonnt in Szene.

Zugleich bot sie eine oft als chaotisch erlebte und für die selbst verordnete Preisklasse nicht ausreichend professionelle Organisation. Und trotz des von der Kid angebotenen Shuttle-Services war die Entfernung zur Playtime zu groß. Die Idee, um die Sonne zu kreisen, ist für einen Créateur des Trabants gut, aber hält man zu großen Abstand, verliert sich die Anziehungskraft. Ein Viertel der letzten Kid-Astronauten hat aber bereits Kurs auf die Playtime genommen und wird Ende Januar 2018 in den Hallen im Parc Floral, dem am östlichen Rand von Paris gelegenen Messegelände, landen. Darunter sind ACBC, die im letzten Sommer auch auf der Kids Now zu sehen waren, Birds of Nature und City Goats, schon dem Namen nach flügge werdende Labels, Frou Frou von einer Designerin aus Köln, die in Deutschland kein ausreichendes Interesse fand und insgesamt vier Mal auf der Kid ausstellte, oder auch Enfance Paris und The Original Cavalier.

Playtime Paris: Die Messe bietet nicht nur zahlreiche Marken aus mehreren Bereichen des Kinderkosmos. Auch Installationen, Trendvorschauen und redaktionelle Angebote gehören mit zum Programm.

Ganz unabhängig von der Kid hat sich die Playtime mit dem Berliner Event eine optimale Möglichkeit geschaffen, die eigene Warteliste zu monetarisieren. Wer keinen Platz in Paris in den ausgebuchten Hallen findet oder nicht den Anforderungskriterien des Veranstalters für eine Zulassung entspricht – ja, so etwas gibt es in Paris –, der kann in Berlin starten. Hier finden sich mehr Newcomer als Spill-overs aus Paris, die sich Berlin als weiteren Markt gezielt ausgeguckt haben. Zudem hatte es zwischen den Ausstellerlisten der beiden Formate bis zuletzt noch einige Verschiebungen in Richtung Berlin gegeben.

Auch wenn es mit rund 540 Marken einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr gegeben hat, darf sich jeder Besucher sicher sein, in Paris erneut und ganz verlässlich eine einzigartige, mit rund 350 Exklusivmarken erlebnisreiche und mit fast einem Fünftel neuer Marken sehr inspirierende Messe besuchen zu können. Zusätzlich ist die Playtime auch für Einkäufer von Umstandsmode eine eingeführte Destination mit rund 30 Ausstellern.

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