Ein Sperling will flügge werden

Made in Germany: Mit Avova schicken sich einige ehemalige Britax-Römer-Mitarbeiter an, vom Standort Ulm aus einen neuen deutschen Anbieter für Kinder- autositze zu etablieren.
Made in Germany: Mit Avova schicken sich einige ehemalige Britax-Römer-Mitarbeiter an, vom Standort Ulm aus einen neuen deutschen Anbieter für Kinderautositze zu etablieren.

Im Markt für Autokindersitze schienen zuletzt immer größere Anbieter um Marktanteile zu kämpfen und Wettbewerber zu verdrängen. Manche Anbieter hat es bereits dahingerafft. Nun startet mit Avova ein neuer Hersteller, der auf erfahrene Mitarbeiter und deutsche Qualität setzt. Man kann nur hoffen, dass der Mut belohnt wird. 

Wem klingelt es nicht in den Ohren, wenn er oder sie die Anschrift Blaubeurer Straße 71 in Ulm vernimmt? Hier befand sich bis zum Entscheid in 2016, von Ulm nach Leipheim zu ziehen, der deutsche Stammsitz von Britax Römer. Inzwischen hat das Unternehmen die Ulmer Räumlichkeiten verlassen. Dabei blieben auch einige Mitarbeiter zurück, die entweder den Umzug nach Leipheim nicht mitmachen wollten oder bereits im Herbst 2015 zu den 34 Vollzeitarbeitnehmern beziehungsweise insgesamt rund 100 Mitarbeitern gehörten, deren Stellen gestrichen worden waren.

Doch während anderorts wie in diesem Jahr bei Kiddy in Hofheim die Fachkräfte anderweitig Beschäftigung suchen mussten, hatte sich in Ulm offenbar eine Riege langjähriger Mitarbeiter zusammengefunden, um bereits 2017 eine neue Firma zu gründen. Avova heißt sie und ist seit diesem Jahr als neuer Anbieter auf dem nicht gerade wettbewerbsarmen Markt für Kindersicherheit im Auto aktiv. Geschäftsführer des neuen Unternehmens ist Manfred Held. Über die Geldgeber eines solchen Unterfangens schweigt er sich auch auf Nachfrage aus. Langjährige Mitarbeiter mit Expertise in der Entwicklung, aber auch Fertigung hat Held um sich geschart, dem Vernehmen nach ein gutes Dutzend, die künftig am ehemaligen Standort von Britax Römer, nahe dem Flüsschen Blau und zwischen Baumarkt und Gartencenter gelegen, (nicht nur) dem ehemaligen Platzhirschen zeigen wollen, was eine Harke ist. Einige von ihnen, so Held weiter, entwickelten sogar die ersten Isofix-­Ideen in den 90er-Jahren mit.

Macht man auch aus den Finanziers ein Geheimnis, scheint Geld vorhanden zu sein. Das Eigenkapital wurde von den üblichen 25.000 Euro im Herbst 2018 auf 400.000 Euro erhöht. Das reicht mitnichten aus, um Entwicklung, Mitarbeiter und Produktion auch nur für ein Jahr zu bezahlen, sodass die Frage nach den Akteuren gestellt werden muss, auch wenn es Held nicht so recht gefällt. Die einzige Spur dazu führt aktuell nach Hongkong, da die dort ansässige Tric International Holdings Ltd. seit dem 6. September 2018 inzwischen durch die erwähnte Kapitalerhöhung 100-prozentiger Eigentümer der Avova GmbH geworden ist. Die tatsächlichen Akteure sollen aber aus Deutschland kommen, heißt es aus Kreisen des Unternehmens. Und die Gesellschaft in Hongkong habe lediglich praktische Gründe, um Geschäfte in Asien zu erleichtern. 

Produktion startete in 2019

Avova startet mit drei Kindersitzen: mit dem Kombinationssitz „Sperling-Fix“, der für Kleinkinder und für größere Kinder geeignet ist, und mit zwei Booster-Sitzen, dem „Star“ und dem „Star-Fix“. Lediglich zwei der drei Modelle verfügen über Isofix-Konnektoren, während das Modell „Star“ über den Drei-Punkt-Gurt befestigt werden kann. Alle Sitze weisenr eine „Integrated Side Impact Protection“ auf.
Avova startet mit drei Kindersitzen: Mit dem Kombinationssitz „Sperling-Fix“, der für Kleinkinder und für größere Kinder geeignet ist, und mit zwei Booster-Sitzen, dem „Star“ und dem „Star-Fix“. Lediglich zwei der drei Modelle verfügen über Isofix-Konnektoren, während das Modell „Star“ über den Drei-Punkt-Gurt befestigt werden kann. Alle Sitze weisenr eine „Integrated Side Impact Protection“ auf.

Nun also sind die ersten Produkte da. Erstmals einem größeren Fachpublikum präsentiert wurden sie im Mai 2019 auf der Firmenmesse EK Fun der EK/Servicegroup in Bielefeld. Erste Fachgeschäfte in Deutschland werden nach eigenen Angaben bereits beliefert. Doch da es weder einen Online-Shop auf der Website des Unternehmens gibt, noch einen Store-Locator, fördert eine Google-Suche lediglich eine Handvoll Stores wie Heldentragen, Princess Kinderwagen oder Zwergperten zutage, die bereits Erfahrungen mit den derzeit drei Modellen des Hauses sammeln. Zur Kind + Jugend stellt Avova in Halle 10.2, Stand A011 aus. 

Bei der Entwicklung und Produktion sei alles „made in Germany“, erklärt Held: „Es geht schlicht darum, einwandfreie Autokindersitze zu entwickeln, die zu 100 Prozent alltagstauglich sind, ohne unnötigen Schnickschnack auskommen und genau das bieten, was sie bieten sollen: den bestmöglichen Schutz für Kinder im Auto und unterwegs.“

Die ersten drei Modelle von Avova richten sich an Kinder mit einer Körpergröße von 76 beziehungsweise 100 bis 150 Zentimetern. Alle Modelle sind nach der ECE-Norm R 129 zugelassen, was bei neuen Sitzen unabdingbarer Standard ist. Anders als der „Star“ verfügen „Star-Fix“ und „Sperling-Fix“ über Isofix-Konnektoren, wobei Letzterer der besonderen R-129-Spezifikation „i-Size“ entspricht. Die Preise der beiden höherwertigen Sitze liegen zwischen 199 und 349 Euro. Sitze und Schalen für Kleinkinder und Babys sollen noch folgen. 

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Original aus CHildhood Business:

Cover der Ausgabe 07/2019

Dieser Beitrag erschien in der gedruckten Ausgabe 07/2019 von Childhood Business.

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